Helene Grimm vom TC Stelle startet im Dezember beim Weltfinale der Nike-Junior-Tour

Stelle/Bendestorf. Helene Grimm versucht, den Ball flach zu halten, will möglichst wenig wissen über dieses große Turnier, das in ein paar Wochen für sie auf dem Plan steht. „Ich werde mein normales Trainingsprogramm durchziehen und mich nicht verrückt machen“, sagt die 14 Jahre alte Tennisspielerin aus Bendestorf. Sie habe weder im Internet recherchiert noch mit Marleen Tilgner Erfahrungen ausgetauscht, erzählt sie. Der Hittfelderin war vor zwei Jahren das gleiche Kunststück gelungen.

Und doch kann Helene Grimm, die für den Tennis-Club Stelle das Racket schwingt, eine gewisse Nervosität nicht verbergen. Nur zu verständlich. Immerhin geht es vom 6. bis 15. Dezember vom Flughafen Düsseldorf aus für neun Tage in den Sonnenstaat Florida. Begleitet wird Helene von ihrem Vater Knud Grimm. Mit ihrem überraschenden Sieg beim German Masters der Nike-Junior-Tour hat sich Helene Grimm für das Weltfinale qualifiziert. In Miami kommen die weltweit besten Tennistalente der Altersklassen U12 und U14 zusammen, jeweils 32 an der Zahl. Insgesamt nur vier Deutsche haben den Sprung ins erlesene Teilnehmerfeld geschafft, Grimm vertritt Deutschland in der weiblichen U14. Auch Weltklassespieler wie Rafael Nadal oder Maria Sharapova waren am Anfang ihrer erfolgreichen Karriere in den Tableaus der Nike-Junior-Tour zu finden.

Erstmals ins Tennis hineingeschnuppert hatte Helene im Alter von acht Jahren, als sie ihrem ein Jahr älteren Bruder Veit beim Training zuguckte und ein paar Bälle gegen die Ballwand schlug. „Das hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich neben vielen anderen Sportarten auch noch mit Tennis angefangen habe“, erzählt sie. Ihre erste und langjährige Trainerin Edita Milos entfachte beim TC Kleckerwald solche Begeisterung in ihr, dass sich das junge Talent bald komplett auf den weißen Sport konzentrierte. Auch der ehemalige Regionstrainer Herwig Maurach, der kürzlich nach Wahlstedt in Schleswig-Holstein wechselte, habe entscheidend zur Entwicklung beigetragen. Seit einem Jahr schlägt Helene Grimm für den TC Stelle auf. Viermal pro Woche trainiert sie bei Vereinstrainer Sven Beecken in Stelle oder Regionstrainer Chris Böhm in Ramelsloh.

Häufig ist sie erst gegen 21 Uhr wieder daheim in Bendestorf. Viel Zeit für andere Aktivitäten bleibt kaum. „Wenn ich abends noch Lust habe, spiele ich etwas Geige“, erzählt die 14-Jährige, „natürlich treffe ich mich gern mit Freundinnen und manchmal male ich auch Bilder auf Leinwand.“ Eines ist ihr aber besonders wichtig: „Ich gehe sehr gerne zum Training. Wenn ich nicht solchen Spaß am Tennis hätte, würde ich das alles nicht machen.“

Spaß und Lockerheit scheinen überhaupt eines der Erfolgsrezepte der Niedersachsenmeisterin zu sein. Das hat sie sich auch für den Auftritt in Florida, ihr erstes internationales Turnier, vorgenommen. „Ich werde da ganz locker rangehen und einfach das machen, was ich bei jedem Turnier mache“, sagt die Neuntklässlerin vom Buchholzer Albert-Einstein-Gymnasium, „dann werde ich gucken, wie weit ich komme. Mein bestes Tennis zu spielen und eine Runde zu überstehen, wäre schön.“

Diese Taktik hat Helene Grimm schon beim German Masters in Halle in Westfalen zum Erfolg verholfen. Für die Teilnahme am Deutschlandfinale hatte sie bei kleinen Turnieren Punkte sammeln müssen. Die vier Erstplatzierten der deutschen Rangliste waren automatisch qualifiziert. „Ich hatte keine Vorstellung, was ich erreichen kann“, sagt die 1999 geborene Spielerin. Urplötzlich stand die ungesetzte Helene im U14-Endspiel der nationalen Nummer eins gegenüber, Sophia Mejerovits vom 1. FC Nürnberg. Der Zwei-Satz-Sieg (6:3, 6:4) für das Talent aus dem Landkreis Harburg war die einzige Überraschung beim German Masters. Die drei weiteren Tickets nach Florida lösten die Favoriten Luisa Meyer auf der Heide (U12/Halle), Osman Torski (U12) und Rudolf Molleker (U14/beide Berlin).

Das Weltturnier im Dezember will Helene Grimm vor allem als Erlebnis und tolle Erfahrung bewusst miterleben. Wie weit ihre sportliche Karriere sie führen könnte, auch in diesem Punkt ist sie entspannt: „Das entscheidet sich meistens erst mit 17 und 18 Jahren. Ich werde einfach gucken, welchen Weg ich gehen kann.“