Julia Harms gibt Handballerinnen der SGH Rosengarten-Buchholz neuen Mut. Niederlage gegen Spitzenreiter Zwickau

Buchholz. Aus, Schluss und vorbei. Als die Schlusssirene in der Nordheidehalle ertönt, haben die Handballfrauen der SGH Rosengarten-Buchholz ihr viertes von fünf Saisonspielen in der 2. Bundesliga Nord verloren. Diesmal vor 350 Zuschauern mit 26:32 (12:15) gegen den Tabellenführer BSV Sachsen Zwickau.

Während der letzte Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit noch ausgeführt werden muss, lehnt eine Spielerin bereits an der Wand. Sie ist völlig erschöpft, atmet schwer. Der Schiedsrichter fragt sie, ob sie sich nicht in die Abwehrmauer ihrer Mitspielerinnen einsortieren will. „Muss ich? Na gut!“ Und so schleppt sich Julia Harms ein paar Meter weiter und hebt eher halbherzig die Arme, in der einen Hand hält sie die vom lädierten Ellenbogen abgestreifte Bandage. Der Freiwurf zischt am Tor vorbei. Geschafft, jetzt endlich erholen.

Das erste Pflichtspiel von Julia Harms in der immer noch jungen Zweiligasaison ist ein verlorenes – und doch eines, das Mut macht. Zwar gelingt der Spielmacherin längst nicht alles, auch ihr unterlaufen leichte Fehlpässe in die Hände des Gegners. Aber als Antreibern, als Motivatorin und als eine, die unglaublich viele Emotionen ins Spiel bringt, ist sie sofort wieder die alte. „Diese Freude und diese Emotionen, die ich so vermisst habe, waren sofort wieder da“, sagt sie selbst, „ich liebe diesen Sport.“

Förmlich gelechzt hatten Mannschaft und Trainerteam nach der Rückkehr der Spielmacherin mit der Nummer acht. In der Vorbereitung und den ersten Spielen wurde die 28-Jährige von einer hartnäckigen Entzündung im Ellenbogen ausgebremst, bis zum vergangenen Dienstag war die Lehramtsstudentin für Geografie und Sport dann fünf Wochen lang auf Exkursion im Himalaja. „Wir haben eine Trekkingtour durch das Annapurna-Gebirge bis auf eine Höhe von 5400 Metern gemacht“, erzählt Julia Harms vom Ausflug ihres Studienseminars. Gesteinsformationen und die Vegetation, die man sonst nur aus der Theorie kennt, wurden auf dem „Dach der Welt“ in der Praxis in Augenschein genommen. „Kondition habe ich jetzt ohne Ende“, berichtet die Handballerin lachend, „nur die Spritzigkeit und die Luft fehlen natürlich noch.“ Kein Wunder, nach nur drei Trainingseinheiten. Auch die Probleme mit dem Ellenbogen sind deutlich geringer geworden. „Ich habe die Zeit gut genutzt.“

Gegen Tabellenführer BSV Sachsen Zwickau hatte Rosengartens Trainer Patrice Giron bis auf die langzeitverletzte Lisa-Marie Preis (Kreuzbandriss) endlich einmal den kompletten Kader beisammen. Er setzte von Beginn an auf Julia Harms als Spielmacherin. Ein Schlag ins Gesicht von Sanne Hoekstra, die diese Rolle bis dato sehr gut ausgefüllt hatte. Besser, als es viele Beobachter der etatmäßigen Außenspielerin vorher zugetraut hatten. Die Rolle als Ergänzungsspielerin machte der Niederländerin sichtlich zu schaffen. Erst schmorte sie 26 Minuten auf der Bank. Dann wurde ihr erster Schritt auf das Spielfeld sofort mit einer Zeitstrafe geahndet –Wechselfehler. Auch in Halbzeit zwei kam Sanne Hoekstra nur zu Kurzeinsätzen. Für ein Foul erhielt sie die zweite Zwei-Minuten-Strafe. Symptomatisch, dass ihr verkorkster Handballtag ausgerechnet wegen Meckerns und der daraus resultierenden roten Karte nach 57. Minuten zu Ende war.

Nach 37 Sekunden führte der Tabellenführer Zwickau schon mit 2:0. Die Gastgeberinnen brauchten einige Anlaufzeit, um sich auf die offensive 3-2-1-Deckung und das variable Kombinationsspiel der Gäste einzustellen. Der vor allem in der ersten Halbzeit starken Kaja Schmäschke war es vorbehalten, bei 7:7 (14. Minute) den Ausgleich und bei 9:8 (16.) die erste Führung zu erzielen. Ausgerechnet eine Auszeit von Patrice Giron und drei Wechsel auf einmal brachten die SGH Rosengarten-Buchholz aus dem Rhythmus. So wurde aus der 10:9-Führung (21.) bis kurz vor der Pause ein 11:15-Rückstand. Die zweite Halbzeit begann mit einer Zeitstrafe gegen Sabine Heusdens und der 18:13-Gästeführung. Letztlich die Entscheidung. Hoekstra, Schmäschke, Heusdens und Sandra Heinzelmann verkürzten noch auf 17:18 (36.), doch danach zog der Tabellenführer souverän seine Bahnen und siegte völlig verdient.

„Insgesamt waren wir im Neunmeterraum zu uneffektiv, vorne und hinten“, erkannte Trainer Giron, „Zwickau hat die einfacheren Tore gemacht.“ Trainer und Team haben jetzt drei Wochen Zeit, bevor am 9. November auswärts bei der TSG Ober-Eschbach das nächste Zweitligaspiel ansteht. Julia Harms hat schon eine Idee, wie es für Rosengarten aus der Abstiegszone nach oben geht. „Ich will gute Laune und Energie in die Mannschaft bringen“, sagt sie, „wir dürfen nicht soviel nachdenken, es einfach machen und dabei Spaß haben.“

Die Tore: Kaja Schmäschke (7), Anja Ernsberger (4), Sabine Heusdens (4/1), Nicole Steinfurth (3), Julia Harms, Sandra Heinzelmann, Sanne Hoekstra (alle 2), Rachel Wilhelm-Reimer (1), Cara Hartstock (1/1)