Primeln, Reisefieber, Mode: Bis zum Frühling ist es zwar noch ein bisschen hin, aber Marlies Fischer hat jetzt schon die Vorboten der helleren Jahreszeit aufgespürt.

Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte – so weit ist es längst nicht. Erst einmal ist Mützen- und Handschuh-Wetter, der Tannenbaum steht im Wohnzimmer, Lebkuchen schmecken zu Punsch und heißem Tee. Und doch geht der eine oder andere Gedanke Richtung wärmere und hellere Jahreszeit.

Für Wilfried Harden, 57, ist bereits Frühling. Genauer gesagt schon seit Ende August. Da bekam der Gärtnermeister aus den Vier- und Marschladen die Setzlinge für seine Primeln vom Züchter geliefert. Und seitdem läuft die Operation Primelblüte wie ein Uhrwerk. Jetzt leuchten die Pflanzen in Gelb, Rot, Blau, Orange, Pink oder Weiß um die Wette – der Farbenrausch tut gut an trüben Tagen. „Seit Weihnachten ist unsere Ware im Handel“, sagt Harden, der den Betrieb von seinem Vater übernahm. „Jetzt wollen die Leute wieder etwas Frisches.“ 30.000 Primeln aus Kirchwerder finden über den Großmarkt und die Blumenhändler in die Wohnzimmer der Hamburger.

Dabei blühen die Primeln nicht alle zur gleichen Zeit. „Wenn die Pflanzen von Ende August bis Ende September geliefert werden, topfen wir sie gleich ein“, so Harden. „Das geht halb mit der Maschine und halb mit der Hand.“ Wann dann welche Primel blüht, liegt zum einen an der Sorte und zum anderen an der Temperatur im Gewächshaus. Die Pflanzen, die jetzt in den Verkauf gehen, fühlen sich bei zehn Grad Celsius wohl. „Gelb blüht auf jeden Fall zuerst“, weiß der Gärtnermeister. Die Primeln, die sich noch vier Wochen lang entwickeln sollen, müssen sich mit zwei Grad Celsius begnügen.

Bewässert werden die Pflanzen von unten über Schläuche und Vliesmatten. Bevor die Primeln dann auf Plastiktabletts Richtung Großmarkt gehen, werden alle Pflanzen noch einmal per Hand kontrolliert, verblühte Knospen und gelbe Blätter abgeknipst. „Es soll ja schön aussehen“, sagt Wilfried Harden, dessen Sohn Andre, 33, auch schon in den zehn Gewächshäusern hinterm Deich Verantwortung übernimmt. Ab Anfang Februar hat man in der Gärtnerei ohnehin wieder andere Pflanzen im Kopf. Dann zieht Harden Geranien, Petunien und Männertreu, die pünktlich zur Balkon-Saison ab April verkauft werden. Wilfried Harden hat übrigens keine Lieblingsblume. „Farbe und Sorte sind mir egal. Hauptsache gut gewachsen mit schöner Blüte.“

Während Kaufhäuser und Boutiquen noch dicke Jacken und warme Pullover feilbieten, spielen zarte Stoffe und neue Farben die Hauptrolle in den Lagerräumen. Dort wartet schon die Frühlingsware auf ihren großen Auftritt. „Bei uns geht es am 17. Februar los“, sagt Katja Hünnekens, 45, Pressechefin bei Peek&Cloppenburg Hamburg. „Dann haben wir 400.000 Hosen, Blusen, Kleider, Röcke, Hemden, Pullover, Jacken und Accessoires aus den Frühjahrskollektionen in unseren Verkaufsräumen in Hamburg und Norderstedt.“

Blumendrucke und leicht transparente Stoffe sind in der Mode Trend

Angesagt ist Kleidung für Damen in Pastell- und hellen Grautönen. Herren können sich auf Hemden oder Jacketts in kräftigen Farben einstellen. Außerdem ewig jung für beide Geschlechter: die Farbe Blau und maritime Trends. Im Alsterhaus streckt der Frühling in der Abteilung für Damenmode bereits seine zarten Fühler aus. „Wer Silvester in einem Outfit der kommenden Saison feiern möchte, wird bei uns fündig“, sagt die stellvertretende Abteilungsleiterin Magdalena Polkow, 28. Viel Schwarz, grafische Muster und Blumendrucke, Material-Mix zum Beispiel mit Leder und leichte transparente Stoffe sind die Trends. „Für jeden Geschmack und jede Altersklasse, von der klassischen Eleganz bis zum absolut wichtigen modischen Artikel ist etwas dabei“, verspricht Polkow.

Für Franziska Hamann ist nach dem Dom vor dem Dom. Bei der verantwortlichen Organisatorin in der Wirtschaftsbehörde liegen fast 700 Bewerbungen für den Frühlingsdom vor. „Meine Kollegen und ich bewerten die Anträge und vergeben die 250 Plätze, die auf dem Heiligengeistfeld zur Verfügung stehen“, sagt Hamann, 36. Die Mischung müsse stimmen zwischen Fahrgeschäften und Losbuden, Schankbetrieben, Ständen mit Süßwaren und Wurstbratereien. Bis Jahresende wird das Domreferat die Schausteller für den Frühlingsdom ausgewählt haben. Und Hamann verspricht: „Es wird etwas Neues dabei sein.“

Auch die Reiseveranstalter denken längst an höhere Temperaturen. „Die Kanaren gehören zu den beliebtesten Reisezielen im Frühling“, heißt es bei TUI, dem größten Touristikunternehmen in Europa. Eine Alternative auf der Mittelstrecke zum Sonnetanken seien auch die Kapverden, die mit sehr schönen Stränden und ganzjährig angenehmen Temperaturen aufwarten können. Ebenfalls beliebte Ziele sind die Türkei, Spanien und Griechenland. „Ägypten ist vor allem in den Osterferien gut gebucht“, sagt die TUI-Sprecherin. „Um den Markt und die Nachfrage zu beleben, sind sehr viele Hoteliers bereit, die Preise zu senken.“

In gut elf Wochen ist Frühlingsanfang. Und bei aller Freude über Primeln und leichte T-Shirts: Ein bisschen Schnee an knackig-kalten Wintertagen wäre bis dahin auch nicht schlecht.