Deutliche 1:4-Niederlage der Oberliga-Fußballer gegen Lüneburg. Vereinschef spricht von „Angsthasen-Fußball“

Drochtersen. Während die Fußballer vom Lüneburger SK Hansa im Kreis tanzten und fröhlich sangen und sich von ihren wenigen mitgereisten Fans für ihren zweiten Sieg in Folge feiern ließen, herrschte bei der SV Drochtersen/Assel Totenstarre. Die Spieler schlichen vom Platz, Vereinschef Rigo Gooßen starrte sprachlos aufs Spielfeld, als glaubte er nicht, was er gerade gesehen hatte. Nur Trainer Lars Jagemann stand als einziger noch auf dem Rasen, aber auch sein Blick ging ins Leere. Mit 1:4 (0:3) hatten die Kehdinger eine Woche nach ihrem ersten auswärts errungenem Saisonsieg gerade das Oberligaspiel gegen die Lüneburger verloren. In der vergangenen Saison waren sie noch die strahlenden 3:0- und 4:0-Sieger gewesen.

Das Unheil für die Kehdinger nahm bereits in der 12. Minute seinen Lauf, als Dominic Ulaga nach einer kurz gespielten Ecke den Ball über Drochtersens Torhüter Christoffer Schellin hinweg im Tor versenkte. Gerade vorher war Drochtersens Daniel Gröne, von René Kracke mit der Hacke in Szene gesetzt, an Lüneburgs Torwart Maximilian Wulf gescheitert. Der Gegentreffer sorgte für tiefe Verunsicherung bei Drochtersens Spielern, die allerdings in kurzer Folge eine von Meikel Klee unnötig verursachte Ecke, einen Fehlpass von Alexander Martens im Spielaufbau und einen Alleingang von Lüneburgs Benjamin Tillack bis in den Strafraum unbeschadet überstanden.

In der Pause wechselt Lars Jagemann Torjäger Danny-Thorben Kühn ein

Als dann aber nach 25 Minuten Ulaga erneut Schellin prüfte, der zur Ecke abwehren konnte, nutzte Matti Grahle den von Onur Saglam in den Strafraum getretenen Eckstoß zum nächsten Treffer für den Lüneburger SK. Erst als schon eine halbe Stunde gespielt war, gaben Maik van Huffel und René Kracke mit zwei Torchancen erstmals wieder ein Lebenszeichen von der Heimmannschaft. Schellin musste noch einmal mit dem Fuß gegen Ulaga retten, bevor dann Lukas Hertting drei Minuten vor der Pause den Ball erneut über den Torwart hinweg ins Netzt lupfte.

Lars Jagemann reagierte in der Pause mit der Einwechslung von Danny-Torben Kühn. Die Mannschaft schien wie verwandelt und kam nach knapp einer Stunde tatsächlich zum Anschlusstreffer. Kühn hatte draufgehalten, den Abpraller verwandelte Thomas Johrden flach zum 1:3. Kurz danach traf Nico Matern mit einem Freistoß noch an die Latte, doch alle Bemühungen fruchteten nicht. Und spätestens als Finn-Patrick Gierke in der 89. Minuten nach einem Konter den vierten Lüneburger Treffer markierte, war alles entschieden. Die cleveren Gäste hatten ihre wenigen Möglichkeiten genutzt, die Gastgeber eine Halbzeit lang so gut wie gar nicht stattgefunden.

„Wir hätten nur über 90 Minuten wie in der zweiten Halbzeit spielen müssen“, sagte Lars Jagemann in Anspielung darauf, dass ein Gegentreffer in der zweiten Halbzeit ausgereicht hatte, den Gegner phasenweise genauso zu verunsichern, wie ihr Führungstreffer in Halbzeit eins die SV Drochtersen/Assel schockiert hatte. Jagemann weiter: „In der ersten Halbzeit war Lüneburg aber klar besser.“ Dieser Analyse konnte Lüneburgs Trainer Elard Ostermann nur beipflichten. „Bis zur Pause haben wir den Ball schön laufen lassen und verdient mit 3:0 geführt“, sagte er. Und auch: „In der zweiten Halbzeit haben wir dann Probleme bekommen.“ Mit einer Aussage sorgte dann noch Drochtersens Vereinschef Rigo Gooßen für Aufregung unter den Gästen. „Wir haben ja nicht verloren, weil Lüneburg etwa stark gespielt hätte, wir waren so schwach,“ sagte er und zog sich damit den Unmut der Lüneburger Fans und Offiziellen zu, die sich gerade diebisch über den sportlichen Erfolg ihrer Mannschaft und die gelungene Revanche für die zwei Niederlagen in der vergangenen Saison freuten. Der eigenen Mannschaft bescheinigte Rigo Gooßen, eine Halbzeit lang „Angsthasen-Fußball“ gespielt zu haben. Lars Jagemann hatte vorher noch zurückhaltender davon gesprochen, dass kein einziger seiner Spieler bis zur Pause bereit gewesen war, wirklich alles zu geben.

Für ein Schmunzeln sorgte am Ende Lüneburgs Trainer Elard Ostermann. Angesprochen auf die nächste Aufgabe meinte er nur, das Heimspiel gegen den VfL Oldenburg werde wieder eine schwere Aufgabe. Ostermann: „Genauso wie das Spiel heute.“