Sieben Senioren-Standardturniere beim Tanz-Turnier-Club Harburg mit der Rekordbeteiligung von 105 Paaren

Harburg. „Bei mir bist Du schön ... lala la lala.“ Beim Gedanken an diese Liedzeile ist sofort die Musik im Kopf und dazu die lebensfrohen, bunten Bildern vom Tanzturnier des TTC Harburg im Harburger TB. Mitten in der Aula der Grundschule am Kiefernberg wirbeln sich drehend und hüpfend und schwingend die Paare. Die Damen in farbenfrohen Ballkleidern, wie Gerda Schöning in fröhlichem Gelb. Ehemann Georg wie alle Herren im Frack und mit weißer Fliege. Die Zuschauer an den Tischen klatschen begeistert den Takt mit bei diesem Quickstep, auch für das Paar vom Tanzclub Blau-Weiß Auetal aus Bliedersdorf. Der Quickstep ist der temperamentsvollste und schnellste der fünf Standardtänze.

Insgesamt 21 Paare sind zum sportlichen Wettbewerb in der höchsten, der S-Klasse, angetreten, um bei den ältesten aktiven Senioren ihre Sieger zu ermitteln. In dieser Klasse 4 muss einer der Tänzer mindestens 65 Jahre alt sein, der andere darf höchstens fünf Jahre weniger zählen. Sieben Paare sind in der Vorrunde ausgeschieden. Die anderen bereiten sich auf die Zwischenrunde vor, tupfen sich Schweißperlen von der Stirn, rauen die Sohlen ihrer Schuhe auf. Der Moderator ruft die ersten Paare für den Langsamen Walzer aufs Parkett. Darunter auch Jutta Adler und Horst Blunder vom gastgebenden TTC Harburg.

Viele Augen verfolgen die beiden. Allein ihr Ballkleid, auffallend schön in safran-gelb und tango-rot. „Augenblick“, zweifelt Jutta Adler später, „ist das wirklich tango-rot? Jedenfalls habe ich die Farbe nach meinem Lippenstift ausgesucht.“ Über ihren Mann flüstert eine Frau von der Organisation: „Der Herr Blunder ist schon 76 Jahre alt.“ Der pensionierte Bauingenieur war 61, als Jutta Adler ihn zum ersten Training mit Andrea Kiefer auf die Fläche zog. „Nein, hat er danach gesagt“, erzählt sie 15 Jahre später, „das ist mir zu schwierig, das lerne ich doch nicht mehr.“ Aber die neue Liebe wird ihm wohl geholfen haben. Jutta Adler tanzte schon viele Jahre Turniere. Ihr Mann war verstorben. Auch Horst Blunder war Witwer, aber immer schon begeisterter Partytänzer. „Wir durften in der C-Klasse starten“, erzählt sie, „und sind dann zügig aufgestiegen.“

Drei Mal in der Woche trainieren sie, haben dazu ein Trimmrad zu Hause, sie walkt regelmäßig. „Mehr als 600 Turniere haben wir inzwischen getanzt“, hat Horst Blunder festgehalten. „Natürlich haben wir jedes Mal aufs Neue den Ehrgeiz, nur nicht Letzte zu werden. Wenn man sich in der höchsten Klasse behaupten will, kann man sich nicht zurücklehnen. Tanzen auf diesem Niveau hält einen wach und fit, geistig und körperlich. Wir haben schon in Wien, Antwerpen, Irland und Frankreich getanzt. Und wir überlegen, im Mai bei den Weltmeisterschaften auf Mallorca zu starten.“ Beim Turnier in Harburg wurden die beiden Zehnte.

Walzer, Tango, Foxtrott und Slowfox – für Gerda und Georg Schöning heißt das, für ein paar Stunden weg vom Alltag, raus aus den Zwängen und Problemen. „Für mich ist das Entspannung pur“, sagt der einstige Vorstandsvorsitzende eines Hamburger Unternehmens. Geweckt wurde die Begeisterung in einem Tanzkreis, wie bei den meisten, die dann im Turniersport die Herausforderung suchen. Das liegt 25 Jahre zurück. Seit 16 Jahren gehört das Ehepaar zum Tanzsportadel in der S-Klasse. Auch wenn man aus dieser Elite der Amateure nicht wegen mangelnder Leistung verstoßen werden kann, bleibt der Ehrgeiz in dieser ältesten Seniorengruppe frisch.

Auch Georg und Gerda Schöning verfeinern drei Mal in der Woche ihr Zusammenspiel. Dazu tanzen sie zehn bis 15 Turniere pro Saison. In Harburg verfehlte das Spitzenpaar vom TC Blau-Weiß Auetal knapp den Finaleinzug. Nach insgesamt 15 Tänzen in drei Runden landen sie auf dem siebten Rang unter 21 Paaren. Der Sieg ging an Margit und Frank Steier vom Alster Möwe Club aus Hamburg.

Georg Schöning ist mit seiner Frau nicht nur als Tänzer eine Spitzenkraft im Tanzclub in Bliedersdorf. Seit einem Jahr ist er auch der Erste Vorsitzende. Der Verein zählt mit 180 Mitgliedern zu den mitglieder- und leistungsstärksten im Heimatgebiet. „Turniersport betreiben bei uns acht Paare“, berichtet der Vereinschef. „Die meisten sind Hobbytänzer. Zu unserer Line-Dance-Gruppe gehören 50 Frauen und Männer.“ Viele Trainingsabende finden in den traditionellen Tanzsälen dörflicher Gasthäuser statt, wie der „Eiche“ in Hedendorf.

An den sieben verschiedenen Alters- und Leistungsklassen-Turnieren des TTC Harburg nahmen insgesamt 105 Paare aus ganz Norddeutschland teil. Dazu gehörten auch Joachim und Renate Knieps vom 1. TC Winsen im TSV Winsen. Nach einem spannenden Finalduell mit einem Berliner Paar, bei dem die Winsener den Langsamen Walzer, Slowfox und schließlich auch den Quickstep für sich entschieden, wurden sie für den Gesamtsieg in der Senioren III C Klasse ausgezeichnet. Nach guten Platzierungen im Januar war dies bereits der nächste Höhepunkt.