Junge Designer zeigen von diesem Sonnabend an eine Woche lang, wie viel Kreativität in ihnen steckt. Alexandra Maschewski gibt schon mal einen kleinen Vorgeschmack

Wo findet man eigentlich Mode aus Hamburg? Natürlich gibt es sie, die bekannten Unternehmen wie Tom Tailor, Closed oder auch Iris von Arnim. Dazu die längst etablierten „Jung“-Designer und Label wie Anna Fuchs, Stefan Eckert oder Herr von Eden. Auch im Geschäft Etage Eins in der HafenCity sind ein paar heimische Designer vertreten. Aber was passiert mit den vielen Einzelkämpfern, die sich vielleicht gerade erst auf eigene Beine gestellt haben oder bislang nur Insidern bekannt sind? Mira Hische hat ein paar von ihnen zusammengebracht und mit ihrem DesignOort eine Veranstaltung erdacht, die Kreativen eine Plattform für Verkauf und Austausch bietet.

„Der gute alte Laden gewissermaßen, aber eben nur für eine begrenzte Zeit“, sagt die 29-Jährige. Nach Stationen an Grindelallee und Schulterblatt im vergangenen Jahr wird der Pop-up-Store bis zum kommenden Sonnabend in der Markusstraße in der Neustadt allen Modebegeisterten offenstehen.

„Wir werden dieses Mal insgesamt neun verschiedene Marken für Frauen und Männer präsentieren“, sagt Mira Hische, die vor drei Jahren ihren Job als Projektmanagerin bei einer Beratungsfirma hinter sich gelassen hat, um sich ganz und gar ihrer eigenen Geschäftsidee zu widmen. Wie sehr ihr der DesignOort (das Wort Oort stammt aus dem Plattdeutschen und bedeutet Ort, Art, Charakter) und seine Akteure am Herzen liegen, merkt man ziemlich schnell. Mit großem Engagement setzt sie sich dafür ein, Mode und Marken bekannter zu machen, die sich nicht nur durch Regionalität, sondern auch durch Qualität und vor allem Individualität auszeichnen.

So wie „Die schöne Lachsin“, Label von Maya Ullrich, die in Hamburg Modedesign studiert und ihr Atelier am Weidenstieg in Eimsbüttel hat. Sogar bei Gucci hat die 28-Jährige schon ein Jahr gearbeitet. Nur um festzustellen, dass sie lieber Dinge erschaffen möchte, mit denen sie sich auch identifizieren kann. „Das, was ich tue, soll so echt wie möglich sein“, sagt die Jungdesignerin und entwirft lieber lässig-urbane Lieblingsteile – Shirts genauso wie Kostüme. Der Austausch mit ihren Kundinnen ist ihr wichtig, ein Projekt wie DesignOort also genau passend.

Abgesehen vom bereits zur Tradition gewordenen After-Work-Shopping am Donnerstag säumen noch zahlreiche weitere Events die entspannte Mini-Modewoche in der Neustadt. Typ-Beratung und Styling-Workshop stehen ebenso auf dem Programm wie kollektives „Tatort“-Schauen am Sonntag. Designerin Christine Krüger vom Label Polynoir bietet einen speziellen Handstrick-Workshop an. Und sie präsentiert überdies ihre extravaganten Accessoires. Umstrickte Perlenketten und Ohrringe etwa sowie handgestrickte Lederarmreifen aus ihrer kleinen Modemanufaktur. Die Designerin gibt ihr Wissen schon seit ein paar Jahren als Dozentin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) weiter. „Hamburg hat eine interessante Nachwuchsmodeszene, und DesignOort macht diese für den Kunden sicht- und kaufbar“, formuliert es Christine Krüger. Das Konzept, die Veranstaltung immer wieder an verschiedenen Standorten zu präsentieren, hält sie für den richtigen Ansatz. „So kann man DesignOort an diversen schönen Orten der Hansestadt begegnen, und viele Hamburger werden darauf aufmerksam, dass unsere Stadt tatsächlich auch eine Modestadt ist.“

Frisch eingetaucht in diese Modeszene seiner Wahlheimat und ganz neu beim DesignOort ist Roger Le Béhérec. Nach mehr als 24 Jahren als Psychologe und Psychotherapeut verspürte er das Bedürfnis, eine „Marktlücke im Herrentextilmarkt“ zu schließen. Unter dem Markennamen RLB Fashion lautet sein Motto: Shorts, Shirts & Socks. Die Idee, Boxershorts, Hemden und Strümpfe „als stilvolle Einheit zu produzieren“, sei vor ein paar Jahren in Paris entstanden. „Warum kann man nicht in einem Laden Teile kaufen, die zusammenpassen? Man würde viel Zeit sparen.“ Roger Le Béhérec belegte sogar Kurse im Modezeichnen, um seine Ideen aufs Papier zu bringen. Alles, damit Männer in Zukunft „stilvoll drunter und drüber“ sein können. „Denn auch wenn man es nicht sieht, entsteht das Gefühl, stilvoll gekleidet zu sein, sobald Mann eine zusammenpassende Kombination anzieht.“ Mode-Psychologie gewissermaßen.

Ob DesignOort eines Tages sesshaft wird, ist noch offen

Mira Hisches Arbeit hat auch einiges mit der Fähigkeit zu tun, sich hineinversetzen zu können. In die Bedürfnisse der Designer genauso wie in die der Kunden. Vom aktuellen Standort in der Neustadt verspricht sie sich einiges. „Unsere Stammkunden reisen uns ohnehin hinterher“, sagt die 29-Jährige und freut sich aufrichtig darüber. Ob es eines Tages vielleicht doch noch einen festen Ort für ihr Projekt geben wird, kann sie noch nicht sagen. „Mir liegt die Abwechslung. Und mir gefällt der Event-Charakter der Veranstaltung. Es wäre schwierig, dieses Tempo 52 Wochen im Jahr durchzuhalten.“