In der Verlängerung von Mühlenkamp und Hofweg haben sich inzwischen einige Läden mit besonderen Angeboten niedergelassen.

Hamburg. Das Gebäude mit der Nummer 39 ist sein Zuhause. Seine Wohnung im vierten Stockwerk und die Bäckerei im Erdgeschoss. Hier betreibt die Familie von Kurt Pritsch (54) bereits seit 1949 das gleichnamige Traditionsunternehmen. Und so ist sein Leben mit der Papenhuder Straße eng verbunden. Hier verbrachte Pritsch seine Kindheit. Hier arbeitet er jetzt seit mehr als 20 Jahren als Chef der Firma. "Das hier ist mein Leben", sagt er, und die Worte klingen aus seinem Mund nicht pathetisch, sondern ehrlich. Pritsch und seine 55 Mitarbeiter sind Spezialisten für Ciabatta. Vor mehr als 30 Jahren wurde in der Backstube das deutschlandweit erste italienische Weißbrot nach Originalrezept gebacken, sagt er. Da wundert es nicht, dass Pritsch Hotels und Restaurants mit dem Brot beliefert. Aber auch seine anderen Waren sind gefragt. Und so herrscht am Vormittag ein reges Kommen und Gehen in der Bäckerei. Eine junge Frau bestellt sich einen Kaffee, dazu eine Blaubeeren-Tarte. Eine alte Dame möchte Brötchen, und zwei Freundinnen frühstücken in der Sonne. Pritsch beobachtet alles mit einem Lächeln. "Da sehen Sie, wie lebendig es hier ist", sagt er. An der Straße herrsche eine gute Nachbarschaft. "Wir sind eine fröhliche Gemeinschaft."

Wenige Meter weiter hat Gerda Hüsch (70) gerade ihr Geschäft mit der dunkelroten Fassade aufgeschlossen. Die ältere Dame ist eine Institution in der Straße. Seit 37 Jahren betreibt sie ein Spezialgeschäft mit Weihnachtsschmuck - das ganze Jahr. Gerda Hüsch sitzt an einem Tisch, hinten im Laden, in einem schwarzen Kleid. Um sie herum glitzert es. Weihnachtsbäume mit Schmuck in Rosa und Lila, Engel, Weihnachtsmänner und Tausende Weihnachtsbaumkugeln in den verschiedensten Farben und Formen. Da gibt es Schiffe, Käseecken, Tomaten oder fliegende Fische und Dinosaurier. "Die sind in diesem Jahr der Hit", so Hüsch. Sie will sich Stück für Stück aus dem Geschäft zurückziehen, Tochter Julia soll übernehmen. "Langsam reicht es", sagt Hüsch und zieht an ihrer Zigarette.

Läden wie die von Kurt Pritsch und Gerda Hüsch gibt es viele an der Papenhuder Straße. Drogerieketten, Supermärkte oder Filialen von Bekleidungsunternehmen sucht man hingegen vergeblich. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Straße mit den alten Bäumen und den majestätischen Häusern wie die Stiefschwester des Mühlenkamp wirkt, der nicht weit weg ist. So kommt es einem zumindest vor. Am Mühlenkamp herrscht mehr Trubel, die Cafés sind überfüllt. Auf der Papenhuder Straße sind ebenfalls Menschen unterwegs, "wir werden hier aber nicht so wahrgenommen wie der Mühlenkamp", sagt auch Pritsch.

Dabei hat die Papenhuder Straße viel zu bieten, sehr viel sogar. Rechts und links der Straße reihen sich Spezialgeschäfte mit besonderen Angeboten aneinander, mehr als 20 sind es derzeit. Da gibt es Geschäfte wie das Taucher-Zentrum Planet Scuba, das Hutgeschäft PapenHut, die Pelzläden Monika Rahardt und Bruns, das Koch + Design Haus oder Nobody is perfekt. Hier verkauft Nicole Stephani Dinge, die das Leben einfacher machen. "Jeder kennt hier jeden, und jeder hilft jedem", sagt sie und winkt hinüber zu Gerda Hüsch, die sich vor ihrem Laden in die Sonne gesetzt hat. Aaron Neumann, Inhaber der Galerie Aaron, ergänzt: "Die Straße hat viel Potenzial."

Zwischen all diesen Spezialläden hat sich auch eine Berühmtheit niedergelassen. Die großen bunten Rüsseltiere im und über dem Schaufenster weisen den Weg zum Komiker Otto Waalkes. In der Nummer 61 hat der Rüssl Musikverlag seinen Standort, hier sitzt auch das Management des Ostfriesen und der Versandhandel für seine Produkte. "Oft kommen Interessierte und Touristen herein, wollen wissen, was sich hinter dem Schaufenster verbirgt", sagt Linh Lu, Mitarbeiterin des Rüssl Musikverlags. Und nicht selten "springt" Otto Waalkes auch herein.

Abends, wenn alle kleinen Geschäfte ihre Türen geschlossen haben, wird es aber noch lange nicht ruhig in der Papenhuder Straße. Denn dann erwachen die Restaurants und Kneipen zum Leben. Wie die Uhlenhorster Weinstube, das Rexrodt, das Diodos oder das Gustofino. Dessen Inhaber Gerardo Goffredo und Nicola Rossi bieten ihren Gästen eine Mischung aus italienischem und japanischem Essen an. Sie haben erst vor wenigen Wochen ihren Laden eröffnet und sind begeistert. Damit haben alle Geschäftsleute hier eins gemeinsam. Sie lieben die Papenhuder Straße und die eingeschworene Gemeinschaft. Dabei wird jeder Neuankömmling hier auf der Uhlenhorst willkommen geheißen. Bäcker Pritsch fasst es für alle zusammen: "Zu Hause eben."

Die nächsten Folgen: 19. August: Curslacker Deich (Curslack), 21. August: Heubergredder (Alsterdorf), 24. August: Talstraße (St. Pauli)