Scones, Afternoon Creme Tea, Cricket oder Rugby: Wer Sehnsucht nach englischer Lebensart hat, findet sie auch hier. Marlies Fischer hat sich auf die Suche begeben.

Sie kennen sicher dieses kleine Bonmot darüber, wie anglophil die Menschen an Elbe und Alster angeblich sind: Wenn es in London regnet, so heißt es, spannen die Hamburger ihre Schirme auf. Tja, an den britischen Humor reicht diese Redensart sicher nicht heran. Aber wer der britischen Lebensart frönen möchte, der findet in der Hansestadt durchaus einige Anlaufpunkte.

Zum Beispiel den Anglo-German Club: Sir John Dunlop, zuerst High Commissioner der britischen Militärregierung und später königlich-britischer Generalkonsul in Hamburg, gründete den Club 1948. Hauptziel war, die Beziehungen zwischen den Briten und den Deutschen nur drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder auf die alte freundschaftliche Basis zu stellen. „Strictly Gentlemen“ als Mitglieder, Damen sind in der stilvollen gelben Villa am Harvestehuder Weg 44 als Gäste gern gesehen. Der Club hat rund 1000 Mitglieder und ist laut einem ehemaligen Hamburger Bürgermeister „die letzte britische Kolonie auf dem Kontinent“ (www.anglo-german-club.de).

Claus-Günther Budelmann vertritt als Honorarkonsul die Farben des Union Jack an der Elbe, seitdem das Britische Generalkonsulat am Harvestehuder Weg 8a am 29. September 2006 seine Türen schließen musste. Der 68-Jährige ist Chef der Berenberg Bank sowie Vorsitzender des Anglo-German Club. Budelmann hat sich schon so sehr um die deutsch-britischen Beziehungen verdient gemacht, dass die Queen ihm den britischen Verdienstorden Honorary Member of the Order of the British Empire (MBE) verlieh. Das Honorarkonsulat ist Neuer Jungfernstieg 20 beheimatet (www.britaininhamburg.de).

„A home from home“ ist für viele Briten Kemp’s English Pub am Mittelweg

Scones mit Clotted Cream, Marmite, Lemon Curd, Cottage Pie, Pimm’s, Cider, Shortbread, englisches Bier, Crisps und Fish ’n’ Chips – wer gerne britisch isst und trinkt, muss in Hamburg nicht verhungern oder verdursten. Bei „British Shopping“ in Bergedorf, „Sweet Suburbia“ in Ottensen und „English Books and British Foods” in Altona gibt es britische Waren und Bücher. Auch gut sortierte Supermärkte und Buchhandlungen führen englische Marmelade, Baked Beans und Lesestoff. Die englische Teezeremonie „Afternoon Cream Tea“ mit Sandwiches, Gebäck, Scones, Erdbeermarmelade und Clotted Cream gibt es in einigen Hamburger Cafés und Hotels. „A home from home“ ist für viele Briten „Kemp’s English Pub“ am Mittelweg, wo sie wie in der Heimat englisches Bier und Cottage Pie genießen können. Und das alles natürlich unter den wachsamen Augen von Queen Elizabeth II. Wirt Gibbon hatte mal einen Pub in Bristol, und seine Frau Tina war Mitglied der „Les Humphries Singers“.

Rugby gilt als eine Raufbold-Sportart, die von Gentlemen gespielt wird

Wer die englische Sprache mag, kann seine Kenntnisse bei verschiedenen Stammtischen vervollkommnen oder in der Hamburg Dining Out Group beim Essen praktizieren (www.meetup. com). „Movies in English“, also englischsprachige Filme im Original, zeigen verschiedene Kinos. Auf der Bühne sind seit vielen Jahren The English Theatre am Lerchenfeld, die University Players an der Universität, die Hamburg Players am Theater an der Marschnerstraße sowie das Theater Rover Rep im Pub The Irish Rover am Großneumarkt beliebt und erfolgreich.

Um die sehr britische Sportart Cricket kümmern sich in Hamburg die Cricket-Abteilung des HSV sowie der THCC Rot-Gelb in Klein Flottbek. Beide Vereine haben internationale Mannschaften und versuchen, den Deutschen das Spiel rund um das Duell zwischen dem Werfer (Bowler) und dem Schlagmann (Batsman) näherzubringen.

Laut einem englischen Sprichwort ist Rugby eine Raufbold-Sportart, die von Gentlemen gespielt wird. Wer sich dafür interessiert, den Ball am Gegner vorbeizutragen oder zu kicken und dadurch Punkte zu erzielen, ist bei den Vereinen des Hamburger Rugby Verbandes gut aufgehoben. Dazu gehören der FC St. Pauli, der Hamburger Rugby-Club, der Hamburg Exiles RFC (Regionalliga), die Hamburg Old Boys und der HSV.

Anhänger der Anglikanischen Kirche finden auch in Hamburg eine geistliche Heimat. In der Anglican Church of St. Thomas Becket am Zeughausmarkt wird die Anglikanische Messe in der Regel am Sonntag um 10.30 Uhr gefeiert (www.anglican-church-hamburg.de). Und rund um Hamburg? Da leben viele Menschen, die gern gewachste Jacken und Gummistiefel tragen und sich ein paar Pferde halten. Westlich von Bad Oldesloe, im Travetal bei Reinfeld, rund um Lütjensee, in der Holsteinischen Schweiz und an den Lauenburgischen Seen sieht es zudem ein bisschen aus wie auf dem englischen Land, der „Rolling English Countryside“: sanfte Hügel, grüne Wiesen, Hecken und Knicks.

Übrigens: Das Wetter ist in Hamburg oft besser als sein Ruf, und auch in London stochert niemand nur im Nebel. Wer in der einen Stadt lebt und die andere mit ihrem Flair kennenlernen möchte, kommt mit Direkt-Flugverbindungen schnell hin und her. Fish ’n’ Chips und Cider schmecken in beiden Metropolen. Und Regenschirme leisten von Fall zu Fall gute Dienste – auf beiden Seiten des Kanals.