Kirche

Der geborene Unternehmer

| Lesedauer: 6 Minuten
Sabine TEsche

Sein Glaube bildet für Andreas Fischer-Appelt eine Wertebasis, die ihm Sicherheit und Halt auch in Krisensituationen gibt. Seine Fähigkeiten und Kreativität als Kommunikationsexperte stellt er der Stiftung St. Michaelis zur Verfügung

Sabine Tesche

Am liebsten sitzt Andreas Fischer-Appelt mittendrin im Parkett des Michels. Gern immer auf einem anderen Platz, weil die Perspektive dann so unterschiedlich ist und er mal die Emporen, mal den prächtigen Altarraum im Blick hat. „Als Kind war ich mit meiner Familie hier öfter beim Weihnachtsgottesdienst, aber wir waren immer so spät dran, dass wir uns ganz weit oben in die Ecke gequetscht haben. Ich saß dann auf dem Boden“, erinnert sich Fischer-Appelt und lacht fröhlich.

Inzwischen hat der Kommunikationsexperte als ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Stiftung St. Michaelis die ungewöhnlichsten Bereiche der Hauptkirche kennengelernt, saß bei einem Privatkonzert nach der Renovierung der Orgel neben dem Organisten und war natürlich auch bei der Einweihung der neuen Uhrschlagglocken vor drei Jahren dabei. Schließlich war er es, der gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stiftung, Michael Kutz, die erfolgreiche Kampagne entwickelt hatte, bei der mehr als 1200 Michelfans 350.000 Euro für die Friedensglocken spendeten. Für die Stiftung ist Andreas Fischer-Appelt, der mit seinem Bruder Bernhard Deutschlands größte PR-Agentur leitet, ein Glücksfall. „Andreas ist sehr kreativ und hat immer neue Einfälle, wie man die Schätze des Michels den Menschen näherbringen kann“, sagt Kutz.

Seine eigenen Ideen und Projekte konnte Andreas Fischer-Appelt schon als Kind gut verkaufen. „Bei den Gartenfesten meiner Eltern habe ich als Zwölfjähriger Mitglieder für meinen Naturschutz-Club geworben. Für ein paar Mark gab es dazu eine von mir gestaltete Zeitschrift“, erzählt der heute 53-Jährige. Seine Eltern zogen Ende der 70er-Jahre von Hamburg aufs Land nach Quickborn-Heide. Sie ließen ihm und seinen beiden Geschwistern dort viel Freiheit, sich zu entwickeln. „Wir hatten eine wunderbare Kindheit. Es gab keine Erwartungen und Vorschriften, was wir machen sollten.“

So sind zwar alle Kinder getauft und konfirmiert, und es gehörten regelmäßige Abend- und Tischgebete zum Alltag, aber in den Gottesdienst am Sonntag gingen sie nur selten – obwohl der Vater Theologe ist. Doch Peter Fischer-Appelt hatte durch sein Amt als Universitätspräsident immer viel zu tun und daher weniger Zeit für die Kinder. So war es die Mutter, die die Erziehung der beiden Söhne und der Tochter in klassischer Rollenverteilung übernahm. „Wenn es aber um intellektuelle oder politische Fragen ging, war mein Vater immer ansprechbar.“

Auch bei Andreas Fischer-Appelt ist es seine Frau Anja, eine Juristin, die die vier Kinder – drei Söhne und eine Tochter zwischen acht und 17 Jahren – überwiegend erzieht, auch was die Vermittlung christlicher Werte angeht. „Neben Astrid Lindgren hat sie den Kindern früher viel aus der Kinderbibel vorgelesen. Uns ist beiden wichtig, dass die Kinder eine christliche Grundbildung bekommen.“ Der Glauben an Gott bildet für Andreas Fischer-Appelt die Wertebasis seines Lebens, etwas, das er nie infrage gestellt hat und von dem er glaubt, dass es ihm in bestimmten kritischen Situationen Selbstvertrauen, Zuversicht und Stärke gibt. „Ich habe immer das Gefühl, dass es jemanden gibt, der mich hält.“

Je älter er werde, desto mehr suche er auch die Gemeinschaft der Kirche, sagt er. Er und seine Familie sind Gemeindemitglieder der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern, und Andreas Fischer-Appelt begleitet seine Kinder gern zu den Gottesdiensten. „Ich bin ein Familienmensch und besonders schön finde ich es, wenn die Kinder während ihrer Konfirmandenzeit die Gottesdienste aktiv mitgestalten“, sagt Fischer-Appelt. Für ihn ist der Kirchenbesuch auch eine Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen vom stressigen Arbeitsalltag.

Andreas Fischer-Appelt ist der geborene Unternehmer, einer, der immer bereit ist, Neues auszuprobieren, und durchaus risikofreudig ist. Mit seinem Bruder Bernhard hat er schon als Abiturient eine norddeutsche Schülerzeitung entwickelt und produziert, die die Geschwister an mehr als 30 Schulen verteilten. „Die Zeitung gab es für die Schüler umsonst, aber mit den Anzeigen haben wir richtig Geld verdient“, erinnert sich der PR-Experte. Davon kauften die Brüder sich den ersten Apple-Macintosh-Computer, gründeten eine Public-Relations-Agentur und nahmen kleinere Aufträge an. „Ich hatte da gerade ein Wirtschaftsstudium in Hamburg begonnen, das ich dann in Baltimore in den USA weiterführte. Nach dem Studium hatten wir Tag und Nacht zu tun in unserer Agentur, sodass mein Master-Essay dabei auf der Strecke blieb“, sagt Andreas Fischer-Appelt, und man merkt ihm an, dass ihn das ein klein wenig wurmt – auch wenn der Erfolg ihm recht gab.

Die Brüder engagierten sich zunächst im Umweltschutz, entwickelten große Kampagnen zur Abfallvermeidung für Landkreise in Schleswig-Holstein. Inzwischen gibt es kaum einen Bereich, in dem die beiden Brüder keine Werbung und Kommunikation sowie Marketing betreiben. FischerAppelt-Agenturen mit mehr als 500 Mitarbeitern gibt es inzwischen an sieben Standorten in Deutschland, zudem in Katar und New York. „Es gab bei uns zu Beginn keinen Businessplan, Bernhard und ich sind einfach Macher“, sagt Fischer-Appelt lächelnd.

Wer so viel Glück im Leben hat, könnte leicht abheben. Davon ist Andreas Fischer-Appelt weit entfernt. Er ist ein sympathischer, herzlicher Mensch, einer, der positiv denkt und den wenig aus der Ruhe bringt. Letzteres ist offenbar die wichtigste Eigenschaft für einen erfolgreichen Unternehmer. „Man muss immer gelassen bleiben. So kann man Krisen, die wir auch in der Agentur in den ersten Jahren durchaus hatten, gut verkraften.“ Der vierfache Vater empfindet tiefe Dankbarkeit. „Bei mir ist sicher nicht alles perfekt, aber mein Leben ist so, wie ich es mir immer gewünscht habe: total spannend.“

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Kirche