Der gut gefüllte Teller ist nicht überall selbstverständlich. Ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus macht bewusst: Selbst in Deutschland hungern Menschen. Weil sie zu wenig Geld verdienen oder keine Sozialleistungen bekommen, „holen sich rund 1,5 Millionen Menschen dauerhaft ihre Lebensmittel bei den Tafeln“, sagt Linda Corleis von „Brot für die Welt Hamburg“. Weltweit sind „815 Millionen Menschen von chronischem Hunger betroffen sowie rund zwei Milliarden Menschen von Mangelernährung“, so die Referentin des evangelischen Hilfswerkes.
Als Gründe dafür nennt sie Krieg und Vertreibung, aber auch den Klimawandel, der etwa zu Dürren auf großen Flächen führe. Das trifft vor allem die Landbevölkerung „80 Prozent der Hungernden leben auf dem Land“, weiß Linda Corleis. 70 Prozent der Hungernden sind Mädchen und Frauen. Neben den klimatischen, politischen und sozialen Auslösern führen auch einseitige wirtschaftliche Interessen zur Armut. So werden etwa indigene Bevölkerungen durch Großinvestoren von ihren Ländereien verdrängt, weil sie keine Besitzrechte nachweisen könnten. Zudem führten neue Wirtschaftsabkommen etwa zwischen der Europäischen Union und afrikanischen Staaten zu wachsenden Problemen. Bei den Wirtschaftspartnerabkommen werden Zölle niedrig gehalten und Märkte geöffnet. Was dann passiert, zeigt das Beispiel Kamerun. „Hier gab es einen florierenden Zwiebelmarkt. Doch die heimischen Produkte wurden von den billigeren Import-Zwiebeln aus Holland verdrängt“, so Corleis.
„Brot für die Welt“ unterstützt Projekte, die die Kleinbauern stärken. „Was sie brauchen, sind Land und Zugang zu Wasser, Saatgut und Dünger für eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft. Dabei helfen wir mit Fortbildungen und günstigen Krediten“, so Corleis. Zum anderen engagiert sich das Hilfswerk aber auch auf der politischen Ebene. „Angesichts der Veränderungen durch die Globalisierung hat die politische Arbeit stark zugenommen. Wir beteiligen uns an internationalen Konferenzen, betreiben bundes- und europaweit Aufklärungs- und Lobbyarbeit.“
Es kann aber auch jeder Einzelne etwas tun. Zum einen besser planen und weniger Lebensmittel wegschmeißen. Nach einer Studie der Universität Stuttgart landen bei uns 82 Kilo Lebensmittel pro Kopf und Jahr im Müll. Zum anderen helfe es, den Fleischkonsum zu reduzieren. „20 Prozent der Nahrungsmittel stammen aus Entwicklungsländern. Um das für Deutschland benötigte Tierfutter Soja anzubauen, ist allein in Lateinamerika eine Fläche von der Größe Mecklenburg-Vorpommerns nötig. Weniger Fleischverzehr verringert den Wasser- wie den Futtermittelverbrauch“, sagt Corleis. Wer sich weiter engagieren will, kann bei „Brot für die Welt Hamburg“ an einer Gruppe mit Ehrenamtlichen teilnehmen, die sich einmal im Monat trifft.
Nächstes Treffen: 29.5., 18 Uhr, Königstr. 54. Infos: www.hamburg.brot-fuer-die-welt.de, T. 30 62 03 41
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