Abendblatt-Redakteurin Miriam Opresnik ist gerade in Elternzeit und berichtet direkt von der Wickelfront über das Wechselbad der Mutter-Gefühle. Immer dabei: ihre Tochter ,,Lotti-Karotti'', 3, und der ,,Kapitän'', zehn Monate

Heiliger Bimbam! Ich soll etwas zum Muttertag schreiben? Ausgerechnet ich? Diejenige, die ihre Mutterkompetenz mehr anzweifelt als den Euro-Rettungsschirm. Die sich jeden Tag fragt, ob sie eine schlechte Mutter ist, weil sie ihren Kindern keine Karotten-Muffins mit geschroteten Körnern selbst backt und kein Zucker-Embargo verhängt, weil allein das Durchhalten dieser Maßnahme kräftezehrender ist als ein Lauf um die Alster.

Die jedes Mal ein schlechtes Gewissen hat, wenn ihre Kinder Fernsehen gucken oder mit pädagogisch wertfreiem und ökologisch bedenklichem Plastikkram spielen. Die Angst hat, ihren Kindern die Zukunft zu versauen, weil sie mit ihnen keine Englisch- oder Chinesisch-Kurse für Kleinkinder besucht oder sonst irgendein Frühförderungsangebot wahrnimmt. Na gut. Ein bisschen Kinderturnen machen wir. Kurz: Ich bin eine dieser Mütter im 21. Jahrhundert, die zu viele Ratgeber gelesen haben, sich zu oft mit anderen vergleichen und ständig Angst haben, als Mutter zu versagen.

Es ist aber auch nicht so leicht, wenn man ständig auf jene Supermütter trifft, die immer und überall Feuchttücher und Prinzessin-Lillifee-Pflaster, Gurkensticks und Trinkflaschen dabei haben. Gefüllt mit Tee oder Wasser und nicht mit Fruchtsaft oder Fanta, wohlgemerkt. Die kurz nach der Geburt wieder als Familienministerin, Vorstandsvorsitzende oder zumindest Unternehmenssprecherin arbeiten und trotzdem noch die Zeit finden, Adventskalender zu basteln und zum Babyschwimmen zu gehen. Deren Kinder mit zwei Jahren windelfrei sind und die jeden Morgen Pilates machen. Die immer perfekt organisiert und noch perfekter gestylt sind. Schon klar. So viele Supermamis kann es schon rein rechnerisch gar nicht geben. Aber sonderbarer Weise (die Hormone?) hat man nur Augen für alle, die es anscheinend viel besser machen als man selbst.

Das geht schon im Krankenhaus los. Und holt einen immer wieder ein, bis die Kinder endlich 18 sind und man sie heulend in die Freiheit entlässt. Ich schweife ab. Während die Supermamis spätestens eine Stunde nach der Geburt (natürlich ganz lässig und ohne PDA) ihr Ausgangsgewicht wieder haben, quasi noch am selben Tag mit Rückbildungsgymnastik beginnen und über eine prall gefüllte Milchbar verfügen, die jeden Säugling zum Durchschlafen animiert, schleicht man selbst als Kaiserschnitt-Opfer (nicht mal eine natürliche Geburt habe ich geschafft) über den Flur, schiebt das Babybett vor sich her wie eine alte Frau ihren Gehwagen und unterzieht sich der unwürdigen Prozedur des Milchabpumpens. So geschehen vor zehn Monaten, als mein Sohn geboren wurde.

Hilfe! Das hört sich immer noch komisch an: mein Sohn! Meiner! Meiner! Meiner! Nicht der von meiner besten Freundin, der Nachbarin oder fünf Kolleginnen, die alle vor mir Kinder bekommen haben. Sondern meiner! Ein Geschenk Gottes, ein Wunder des Lebens. Ein Gefühl, das so überwältigend groß und unfassbar ist, dass es dafür kein Wort gibt. Außer Folter vielleicht, weil die Liebe einen um den Verstand bringen und richtig wehtun kann. Aber jetzt mal ehrlich: Wollen Sie das lesen? Zwei Seiten lang? Nö! Weil das Leben mit Baby und Kleinkind nämlich nicht nur die schönste und aufregendste Zeit im Leben ist, sondern auch die anstrengendste, nervenaufreibendste und skurrilste. Irgendetwas zwischen verstrahlter Glückseligkeit und Nervenzusammenbruch. Und das muss doch auch mal gesagt werden. Auch zum Muttertag. Oder gerade dann.

Also, zurück zum Schreihals. Und mit Schreien meine ich nicht das zarte Stimmchen eines Neugeborenen, das sich wie ein zaghaftes Lämmchen anhört. Damit meine ich ein Gebrüll, wie ich es zuletzt im Kino gehört habe - in "Jurassic Park". Ja, ich war lange nicht im Kino ... Kein Wunder also, dass wir Sohnemann Tyrannosaurus nennen. Nur zum Spaß natürlich! In der Geburtsurkunde steht ein klassisch nordischer Name. Obwohl - wenn man seine Kinder schon nach Lebensmitteln benennen darf (Apple, Champagna, Peach oder Pepsi-Carola), vielleicht dann auch nach Dinosauriern?

Wobei sich Tyrannosaurus schnell als etwas holprig herausstellt. Zum Beispiel, wenn man ein gängiges Schlaflied singt und sich das dann so anhört: "Schlaf, Tyrannosaurus, schlaf." Nee, geht gar nicht. Ein neuer Spitzname muss her. Kapitän, zum Beispiel. Weil er es geschafft hat, bei uns an Bord ganz schnell das Kommando zu übernehmen und wir alle nach seiner Pfeife tanzen. Mama, Papa und große Schwester. Wenn der Kapitän ruft, spurt die Mannschaft. Sonst gibt es was auf die Ohren. Und zwar mit Gebrüll.

Nun sollte man meinen, beim Zweiten hat man den Dreh mit dem Schlafen langsam raus. Ist aber leider ein Irrglaube. So wie alle Mythen über die Zweiten, die meiner Meinung nach nur in die Welt gesetzt werden, damit die Menschheit nicht ausstirbt. Ehrlich: Mit dem ganzen Mist, den ich gehört habe, könnte man ein Bio-Karotten-Feld düngen. Von wegen: Die laufen nebenbei mit! Und nachts schon gar nicht. Versuche alles, wirklich alles, damit der Kerl schläft - und nicht auch noch seine knapp drei Jahre ältere Schwester wach schreit und die beiden ein Heul-Duett anstimmen. Singe Lieder, deren Text verboten gehört. Nicht weil der versaut ist - das wäre mal eine willkommene Abwechslung -, sondern mich nachts vor eine schier unüberwindbare intellektuelle Herausforderung stellt: "Aramsamsam, aramsamsam, gulli gulli gulli gulli gulli, ramsamsam"... kennt jede Mutter. Jede Wette. Mit beruhigender Stimme quassele ich auf ihn ein: "Ruhe, du Nervensäge, oder ich geb dich zur Adoption frei." Verfluche den Klapperstorch und das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" und tue schließlich doch immer wieder das, was ich nie tun wollte: Lasse ihn die halbe Nacht an der Milchbar angedockt oder fahre ihn im Kinderwagen spazieren. Im Haus natürlich! Schließlich ist die Nacht draußen dunkler als die Ringe unter meinen Augen. Aber es hilft. Der Kapitän schaukelt in den Schlaf und träumt von einem Leben auf hoher See - oder im Fruchtwasser. Das Parkett hat mittlerweile Spurrillen.

Ach ja. Das mit dem Schlaf ist ja eh so eine Sache. Und es wird auch nicht wirklich besser. Entweder kann man nicht schlafen, weil das Baby schreit - oder man kann nicht schlafen, weil das Baby schläft und dabei mehr Geräusche macht als Windeln voll. Und damit meine ich nicht schreien in allen Tonlagen, sondern seufzen, schmatzen und stöhnen. Piepsen, pusten und pupsen, rascheln und räuspern, quietschen und knirschen. Früher habe ich immer gerne zu Ohropax gegriffen. Allerdings bin ich damit vorsichtig geworden, seit ich im nächtlichen Tran dem Baby fast Ohropax statt Schnuller in den Mund gestopft habe. Doch was noch schlimmer ist (und typisch für leicht paranoide Mütter wie mich) - bei totaler Stille kann ich am allerwenigsten schlafen. Kommt mir dann irgendwie verdächtig vor diese Ruhe. Also raus aus dem Bett, hin zum Babybett, gucken und horchen. Noch mal Hand auflegen. Hebt und senkt sich der Brustkorb? Alles in Ordnung. Schnell zurück ins Bett. Mist! Bin auf einen Haufen Legosteine getreten. Schmerzen im Fuß, Geschrei im Bett.

Ich weiß, das klingt alles verrückt. Aber Sie mit Kindern wissen: Genauso ist es. Und Sie ohne Kinder: Lassen Sie es sich gesagt sein. Eltern sind so und Mütter im Besonderen. Es ist dieser rasante Wechsel zwischen verzweifelter Erschöpfung und rauschhafter Liebe. Zwischen Besinnungslosigkeit und Bedingungslosigkeit. Darauf bereitet einen keiner vor. Gott sei Dank, kann ich nur sagen. Denn das muss man einfach selbst erlebt haben. Man muss all die Dinge selbst tun, die man nie tun wollte. Und damit meine ich: nie. Also wirklich nie, nie, niemals. In tausend Jahren nicht - und nach 40 Wochen Schwangerschaft schon gar nicht. Weil man sich angesichts der Mütter im Bekanntenkreis doch geschworen hat, selbst nicht so zu werden. Sondern es mit dem Streichwurst-Motto zu halten: Ich will so bleiben, wie ich bin. Nur mit Kind eben.

Klappt aber nicht. Wegen des Wortes "nur". Ein Kind ist nicht "nur". Ein Kind ist "alles". Es überfällt uns mit seiner brachialen Anwesenheit, besticht uns mit seiner unendlichen Liebe und verzaubert uns mit seiner ebenso brutalen wie anrührenden Aufrichtigkeit. Es macht aus uns vielleicht bessere Menschen. Andere in jedem Fall. Ich persönlich wollte zum Beispiel nie einen Yoga-Kurs für Schwangere besuchen und unaussprechliche Mantras singen, andere mit Ultraschallbildern oder ekligen Details über die Geburt belästigen. Ich habe mir geschworen, niemals meine Plazenta im Garten zu vergraben oder nach der Entbindung Einwegslips zu tragen, die so heißen, weil es nur einen Weg für sie gibt: in den Müll! Und was soll ich sagen: Ich war kaum schwanger, da ging ich nicht mehr ohne Ultraschallbilder aus dem Haus und hockte in unbeschreiblicher Stellung auf dem Fußboden, wiegte mich wie ein Fakir beim Schlangenbeschwören hin und her und tönte "Mang Sang Wache Guru". Das Versprechen, nach so einem Kursus den Geburtsschmerz einfach wegatmen zu können, hatte mich alle guten Vorsätze vergessen lassen.

Immerhin halte ich mich mit pikanten Details über die Geburt zurück. Die Geburtenzahlen gehen ja eh schon rapide zurück, da muss man die Ahnungslosen ja nicht schon vorher traumatisieren. Dann bekommt womöglich gar niemand mehr Kinder. Wenn ich gefragt werde, sage ich immer: "Fragen Sie lieber nicht" und winke bedeutungsschwer ab. Wer will schon hören, dass Worte wie Glocke, Zange und Dammschnitt nicht im Geringsten beschreiben, was sich wirklich dahinter verbirgt. Und was die Plazenta angeht: Die habe ich natürlich nicht im Garten vergraben. Aber vermutlich nur, weil wir zu der Zeit keinen Garten hatten und ich durch ein Erlebnis bei Freunden eine schwere Plazenta-Phobie habe: Auf der Suche nach Kuchen im Gefrierfach hätte ich nämlich fast versehentlich den Mutterkuchen aufgetaut, der im Sommer unterm Apfelbaum vergraben werden sollte. Noch Fragen?

Womit wir bei einem meiner Lieblingsthemen sind. Essen. Nein, ausnahmsweise geht es mal nicht um meine persönliche Leidenschaft für Nutella, Tütensuppen und Cola-Zero, sondern das Essen für die Kinder - und meinen verzweifelten Kampf, den aktuellen Ansprüchen der Ernährungswissenschaft (sowie der Krabbelmütter, Omas und anderen Besserwisser) nachzukommen. Denn leider ändern sich die Empfehlungen schneller als die Freundinnen von Lothar Matthäus. Sechs Monate voll stillen oder schon nach vier dazufüttern? Gluten im ersten Jahr meiden oder sogar schon während der Stillzeit geben, um Allergien vorzubeugen? Öl in den Brei mischen oder Orangensaft - oder beides? Oder nichts davon?

Die Orientierung im Ernährungs-Dickicht ist komplizierter als im Dschungelcamp. Und was zum Teufel ist eigentlich eine Pastinake, jenes geheimnisvolle Ding, mit dem Säuglinge in die Beikost eingeführt werden? Asche auf mein Haupt (oder meinen Herd) - aber bis zum Beikost-Zeitalter hatte ich keine Ahnung von diesem weißen Wurzelgemüse. Leider darf man das als Mutter ja kaum zugeben, aber ich mache lieber ein Gläschen auf, als selbst zu schälen, schnibbeln, zermatschen, pürieren und servieren. Ich meine, warum soll ich selbst kochen, wenn andere das doch viel besser können als ich? Ich halte ja auch keine Kuh als Haustier, damit ich immer frisches Fleisch habe (oder eine Handtasche). Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit dem Geschmack! Denn egal ob selbst dampfgegart und püriert oder aufgemacht und erhitzt - dieses Pastinaken-Ding schmeckt immer gleich lahm. Gut, vermutlich liegt das daran, dass meine Geschmacksnerven nach jahrelangem Cola-mit-Süßstoff-Konsum etwas geschädigt sind - aber mit diesen nach Styropor schmeckenden Reiswaffeln, Hirsebällchen und Dinkelstangen kann ich mich noch weniger anfreunden als mit der Hebamme im Kreißsaal.

Aber damit ist eh jetzt Schluss, denn der Kapitän ist vom Fressneid befallen worden. Er will das, was wir auch essen - und zwar zackig. Sonst wird es laut. Esse ich Brot und er Brei, schreit er. Esse ich seinen Brei und er mein Brot, schreit er noch mehr. Vermutlich ist es Zeit, mal etwas Schlaues zu dem Thema zu lesen. Vielleicht "Jedes Kind kann richtig essen?" (Ja, das sind dieselben Autoren des Schlaf-Buches, und mir schwant bereits jetzt Böses!).

Die eine Mutter vom Kinderturnen hat mir das Buch empfohlen. Leider weiß ich bis heute nicht, wie sie heißt, denn das Schicksal vieler Mütter ist es ja, ein Leben als Anhängsel ihres Kindes zu führen - als Mutter von Ben, Henri, Luca oder Max, Amelie, Marie oder Sophie. So stellt man sich zumindest meistens in den Babygruppen vor und wenn es doof läuft, verliert man diesen Status nie mehr. Ich meine, es ist schon schwer genug, sich die Namen der Kinder zu merken (sowie deren Geburtsumstände, Geburtsgewicht, Geburtsgröße und die passenden Geschwister zuordnen zu können). Da bleibt so etwas Nebensächliches wie der Name der Eltern natürlich auf der Strecke. Typischer Fall von Stilldemenz, könnte man meinen. Wobei ich vorsichtig bin, was die angeblich hormonell bedingte Vergesslichkeit angeht. Gut, zugegeben, ich kann mich auch nicht daran erinnern, was ich gestern gemacht habe, und vergesse regelmäßig, Feuchttücher, Windeln, Sandschaufel, Sonnencreme, Arnika-Kügelchen, Trinkflasche oder sonst etwas Überlebenswichtiges mit auf den Spielplatz zu nehmen. Aber dafür kann ich die Texte aller Begrüßungs- und Abschiedslieder, Fingerreime und Reiterspiele beim Kinderturnen, Kindersingen und Kindermusizieren auswendig. Ich kann nahezu jede "Lauras Stern"- und "Conni"-Folge fehlerfrei mitsprechen und habe ein fotografisches Gedächtnis, wo im Haus sich welches Spielzeug befindet. Außerdem kenne ich die Namen aller Kuscheltiere und Puppen besser als die unserer ehemaligen Bundeskanzler und Bundespräsidenten. Und das sind nicht wenige - die Kuscheltiere, nicht die Kanzler. Angefangen vom Schni-Schna-Schnullerhund und dem Pferd Flower-Power über den Beschütz-mich-Bären, den Piraten Himpel-Pimpel bis hin zu den Puppen Krümelchen und Anastasia (um nur eine Auswahl zu nennen).

Merken Sie etwas? Ich habe einen kleinen Knall, was Namen angeht. Namenlos bedeutet für mich irgendwie seelenlos (aber bitte nicht auf die Mütter übertragen, deren Namen ich nicht kenne). Natürlich bleiben von meinem Spleen auch die Kindernamen nicht verschont. Inzwischen sind wir bei Puschel, Mausezahn, Stinki und Schnuffel angekommen. Ich weiß, schlimmer geht's nicht. Kann es trotzdem nicht lassen und nenne die Große neuerdings Lotti-Karotti und den Kapitän Flauschi - weil er endlich einen Haarflaum bekommt.

Okay, spätestens jetzt steht wohl fest, dass ich ein bisschen "gaga" bin, um mal eine Vokabel aus einem typischen Eltern-Kind-Dialog aufzugreifen. Denn die Sprache leidet nach einer Schwangerschaft ja mehr als das Bindegewebe. Und damit meine ich nicht nur die Ammensprache mit ihrer übertrieben hohen Tonlage und dem nervtötend langsamen und deutlichen Sprechen. Nein, ich meine dieses schreckliche Verstückeln, Kastrieren und Transformieren von Wörtern und Sätzen. Der Hund wird zum Wauwau, das Pferd zum Hottehüh, die Katze zur Miau - und die Mutter zum Affen. Ich persönlich finde so eine Sprachverunglimpfung ja noch schlimmer als den Gebrauch von Stoffwindeln, die gerade ihr Comeback erleben. In gewissen Kreisen darf man sich ja kaum mit einer Pampers sehen lassen, ohne nicht sofort für den Klimawandel, das Ozonloch, die Abholzung des Regenwaldes und die Pest verantwortlich gemacht zu werden. Gut, lassen wir das. Zurück zur Sprache und jenen Müttern, die jedes "Wort" ihres Babys wiederholen. Das hört sich dann so an: das Baby macht "Aaraargaa" und die Mutter sagt: "Ja, du hast recht. Das ist ein Auto". Das Baby macht ein weiteres gurgelndes Geräusch, das sich ungefähr so anhört: "Grraggaaagbrrrm" und von niemandem verstanden wird - außer von der eigenen Mutter, die begeistert in die Hände klatscht und ruft: "Richtig! Das Auto macht brumbrum."

In solchen Momenten bin ich versucht, das Gebrabbel des Kapitäns auch zu übersetzen. Damit die anderen nicht noch glauben, ich verstehe meinen Sohn nicht. Also, für alle, die es wissen wollen. Wenn er "Gaga lallllalla" macht, heißt das nichts anderes als: "Klar hat die Finanzkrise für große Verwerfungen im Finanzsystem gesorgt und die ökonomische Aktivität stark beeinträchtigt. Aber ich will jetzt trotzdem was zu essen. Und zwar dalli."

Heiliger Bimbam! Jetzt habe ich es tatsächlich getan. Etwas zum Muttertag geschrieben. Ausgerechnet ich! Diejenige, die noch nie einen Babyschwimm-Kurs gemacht hat, sich nicht in der Elternvertretung des Kindergartens engagiert und sich bis heute oft nicht angesprochen fühlt, wenn im Supermarkt ein Kind "Mama" schreit. Diejenige, die für die Allgemeinheit vielleicht keine gute Mutter ist.

Aber für meine Kinder. Weil ich sie trösten kann, wenn sie scheinbar untröstlich sind. Weil ich sie lieb habe, auch wenn sie gerade mal nicht liebenswert sind. Weil ich weiß, dass nachts die Eisbärenlampe brennen und ein Schuh vor der offenen Zimmertür stehen muss, damit sie nicht zufällt. Weil ich weiß, dass Lotti Angst vor der Schlaffee hat und der kleine Kapitän einen Finger umklammern muss, wenn er einschläft. Weil ich die lustigsten Lieder singe und die verrücktesten Bilder malen kann. Weil ich ihre kleine Welt auf den Kopf stelle. So wie sie meine. Und das nicht nur am Muttertag.