Harburger Bezirksliga-Fußballer trotzen dem favorisierten Regionalligisten im Oddsetpokal, verlieren nur mit 0:1

Harburg. Das Los im Pokal hatte sie nach langen Jahren wieder einmal zusammen geführt. Die Bezirksliga-Fußballer des Harburger Turnerbundes (HTB) empfingen den SC Victoria aus der Regionalliga. Auf dem Kunstrasen im Sportpark Jahnhöhe unter den mächtigen Kiefern und Buchen trafen sich viele alte Bekannte und ließen die schönsten Erinnerungen an vergangene Fußballtage wach werden.

„HTB gegen Victoria, was waren das in den 1950er- und 1960er-Jahren für große Duelle“, schwärmte Klaus Buchholz, der frühere Ligaspieler und heutige Zweite Vorsitzende des stolzen Traditionsvereins. „Ich weiß noch, 1961, als wir Hamburger Meister in der Amateurliga wurden, da haben wir sie hier abgefertigt. Haben wir damals 4:0 oder 5:0 gewonnen?“ Aber keiner in der Runde aus der großen Zeit des HTB-Fußballs mag sich festlegen. Längst ist alles anders, beim HTB wie im gesamten Harburger Fußball. Die Mannschaft im traditionellen Schwarz-weiß hat sich in den letzten Jahren vom Tiefpunkt in der Kreisklasse zumindest wieder in die Bezirksliga hochgearbeitet. Der SC Victoria aber zählt noch immer zum Hamburger Amateur-Adel. Die Mannschaft von der Hoheluft kam nicht nur als Pokalverteidiger zur Jahnhöhe, sondern steht als Regionalliga-Team bildlich gesprochen mit einem Bein im Profilager. Vor wenigen Tagen erst spielte „Vicky“ im DFB-Pokal gegen den Bundesligaclub Hannover 96 (0:2).

„Aber davon ist heute hier fast nichts zu sehen.“ Diese Meinung unter den rund 400 Fußballfans war schon früh zu hören und wurde immer enttäuschter geäußert, je länger das Spiel dauerte. Oder sagen wir es lieber umgekehrt. Diese junge HTB-Generation überzeugte auch die einst so erfolgreiche Generation der Alten. Sie hat sie nicht nur überzeugt, sie hat den Zuschauern Freude gemacht. Der beste Maßstab dafür war der Applaus, der immer wieder aufbrandete. Das erste Mal schon in der achten Minute.

Da hatte sich Stefan Sawiel in der eigenen Hälfte den Ball erkämpft, ein toller Pass in die Lücke, Dennis Grot, mit 30 Jahren der Senior des HTB, spurtete mit dem Ball seinem Gegner davon, schoss und Tobias Grubba im Victoria-Tor konnte gerade noch mit dem Fuß abwehren. In der 22. Minute fast die gleiche Szene. Diesmal rannte Jimmy Boateng allein auf den Torwart los, sein Schuss verfehlte knapp das Tor.

Was am meisten überraschte und die Harburger Fußballanhänger am stärksten beeindruckte, war die Nervenstärke und Kaltschnäuzigkeit, mit der diese junge Mannschaft (18 Spieler im Kader sind vom Jahrgang 1990 und jünger) der großen Victoria immer wieder die Show stahl. Der Ball wurde flach gehalten und aus der Abwehr heraus, begeisternd oft, das eigene Spiel aufgebaut. Die HTB-Youngster behielten die spielerische Linie selbst bei, als die Favoriten in der 78. Minute das einzige Tor erzielten. Nach einem kurzen Querpass von Benjamin Bambur hatte David Eybächer den Ball über die Torlinie gedrückt. Minuten danach ein mächtiger Schuss von Anselm Schoeneberg, knapp am Victoria-Tor vorbei. In der 86. Minute eine kleine Tragik für die tapferen HTB-Kämpfer. Der Schuss von Kiril Schneider hatte Tobias Grubba noch mit dem Körper abgewehrt. Die noch größere Chance von Kevin Piescheck, der den Abpraller erwischte, vereitelte der Torwart bravourös. Den Schlusskommentar zu der ehrenvollen Pokalniederlage kommt von den Zuschauern: Applaus, Applaus und Bravo-Rufe.

Trainer Nabil Toumi muss sehen, dass er seine Spieler wieder in den Fußballalltag zurückholt. Am Sonntag um 15 Uhr muss seine Elf auf dem Kiesbarg bei der zweiten Mannschaft des FC Süderelbe antreten. „Das Wichtigste aus dem Victoria-Spiel ist für uns, dass die junge Spieler an ihre eigene fußballerische Stärke glauben“, sagt ein zufriedener HTB-Trainer.