Ich wohne in einer Straße, in der es leichter ist, abends zu parken als tagsüber. Dass ich das erwähnenswert finde, mag den verblüffen, der weiß, dass ich gar nicht Auto fahre. Aber ich bin, warum auch immer, sehr aufmerksam, was Autos betrifft. So interessiere ich mich nicht nur für das Design von Rücklichtern oder die aktuellen Trendfarben der Karosserien, sondern eben auch für Parkplätze. Natürlich finde ich es furchtbar, wenn Autos so parken, dass weder Fußgänger noch Radfahrer passieren können. Aber ich kann mich genauso freuen, wenn andere zu ihrer eigenen Überraschung einen freien Parkplatz in den oft vollständig zugeparkten Straßen ergattert haben.
Das passiert mir auch in meiner jetzigen Wohnstraße. Sie wird gerade am Wochenende von Menschen angesteuert, die einen Parkplatz suchen. Und, wenn sie einen gefunden haben, in den allermeisten Fällen sichtbar gut gelaunt aus ihrem Auto steigen. Das hat sicher auch damit zu tun, dass sie wegen etwas Schönem hierherkommen, etwa weil sie von hier aus zum Joggen oder Spaziergang starten.
Auf jeden Fall hat diese Beobachtung mich dazu gebracht, aufmerksamer zu werden für die Orte in unserer Stadt, an denen – aus welchem Grund auch immer – fast verlässlich gut gestimmte Menschen zu finden sind. Ich möchte sie gerade dann aufsuchen, wenn mir Hektik und Stress bestimmend erscheinen: Orte wie den Japanischen Garten in Planten un Blomen oder die Skulptur einer jungen Frau an der Außenalster, die immer einen frischen Blumenstrauß in der Hand hält. Oder die Türme unserer Hauptkirchen und die Plaza der Elbphilharmonie. Sie zu besteigen lohnt sich nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen der guten Laune ihrer Besucher. Und ich besuche auch gern die Kerzenbäume in den Kirchen. Wenn ich die brennenden Kerzen sehe, berührt mich, wie viele Menschen um mich herum Dankbarkeit spüren oder ihrer Hoffnung und Sehnsucht einen sichtbaren Ausdruck verleihen.
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