Bei den siebten Niederelbe-Classics im Landkreis Stade präsentierten 135 Oldtimer-Liebhaber ihre seltenen und liebevoll gepflegten Karossen.

Stade. Es war purer Zufall. Auf dem Flughafen in Hamburg blätterte Rüdiger Koch durch die Autofachzeitschrift Oldtimer-Praxis. Bei den Kleinanzeigen fiel ihm sofort eine Anzeige mit einem Foto ins Auge: VW 411 L zu verkaufen. "Schon auf dem Bild sah der Wagen in Savanna beige optimal aus", sagt der selbstständige Apotheker aus Horneburg. Eine Woche später rief Rüdiger Koch in Österreich an, verhandelte mit dem Verkäufer, einem älteren Herrn, und kam aus dem Staunen nicht heraus. Der VW 411 L sah nicht nur auf dem Foto gut aus, er war im Originalzustand und prächtig in Schuss.

Oldtimerkauf per Zufall: Der Wagen war im Originalzustand

Es dauerte wieder nur eine Woche, da setzte sich der Horneburger Oldtimer-Fan in den Zug und reiste in die Nähe von Linz. Der Wagen hielt, was Anzeige und Auskunft der Besitzers versprochen hatten. Rüdiger Koch kippte einen Liter Öl nach und nahm sein neues Auto (69 PS, 1,7 Liter Hubraum, Baujahr 1969) gleich mit. "Das Auto hat uns gut nach Horneburg gebracht", sagt der Apotheker, auch wenn der Motor nicht optimal lief.

Inzwischen ist der VW 411 L (Luxusausstattung) auf Hochglanz poliert und läuft einwandfrei. Die 165 Kilometer lange Oldtimerrallye Niederelbe-Classics hat der VW problemlos gemeistert. Rüdiger Koch, 61, und Ehefrau Inke, 57, als Beifahrerin sind zum dritten Mal bei der Orientierungsfahrt durch den Landkreis Stade gestartet. Für ihren viel bewunderten VW, der zu den seltenen Exemplaren gehört, war es die Premiere. "Die Rallye war anstrengend", sagt der Horneburger Oldtimer-Liebhaber, der auch noch einen VW 1600 und einen englischen MG A Roadster sein Eigen nennt, "hat aber richtig Spaß gemacht. Wir waren am Abend richtig geschafft."

Schon am kommenden Wochenende geht es Richtung Norden nach Schleswig-Holstein. "Wir nehmen an einer Oldtimerrallye in Eckernförde teil", sagt Rüdiger Koch, "darauf freuen wir uns schon richtig." Es sei doch etwas ganz anderes, in einer fremden Gegend zu fahren als im Landkreis Stade, den er und seine Frau bestens kennen. "In Eckernförde an der Ostsee wollen wir einfach die Landschaft genießen", sagt der Horneburger Geschäftsmann.

Eine rundum gelungen Rallye

Beim Classic-Club Niederelbe, dem Veranstalter der siebten Niederelbe-Classics im Landkreis Stade, gab es zufriedene Gesichter, bei den Aktiven, den Zuschauern und bei der Rennleitung ebenfalls. Es war eine rundum gelungene Rallye. Das Wetter zeigte sich ebenso von seiner schönsten Seite wie die auf Hochglanz polierten Stars der Rallye, die 135 historischen und klassischen Automobile. "Das war ein toller Tag", sagt der Erste Vorsitzende des Classic-Clubs Niederelbe, Claus Bredehöft. Sein besonderer Dank geht an die vielen Helfer, die auf der Strecke für einen reibungslosen Ablauf sorgten.

Die Niederelbe-Classics haben sich längst einen Namen im Landkreis Stade gemacht, locken Tausende von interessierten Zuschauern und vor allem Liebhaber alter Autos an. Die gut 165 Kilometer Strecke führte die überwiegend aus der Region kommenden Teilnehmer vom Zielpunkt Stade-Ottenbeck quer durch den Landkreis. Dollern, Horneburg, Ahlerstedt, Ottendorf, Wangersen, Buxtehude, Elbanleger Lühe im Alten Land sowie die Präsentation aller Autos bei der Durchfahrt über den Stader Fischmarkt. Moderator Martin Kummerow wusste viel zu erzählen über die Oldtimer. Die Sitzplätze in den Cafes waren allesamt vergeben, und die Teilnehmer ernteten vielfachen Applaus für ihre hochglanzpolierten Fahrzeuge. Bei der Siegerehrung saßen Teilnehmer und Organisatoren noch lange zusammen und ließen einen anstrengenden, aber wunderschönen Tag noch einmal Revue passieren.

Die Oldtimerrallyes haben das Ziel, eine bekannte oder auch fremde Gegend kennenzulernen. Die Beifahrer haben die wichtigste Aufgabe, müssen den Fahrern anhand eines Bordbuches den Weg weisen. Gefahren wird bei solchen Rallyes in drei Kategorien: Touristisch (leicht), Tourensportlich (mittel) oder Sportlich (schwer). Bei der anspruchsvollen mittel- und schweren Kategorie sind die Beifahrer schon richtig gefordert. Deswegen heißt es bei Oldtimerrallyes auch immer charmant, dass in allen Kategorien das Gehirn rechts sitzt. Das Bordbuch enthält die Routenführung, dargestellt als sogenannte Chinesen- und Kreuzungszeichen.