814 stirbt Karl der Große, der mit seiner Krönung zum Kaiser im Jahre 800 die antike Idee des universellen Kaisertums für West- und Mitteleuropa wiederbelebt. Sein Reich umfasst riesige Gebiete, so die heutigen Beneluxländer, Frankreich, Deutschland und Norditalien. Damit entsteht die Keimzelle Europas, aber auch der Gegensatz zum Oströmischen Reich, dessen Kaiser in Byzanz ihre Ansprüche als Nachfolger der antiken römischen Kaiser gefährdet sehen.

843 teilen Karls Enkel nach langen Bruderkämpfen das Reich auf. Nominell bleibt die Reichseinheit erhalten, praktisch entwickeln sich das Ost- und das Westfrankenreich auseinander. Aus ihnen gehen im Laufe der Jahrhunderte Deutschland und Frankreich hervor. Zwischen beiden herrscht in der Mitte Kaiser Lothar, dessen Land nach ihm bald Lothringen genannt wird – und für mehr als 1000 Jahre zum Zankapfel zwischen Deutschen und Franzosen wird.

Die Zentralmacht der Könige wird im Laufe des Jahrhunderts geschwächt, die Regionalmächte erstarken. Die Herzöge, vor allem in Bayern, Schwaben und Sachsen (die den Norden Deutschlands beherrschen), steigern ihren Einfluss.

Die Wikingergefahr bleibt das ganze Jahrhundert durch akut, wirksame Gegenwehr gegen die Überfälle der „Nordmannen“ (Normannen) kann nur vereinzelt durch den Adel vor Ort organisiert werden. Auch diese Entwicklung trägt zum Ansehensverlust der fränkischen Könige aus dem Geschlecht der Karolinger bei.

Nord- und Mitteleuropa sind vergleichsweise dünn besiedelt und arm. Kulturell und ökonomisch führend sind das islamische Spanien und Italien, das besonders umkämpft ist: Franken, Griechen, der Kirchenstaat und Araber streiten um die Vormacht.

Deutschland besteht zu größten Teilen aus Wald- und Sumpfgebieten. Städte und Siedlungen wirken wie Oasen im Urwald. Straßen gibt es nur wenige, und die sind meist schlecht. Hauptverkehrsadern sind die Flüsse.