Zum Abschluss der Saison ermitteln die Stoppelfeldpiloten im kleinen Dorf Hoinkenbostel ihre Gesamtsieger

Tostedt. Das fängt ja gut an. Beim ersten Finallauf beim Stoppelfeldrennen in Tostedt haben die schnellsten acht Fahrer aus drei Vorläufen mit ihren Serienfahrzeugen Aufstellung genommen. In vorderster Reihe sticht eine rote Blechbeule ins Auge. Es soll sich beim schnellsten Fahrzeug der Vorrunden um einen Nissan Micra handeln. Genauer gesagt, es ist das, was sein Fahrer Pascal Springhorn davon übrig gelassen hat. Hinter der Poleposition sind in je fünf Metern Abstand die sieben übrigen Finalisten positioniert. Die Ampel springt auf Grün. Der Rote schießt los, die lange Gerade hoch. Dreck spritzt auf. Die Zuschauer rund um den Acker stellen ihre Gespräche ein. Dann ein Aufstöhnen und Kreischen wie aus einem Mund. Bei dem Nissan ist die Motorhaube aufgesprungen. Obwohl er kaum noch etwas sehen kann, drückt Pascal Springhorn aufs Gas, schlittert und treibt sein Fahrzug durch die nächste, noch engere Kurve.

Sein Verfolger rückt ihm aufs Blech. Als die Autos das zweite Mal durch die Zielgerade schießen, sieht man in dem führenden Fahrzeug den Mann mit dem Helm tief über sein Lenkrad gebeugt. Nur durch einen kleinen Schlitz kann er noch auf die Strecke schauen. Doch das genügt dem Stoppelfeld-As aus Dibbersen. Tief gebückt hinter seinem Lenkrad wehrt Pascal Springhorn alle Angriffe des Konkurrenten Jan Gottschalk ab. Als er über die Ziellinie saust, bricht Jubel aus. Es sind diese Höllenritte über abgeerntete Äcker, die bis zu 600 Zuschauer zu den Rennen locken.

Das kleine Dorf Hoinkenbostel, das 20 Einwohner zählt und wenige Kilometer von Tostedt entfernt liegt, war zum Mekka für wilde Rennfreaks mutiert. In dem Ortsteil von Welle auf dem Acker von Sebastian Duden, der mit seiner Frau Katarina einer der Organisatoren der Stoppelfeldrennen war, ging es nicht nur um den Tagessieg. Am Ende der Saison wurden auch die Pokale für die Schnellsten der gesamten Rennsaison verteilt und, wie es im Rennsport Brauch ist, die Sieger mit Sekt übergossen. Duden selbst gewann das Rennen der Kraftprotze mit den höchsten PS-Zahlen mit einem VW-Käfer, dem er einen Audi V 8-Motor mit 300 PS verpasst hat. Vor dem Start erhielt er noch den obligatorischen Kuss seiner Frau. „Das machen wir immer so“, sagte Katarina Duden. Am Ende profitiert Duden davon, dass der gleich nach dem Start in Führung gepreschte Torben Meyer vom Typ 1-Team in der zweiten Runde mit einem Defekt an seinem grünen Käfer stecken blieb. In der Gesamtwertung wurde Duden Zweiter hinter Towje Gastinger mit einem Opel Astra. Das Finale der offenen Klasse gewann Jörg Hartfiel (Asendorf) mit einem Audi Quattro. Gesamtsieger dieser Klasse wurde Tim Klindworth (WFC Racing) mit einem VW-Golf.

In der Klasse der Serienfahrzeuge mit Motoren bis 1400 ccm war Stephan Kämpfer, einer der Männer, die vor 30 Jahren diesen Spaß für Auto- und Motorenfans begründeten, als einer der Führenden ins letzte Finale gestartet. Aber der alte Haudegen wurde in einer der engen Kurven gerammt und fiel dadurch auf Rang vier zurück. Jan Gottschalk (Klub Königsstein) war am Ende der Gesamtsieger und Stephan Kämpfer nur Zweiter. Punktgleich mit Kämpfer war Nina Rehfinger (ebenfalls Königsmoor) ins letzte Finale gestartet. Die schnellste Frau kam mit frischen Beulen an ihrem VW Golf als Fünfte ins Ziel und fiel damit in der Endabrechnung auf Platz drei zurück. Von ihren männlichen Konkurrenten bekommt sie immer wieder zu hören, dass sie eine wilde Draufgängerin sei. „Vor drei Wochen hatte ich mich beim Rennen in Wümme überschlagen,“ erzählte sie. Von ihrer Ausbildung her ist sie Automobilkauffrau und managt heute mit ihrem Freund eine Spedition. Zum Fuhrpark gehört aber auch ein Audi RS 4 und mit dem hat die schnelle Nina schon einmal Grenzbereiche getestet. „So um die 280 Sachen habe ich mit dem einmal gewagt“, erzählte sie. „Das Tempo spürst du von den Haaren bis in die Zehenspitzen. Nach wenigen Minuten bin ich runter vom Gaspedal.“

Im Endlauf der A-Klasse (bis 1400 ccm) lieferten sich zwei VW-Käfer das spektakulärste Rennen. Gerd Riebau (Tostedt) blieb Sieger und Jörn Vieregge (Stoppelcross) schlug im Ziel vor Ärger die Faust auf den Lenker. Um eine halbe Autolänge musste er sich geschlagen geben. Das Finale der Klasse B (bis 1800 ccm) musste nach Überschlag und Disqualifikation von Klaus Holstein (Königsmoor) neu gestartet werden. Es gewann Alexander Pavlovic (ebenfalls Königsmoor), Holstein aber war trotz Disqualifikation der Gesamtsieg nicht mehr zu nehmen.