Wiebke Baseda aus Harburg und Brigitte Heidrich aus Stelle stürmen bei den deutschen Meisterschaften in Mönchengladbach zum Titel.

Harburg/Lüneburg. Ihren Lauf zur Goldmedaille hat Brigitte Heidrich noch ganz genau vor Augen. "Martina Seidel ist auf der Bahn vor mir gestartet", erzählt die 52 Jahre alte Senioren-Leichtathletin, "also habe ich mir vorgenommen, bis 300 Meter zu ihr aufzuschließen, um dann auf der Zielgeraden vorbeizugehen." Und so kam es dann auch. Die sonst für ihre schnellen Angangszeiten bekannte Heidrich musste sich selbst zügeln, knabberte ganz vorsichtig immer etwas mehr von der Bahnvorgabe der härtesten Konkurrentin ab. "Als es auf die Zielgerade ging, bin ich an Martina vorbei gegangen und konnte den Vorsprung bis ins Ziel halten", erzählt die in Stelle wohnende Brigitte Heidrich, die seit dieser Saison für die LG Lüneburg Stadt und Land startet.

Belohnt wurde die perfekte Umsetzung der Strategie mit dem deutschen Meistertitel über 400 Meter bei den deutschen Senioren-Meisterschaften in Mönchengladbach. Heidrich gewann den Titel der Seniorinnen W50 in 66,06 Sekunden vor der mit der besten Meldezeit angereisten Martina Seidel aus Travemünde, die 66,63 Sekunden für die Stadionrunde benötigte. "Ich wollte unbedingt gewinnen. Darum habe ich mich über den Sieg sehr gefreut", sagte die Langsprinterin. Dabei war nebensächlich, dass die Zeit nicht ganz ihren Ansprüchen genügte.

Nach gutem Auftakt muss Heinz Baseda den Wettkampf abbrechen

Es war aber auch erst das zweite Viertelmeilenrennen 2013. Bei einem Abendsportfest in Bad Oldesloe war die Stellerin bei 13 Grad Kälte eine 67er-Zeit gelaufen, auf die Landesmeisterschaften musste sie wegen Krankheit verzichten. An diesem Freitag geht es erneut nach Bad Oldesloe. "Dann werde ich schneller angehen und hoffentlich am Ende auch schneller sein", kündigt jene Frau an, die in Mönchengladbach noch den vierten Platz über 200 Meter (29,26 sek.) belegte. Auf beiden Distanzen verbesserte sie die Lüneburger Senioren-Kreisrekorde.

Sogar drei Medaillen - zwei goldenen und eine silberne - durfte Wiebke Baseda bei der Abfahrt aus Mönchengladbach in ihrem Köfferchen verstauen. Aufgrund einer Schulter-Operation im Frühjahr kann die vielseitige Mehrkämpferin derzeit nicht in den Wurfdisziplinen glänzen, sondern muss sich auf Läufe konzentrieren. Dies gelingt ihr ganz hervorragend. Besonders die Hürden haben es der W55-Seniorin angetan. Baseda wurde deutsche Meisterin über 80 Meter Hürden (14,05 sek.) mit zwei Zehntelsekunden Vorsprung und über 300 Meter Hürden (54,22 sek.) mit fast zwei Sekunden Vorsprung. Für eine echte Mehrkämpferin scheint das noch nicht genug gewesen zu sein. Nur sechs Stunden nach dem anstrengenden Sieg über die lange Hürdenstrecke trat die 55-Jährige zum 400-Meter-Rennen ohne Hindernisse an und wurde in 70,89 Sekunden Vizemeisterin.

Weniger erfreulich verliefen die Titelkämpfe für Ehemann Heinz Baseda (ebenfalls SV Grün-Weiss Harburg). Nachdem der M60-Senior den Weitsprung mit der Saisonbestleistung von 4,92 Meter auf dem fünften Platz abgeschlossen hatte, musste er den folgenden Hochsprung vorzeitig abbrechen. Die Achillessehne bereitete derart große Probleme, dass der achte Platz mit übersprungenen 1,41 Meter der letzte Auftritt am Niederrhein sein sollte.

Drei weitere Athleten vertraten die Farben des Kreises Lüneburg. Das mit fünf Disziplinen umfangreichste Programm absolvierte Dorit Stehr (LG Lüneburg/MTV Amelinghausen). Viermal verbesserte sie ihre eigenen Kreisrekorde in der Altersklasse W55: In 15,85 Sekunden über 100 Meter (im Vorlauf ausgeschieden), in 33,05 Sekunden über 200 Meter (10. Platz), in 74,19 Sekunden über 400 Meter (5. Platz) und in 2:55,64 Minuten über 800 Meter (6. Platz). Zudem kam Dorit Stehr im Hochsprung mit 1,18 Meter auf Rang sechs.

Durch eine Ellenbogenverletzung gehandicapt belegte Carsten Schöning vom SV Karze (Senioren M40) Platz fünf im Kugelstoßen (13,17 m) und Platz sieben im Diskuswurf (39,08 m). Auch Horst Baumgarten (LG Lüneburg/TSV Radbruch) erreichte in der Altersklasse M75 das Finale der acht besten Hammerwerfer. Mit 32,52 Meter wurde der 77-Jährige schließlich Sechster.