Marion Freymann vom Reit- und Fahrverein Estetal startet beim Fahrturnier ihres Vereins in Wohlesbostel.

Wohlesbostel. Das Fahrturnier für Ein- und Zweispänner der Klasse M auf dem Turniergelände in Wohlesbostel ist für den Reit- und Fahrverein Estetal bereits die 16. Veranstaltung. Gefahren wird in drei Kategorien: Dressur, Kegelfahren und als Herzstück die Geländeprüfung. Die Gesamtsieger der Kombination konnten sich zusätzlich mit dem Titel des Bezirksmeisters von Lüneburg schmücken.

Wer zum ersten Mal bei einem Kutschenturnier zuguckt, sollte einfach zu einer der fünf Stationen im Gelände gehen. Bei Prüfung vier gibt es ein Gewirr von dicken Pfählen, die Tore bilden oder bei denen die Durchfahrt mit einem Querbrett versperrt ist. Mittendrin ist ein kreisrunder Teich. Und mitten im Wasser sind zwei aufrecht stehende Holzstämme, durch die ein Gespann knapp hindurch passt.

Zuerst ein Scheppern und Rasseln, das Schnauben des Pferdes, das durch die Einfahrt galoppiert. Dann die Kutscherin, mit Sicherheitsweste und Schutzhelm, die Zügel fest im Griff und weit nach vorne gebeugt. Dahinter, stehend und schaukelnd, die Hände fest um die Griffe gespannt, die Beifahrerin. „Marion Freymann ist jetzt im Hindernis vier“, erschallt es aus den Lausprechern. Die beiden Frauen feuern das Pferd an. Die schmalen Räder pflügen durch den Teich. Wasserfontainen fliegen hoch. Das Hinterrad schabt an dem Holzstamm vorbei. Dann gibt die Kutscherin den Zügel frei, feuert noch einmal an und im gestreckten Galopp rast die Kutsche durch den Ausgang davon.

Insgesamt fünf dieser Hindernisse waren auf der 5,2 Kilometer langen Geländestrecke aufgebaut. In jedem Hindernis mussten fünf Tore durchfahren werden. Die Zeiten in jedem Hindernis werden festgehalten und addiert. Für die langen Strecken dazwischen gibt es eine minimale- und eine maximale Zeit. Wer zu schnell ist, wird genauso bestraft wie der zu langsame Fahrer. Marion Freymann, ausgebildete Bereiterin, startet für den Gastgeber RFV Estetal und kommt aus Neuenfelde.

Fahrsport in Neuenfelde ist gleichbedeutend mit Claus Quast, der seit 1980 einer der bekanntesten Fahrer dieser kleinen Szene ist. Der Chef, der einen Garten- und Landschaftsbau-Betrieb führt, war mit seinem Zweier-Gespann am Start und wurde in der Kombination Achter. Marion Freymann, angestellt im Quast-Betrieb, war bei den Einspännern mit Cobold und mit World Pearl am Start. Die Neuenfelderin wird bei den Einspännern in der Kombination Zweite hinter Marcella Meinecke aus Ecklingen mit Borneo. Gemeinsam mit Marion Freymann balanciert Andrea Voss als Beifahrerin die Kutsche aus. Auch sie kommt aus Neuenfelde und startet mit Appenzeller, ihrem Hafflinger. Dabei war Marion Freymann Beifahrerin. „Auch in unserem Sport sind die Anforderungen inzwischen hoch geschraubt“, bestätigt Claus Quast, „in Neuenfelde haben wir unser eigenes Trainingsgelände, es gibt keinen Tag, an dem nicht trainiert wird.“

Der Reit- und Fahrverein Estetal hat sich als Zentrum des Fahrsports etabliert. „Zur Abteilung gehören knapp 60 Mitglieder“, sagt Torsten Hess, Fachwart des sehr aktiven Vereins. „Wir sind eine befreundete Gemeinschaft, in der die Mitarbeit Spaß macht. Für dieses Turnier der M-Klasse waren wir mit 40 Helfern im Einsatz.“

Mit Detelf Böhlmann gibt es beim RFV Estetal einen Fahrer mit internationaler Erfahrung. Er ist deutscher Meister bei den Einspännern und mit seinem Superpferd Diaz auch zweifacher Mannschafts-Weltmeister. Die herausragende Stärke von Diaz hat eine wehmütige Seite für den Kutscher. „Er ist so dominierend“, sagt der Meisterfahrer aus Ottern, „das ich ihn nicht mit Woody als Zweiergespann fahren kann. Zwischen den beiden schaffe ich keine Harmonie.“ Beim Turnier des eigenen Vereins ist der Weltmeister außer Konkurrenz mitgefahren, schied nach einem Sturz aus. Mit Diaz will Detlef Böhlmann vom 18. bis 22.September in Luhmühlen seinen deutschen Meistertitel verteidigen.

Gesamtsieger bei den Zweispännern wurde Jan Tödt aus Behendorf vor Timo Eitzmann aus Visselhövede. Der gewann mit seinem Pony Sandy bei den Einspännern.