Spektakuläre Sprünge beim Wertungslauf des MSC Elstorf zum ADAC-Nordcup im Motocross

Elstorf. Der erste Eindruck vom Motocross in den Feldern bei Elstorf hat etwas Fröhliches. Von Weitem, wenn man an dem hohen Grün der Maisfelder vorbei auf das Birkenwäldchen zufährt, springen und hüpfen seltsame Gestalten über die Baumwipfel hinweg. Auf der Motocross-Strecke des MSC Elstorf, gut 1400 Meter lang mit engen Kurven und Hügeln, springen die Fahrer mit ihren Motorrädern immer wieder in akrobatischer Manier meterhoch durch die Luft, den Zuschauern stockt der Atem. Mit diesen verwegenen Sprüngen werden zwar nicht die Rennen entschieden, aber sie sind doch das Herzstück dieses spektakulären Motorradsports.

„Wenn du in die Luftgeschleudert wirst“, erzählt Max Behrens, „wenn du den Druck im Magen spürst und tief nach unten blickst und dich konzentrierst, wie und wo du landen wirst, das ist immer wieder der große Nervenkitzel.“ Wobei, auch das sei erwähnt, das Bestreben der Fahrer ist, nicht zu hoch abzufliegen und möglichst schnell zu landen. Denn in der Luft kann der Rennfahrer kein Gas geben, verliert Zeit. „Aber das ist schon die hohe Kunst unseres Sports“, sagt der Junge aus Marmstorf, „so weit bin ich noch nicht.“

Max Behrens startete beim Renntag in Elstorf, der zur Serie um den Norddeutschen ADAC-Motocross-Cup gehört, in der Wettkampfklasse MX 2. Das sind die Rennen der aufstrebenden Talente. Fahrer zwischen dem 14. und 23. Lebensjahr dürfen daran teilnehmen und zwar auf Maschinen mit 125 und 250 Kubikzentimeter. Die Teilnehmerzahlen in Elstorf waren so groß, dass zunächst zwei Halbfinals entschieden werden mussten. Jeweils die schnellsten 18 Fahrer nahmen in zwei Reihen Aufstellung für das Finale. „Ich bin in diesem Jahr mit meiner 125 ccm Yamaha das erste Mal in dieser Klasse dabei“, sagt der Harburger Motocross-Pilot, der die elfte Klasse des Gymnasiums Wilhelmsburg besucht. „Mein Ziel ist, zu den top Ten aufzusteigen.“

Beim Halbfinale nahm Max Behrens schon in der ersten Reihe Aufstellung, aber ganz links. Das ist noch ein Nachteil, weil es für diese Fahrer sehr eng wird in der ersten Kurve. Obwohl die Veranstalter vom MSC Elstorf dafür gesorgt haben, das die Zuschauer weit in die Strecke gehen und damit viel näher am Geschehen sein können, bleibt es schwierig, den einzelnen Akteur auf der Strecke zu verfolgen. Max Behrens ist dazu noch unauffällig mit viel Schwarz und ein wenig Rot gekleidet. Aber wenn man seine Startnummer 89 fest im Auge hat, kann man sehen, was da in dem Gewirr der Kurven, Sprünge und steilen Hügel für Verfolgungskämpfe abspielen.

Max Behrens kämpft auf der Lehm- und Sandpiste ein paar Runden mit einem Konkurrenten. Die beiden kommen von oben, aus der Luft. In der engen, steil überhöhten Kurve greift Max innen an. Aber der Gegner zieht noch einmal davon. Zwei, drei Runden jagen sich die beiden. Und plötzlich, als die Fahrer mit einem mächtigen Sprung in die Senke fliegen, schießt Max Behrens als Erster durch die Luft. Und sein Flug ist wie ein Triumph. Der Widersacher ist gleich um 40, 50 Meter abgeschlagen. „Oben im Wäldchen habe ich ihn gepackt“, sagt der 16-Jährige. „Da ist er in der Kurve ganz eng innen gefahren und ich hatte außen genug Schwung, um endlich an ihm vorbeizukommen.“

Typisch für diesen Sport ist auch, dass die Fahrer hinterher jede Attacke, jedes Überholmanöver schildern können, aber wen sie durch die engen Kurven gejagt haben, wissen sie meist nicht. Mutter Martina Behrens ist der größte Fan des jungen Crossers, Vater Oliver das Vorbild. „Er ist mit seinem Bruder Gras- und Sandbahnrennen gefahren“, sagt der Sohn, „im Arbeitszimmer hat er viele Bilder hängen. Das wollte ich auch machen. Vor sechs Jahren bin ich mit Papa zum ersten Training gefahren.“

Heute ist die Familie in den Sommermonaten fast jedes Wochenende unterwegs. Am Montag schrauben und putzen die beiden die Yamaha und machen sie flott für den nächsten Renntag. Max Behrens fährt im Junior-Team seines Trainers Patrick Buchholz, der aus Hannover kommt. Und weil ihn nun einmal Motoren und Technik begeistern, hat der 16-Jährige zwei Praktika bei Airbus gemacht. Flugzeugbauer ist der Wunschberuf des jugendlichen Rennfahrers.

Beim Lauf um den NMX-Cup in Elstorf mit 200 Fahrern qualifizierte sich Max Behrens als Elfter für das Finale. Da lag er auf Platz 18, stürzte, fiel zurück und kämpfte sich noch auf Platz 22 vor. Sieger im MX2-Rennen wurde Jon Mundhenk aus Bokel. Das MX 1-Rennen gewann Jan Wiards.