Mark Haupt und Sebastian Formella gehören zum WBO-Kampfabend in Neugraben

Neugraben. Der Kampf der starken Männer um die Europameisterschaft ist das glamouröse Hauptspektakel bei der Boxgala der Profis am heutigen Freitagabend in der CU-Arena in Neugraben. Der Titelkampf der World Boxing Organisation (WBO) über zwölf Runden ist für 21.45 Uhr angesetzt. Die Zeit muss in etwa eingehalten werden, weil dieser Kampf von Eurosport live (ab 20.15 Uhr auf Sendung) im Fernsehen übertragen wird. Um den Titel im Cruisergewicht (rund 90 Kilo) schlagen sich der Albaner Nuri Seferi und der Ungar Tamas Lodi.

Für Boxfans aus Neugraben und Fischbek und dem Hamburger Süden allerdings beginnt erst nach der Europameisterschaft der aufregende Höhepunkt. Dann erst klettern Sebastian Formella und nach ihm Mark Haupt zwischen die Seile. Die beiden Kämpfer, die über viele Jahre hinweg als Amateure dem TV Fischbek Ruhm und Ansehen in ganz Deutschland einbrachten, präsentieren sich ihren Anhängern erstmals im Profigeschäft. „An Verwandte, Freunde und Arbeitskollegen haben wir mehr als 200 Karten verkauft“, sagt Sebastian Formella, „die werden für Stimmung in der Halle sorgen, egal wie spät es ist.“

Der Kampf von Mittelgewichtler (72,5 Kilo) Formella ist über vier Runden angesetzt. Sein Gegner Andreas Koelldorfer kommt aus Österreich und aus dem Kickbox-Geschäft. „Die haben immer viel Kondition“, weiß der 26-Jährige, „mein Trainer Elias Förster hat mich auch vor seinen gefährlichen Schwingern gewarnt.“ Für Formella, den vielfachen Hamburger und norddeutschen Amateurmeister, ist es der dritte Profikampf. Die beiden ersten gewann er durch K.o.

Mark Haupt, sein engster Freund und langjähriger Amateurtrainer, ist den Weg ins Profigeschäft vorausgegangen. Seine ersten vier Kämpfe im Halbschwergewicht (79,8 Kilo) beendete er alle frühzeitig in Runde zwei mit einem Schlag. Beim fünften Kampf in der Vorwoche in Fürstenwalde hat er erstmals ein Unentschieden akzeptieren müssen. Als Lokalmatador in der CU-Arena muss er sich mit einem kleinen Muskelpaket aus Ungarn auseinandersetzen, der im Ring nur eines kennt: angreifen und draufhauen. Jozsef Kormany heißt das ungarische Temperamentsbündel und auch der ist mit seinem dritten Kampf ein Seiteneinsteiger im Profizirkus. Als Amateur musste Mark Haupt nach mehr als 100 Einsätzen aufhören, weil er mit 34 Jahren die Altersgrenze überschritten hatte. Den Neuprofi heute nach seinem Alter zu fragen, führt zu verzwickten Verhandlungen. „Einigen wir uns auf 39 Jahre“, sagt er und schaut einen mit diesem schalkhaften Straßenjungen-Blick an. Was er in dem Alter überhaupt noch in diesem Geschäft will? „Deutscher Meister werden“, kommt die Antwort schnell wie seine rechte Gerade.

Und was müssen die beiden erfahrenen und erfolgreichen Amateurkämpfer im Profigeschäft lernen? „Härter zuschlagen“, sagt Sebastian Formella spontan. „Sich konsequenter an die vorgegebene Taktik halten“, sagt Trainer Elias Förster. „Sie müssen kontrolliert und diszipliniert den Weg gehen, den ich vorgebe. In Kämpfen über sechs, acht oder mehr Runden dürfen sie sich nicht aus dem Konzept bringen lassen.“ Und Formellas bei den Zuschauern so beliebte Show- und Tanzeinlagen, muss er sich die abgewöhnen? „Die mache ich ja nicht, um den Gegner bloß zu stellen“, wehrt er sich. „Die mache ich, um Spannung abzubauen und mich wieder zu konzentrieren. Den Zuschauern gefällt das, das wird sich vielleicht auch heute Abend zeigen.“

Der Gong zum ersten der insgesamt neun Kämpfe bei dieser Boxveranstaltung erklingt kurz vor 19 Uhr. Mark Haupt und Sebastian Formella werden nach 22 Uhr kämpfen. Wer Sebastian, dem Gute-Laune-Jungen dafür viel Glück wünscht, wird ausgebremst. „Nicht viel Glück, das klingt nach einem harten Kampf“, sagt er, „bei mir heißt das viel Spaß!“