Karin von Faber hat als „Hörzu“-Chefreporterin die Goldene Kamera jahrzehntelang begleitet. Im Interview spricht sie über kuriose und komische Begebenheiten

Sie hatte als Schauspielerin begonnen (“Herz von St. Pauli“), gab dann mit Carlheinz Hollmann das Moderatoren-Traumpaar des deutschen Fernsehens (u.a. NDR-„Aktuelle Schaubude“) und wurde schließlich Chefreporterin der „Hörzu“: Karin von Faber war eine der bekanntesten Journalistinnen Deutschlands, reiste um die Welt und interviewte vom US-Präsidenten bis hin zu Stars aus Film, Show und Musik alles, was Rang und Namen hatte. Dank ihrer exzellenten Kontakte war sie maßgeblich am Erfolg der Goldenen Kamera beteiligt.

Was waren Höhepunkte der Goldenen Kamera, die Ihnen in all den Jahren in Erinnerung geblieben sind?

Karin von Faber:

Es gibt tatsächlich einen einsamen Höhepunkt für mich, und das ist der Auftritt des todkranken Rudi Carrell. Dass man vom Team aus den Mut aufbrachte, ihn trotz seiner Krebserkrankung anzusprechen, das hat mich schon beeindruckt. Aber die Rede, die er gehalten hat, die ging unter die Haut. Wie er sich bei seiner Krankenversicherung, dem Klinikum Bremen-Ost und der deutschen Pharma-Industrie dafür bedankt hat, dass er noch lebt, das war ganz und gar ein Gänsehaut-Gefühl. Für mich ging er schon als Showmaster über jeden. Aber wie er an dem Abend auf der Bühne stand und so von quasi oben herab über sein Schicksal sprechen konnte, als ob er von Wolke 7 aus herabschaut, das war unglaublich. Da habe ich mir eine Träne verdrücken müssen.

Über welchen Prominenten, den Sie persönlich treffen durften, haben Sie sich besonders gefreut?

Faber:

Über Heinz Rühmann. Er hatte den Ruf eines Stinkstiefels, der er in Wahrheit gar nicht war. Zumindest bei mir und dem Goldenen-Kamera-Team war er immer extrem liebenswürdig. Ich hatte das Glück, ihn später für die „Hörzu“ während eines Kuraufenthalts noch einmal interviewen zu dürfen. Auch da – zauberhaft. Mir wurde dabei auch klar, warum er einen solchen Erfolg hatte. Nicht nur, weil er humorig den klassischen Underdog verkörperte: Er war als Mann so zart. Es war diese empfindsame Seele, für die das Publikum ihn verehrte.

Über welche Kuriosität können Sie noch heute herzhaft lachen?

Faber:

Herzhaft lachen ist gar nicht so meins, aber es gibt natürlich ein paar Erlebnisse, die sehr komisch waren. Beispiel: Seine Königliche Hoheit Prinz Philip hat sich in der Dankesrede zweimal versprochen. Nach der Verleihung fragte ihn Tierfilmer Heinz Sielmann, ob er eine Kopie der Sendung haben möchte. Die königliche Antwort: „Nein, auf keinen Fall. Nur wenn sie mich rausschneiden, meine Chefin würde das nicht verzeihen.“ „Meine Chefin“, das war natürlich seine Frau, die Queen.

Was war ihr aufregendster Termin, bei dem Sie für die Goldene Kamera waren?

Faber:

Als ich Peter Falk alias „Columbo“ bei Dreharbeiten in L.A. besucht habe. Zuerst musste ich lange warten, aber nun gut, der Mann hat schließlich gedreht. Als ich dann zu ihm durfte, hat er seltsame Sachen erzählt. Dass er mit einem Mädchen im Bett gewesen sei und dass er sein Glasauge, nachdem sie eingeschlafen war, in ein Wasserglas gesteckt und neben sie ans Bett gestellt hat. Er wollte, dass sie es sofort sieht, sobald sie aufwacht. Ziel war, das Mädchen zu vergraulen, um sie wieder los zu sein. Das hat auch geklappt. Als das Mädchen aufwachte, habe sie geschrien und sei weggelaufen. Seither habe er sie nie wieder gesehen. Es war ein bisschen sarkastisch, und als Mensch war er auch schwierig. Aber geschrieben habe ich die Geschichte selbstverständlich. Natürlich gehe ich davon aus, dass er uns verkohlt hat. Aber er wäre zu dem Glasaugen-Gag durchaus fähig gewesen, wie ich mir sagen ließ.

Stimmt es, dass Otto Waalkes seine Goldene Kamera im Taxi vergessen hat?

Faber:

Ja, das stimmt. Gut, dass sie graviert ist (lacht). Otto hat aber wohl auch einen Schlüssel und ein prall gefülltes Portemonnaie liegen lassen. Der Taxifahrer war aber so grundehrlich, dass er alles bei uns abgegeben hat.

Ist es immer einfach, die prominenten Gäste im Saal während der Verleihung ruhig auf den Plätzen zu halten?

Faber:

Bei den Gästen ja, bei den Preisträgern hin und wieder auch nicht. Gérard Depardieu schlich sich zum Beispiel mitten in der Verleihung an die Bar und trank dort mehr als nur einen Wein. Ich bin ihm gefolgt, aber als ich ihn zur Bühne schaffte, war er schon bis oben hin knülle. Auf der Bühne hat man das aber Gott sei Dank nicht gemerkt, da war ich so froh.

Haben Sie viele Starallüren ertragen müssen?

Faber:

Unvergessen bleibt das Treffen mit Catherine Deneuve. Ich bin ja vorher gewarnt worden, dass die französische Diva sehr schwierig sei. Ich kann nur sagen: Das war sie. Sie war regelrecht zickig. Catherine Deneuve sollte zur Verleihung abgeholt werden, und dieses Abholen hat sie dermaßen verzögert. Sie war wohl noch nicht fertig, als wir an ihre Tür klopften. Zuerst hat sie die Zimmertür abgeschlossen und überhaupt nicht mit sich sprechen lassen. Irgendwann hat sie angefangen, auf Französisch zu fluchen, die Tür geöffnet und Seidenkissen herausgeworfen. Erst eine Stunde nach Beginn der Verleihung haben wir die schöne Schauspielerin in den Saal schmuggeln können. Ob sie uns bewusst so hatte zittern lassen, damit sie ihren großen Auftritt hat, ob sie aufgeregt war oder vielleicht nur verschlafen hatte – man weiß es nicht. Als sie abreiste, fehlten jedenfalls in ihrem Hotelzimmer auch Badetücher und der Bademantel.

Wissen Sie, wo die Stars Ihre Goldenen Kameras heute so aufbewahren?

Faber:

Im Badezimmer, in der Küche, im Schlafzimmer, da habe ich schon vieles gehört. Als Lilli Palmer gestorben war, hat ihr Mann die Goldene Kamera versteigert. Ein seltsamer Bursche. „Hörzu“ hat sie dann zurückersteigert. Als Curd Jürgens starb, hat seine Frau angeboten, seine Goldene Kamera als Preis auszuloben. So entstanden unsere schönen Nachwuchspreise: die Lilli Palmer Gedächtniskamera für weibliche Nachwuchsschauspielerinnen und die Curd Jürgens Gedächtniskamera für männliche Nachwuchsschauspieler.

Wem würden Sie ganz persönlich eine Goldene Kamera übergeben?

Faber:

Meryl Streep. Ich weiß, das ist Eulen nach Athen tragen, weil sie schon so viele Oscars bekommen hat, aber sie ist eine ganz zauberhafte Frau und eine sehr gute Schauspielerin. Über sie geht für mich in der Filmbrache nichts.

Inwiefern hat sich die Verleihung in all den Jahren verändert?

Faber:

Ich finde die Verleihung der Goldenen Kamera hat sich sehr verändert. Sie hat heute mehr Glamour, was auch gut ist. Die erste Goldene Kamera fand im Hotel Vier Jahreszeiten mit 150 Gästen statt. Der damalige Chefredakteur war da sehr bescheiden zugange. Sein Nachfolger Peter Bachér schlug schnell andere Töne an. Er sagte: „Da machen wir ein Riesenevent draus.“ Die Verleihung wurde immer aufwendiger und aufwendiger. Heute kommen über 1000 Gäste zur Verleihung der Goldenen Kamera. Geschadet hat ihr das nicht. Im Gegenteil: Für ihre Qualität und ihren Ruf war das sehr nützlich.