Fußballtrainer und früherer Torjäger nimmt mit einem 0:0 gegen Ottersberg Abschied von den Kehdinger Fußballfans. Auch Alexander Martens und Nico Matern sagen adé

Drochtersen. Es ist schon eine bittere Ironie des Schicksals, dass sich der ehemalige Top-Torjäger und jetzige Trainer des Fußball-Oberligisten SV Drochtersen/Assel ausgerechnet mit einer Nullnummer gegen den TSV Ottersberg nach zehn Jahren an der Seitenlinie von der heimischen Kulisse verabschiedet. In einer zerfahrenen Partie machte der wortkarge Norddeutsche seinem Ruf als Anti-Klopp mal wieder alle Ehre. Ruhig, besonnen und meist mit verschränkten Armen verfolgte der 45-Jährige in seiner Coaching-Zone das mäßige Treiben seiner Spieler auf dem grünen Rasen. In der kampfbetonten, zerfahrenen und spielerisch armen Partie waren fußballerische Leckerbissen ebenso Mangelware wie Torchancen.

Die beste Möglichkeit zur Führung vergab Danny-Torben Kühn zu Beginn der zweiten Halbzeit, als er den Ball freistehend aus kurzer Distanz am linken Pfosten vorbei drosch - viele der 230 Zuschauer hatten den Jubelschrei schon auf den Lippen, so klar war die Chance. Nur in dieser Situation zeigt Jagemann Emotionen, als er kurz den Springteufel mimt. Das war es aber auch schon an Berichtenswertem vom Spiel. Die netten Szenen spielten sich abseits des sportlichen Geschehens ab. Auf der Tribüne versorgte Carsta Gooßen, die Mutter von Vereinschef Rigo Gooßen, eigens aus Hamburg angereiste Besucher mit wärmenden Decken und Freibier und erzählte, dass sie seit Jahren eine Dauerkarte besitze: „Ist doch selbstverständlich, man muss den Verein doch unterstützen. Wir haben hier ja sonst nicht so viel.“ Außerdem wolle sie natürlich Enkel Thilo spielen sehen: „Der Rigo hatte ja früher nicht soviel Talent.“

Das 0:0 nahmen die Zuschauer fast teilnahmslos hin, wenig berauschende Auftritte im eigenen Stadion zogen sich wie eine Perlenschnur durch die Saison, die Statistik weist nur vier Siege und vier Remis aus. Die großen Gefühle brachen erst nach Abschluss der 90 enttäuschenden Minuten aus vielen Akteuren heraus. Denn nicht nur Jagemann, der das Zepter an Enrico Maaßen weiterleitet, hört auf. Auch Alexander Martens und Nico Matern (wechselt zu Hansa Rostock II) gaben ihre Abschiedsvorstellung im Kehdinger Stadion. Der Vereinsvorsitzende Rigo Gooßen entließ das Trio mit launigen Worten und Blümchen in ihre neue Heimat. Sichtlich gerührt reagierte der sonst so knochenharte Gelbe-Karten-König Alexander Martens – er war plötzlich butterweich, sagte mit stockenden Worten („ein geiler Verein“) ade. Emotionaler Höhepunkt war die laut beklatschte Verabschiedung von Lars Jagemann. Rigo Gooßen bedankte sich für „zehn tolle Jahre“; die Schlussworte des Geehrten lauteten: „Ich bin und bleibe ein Kehdinger Jung.“ Eine Kleine Notlüge: Jagemann hat zwar nur für Wischhafen und Drochtersen/Assel gespielt, wurde aber in Stade geboren.