26-jähriger Student vom MTV Hanstedt wird mit Saisonbestzeit Fünfter bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm.

Hanstedt. Saisonbestzeit zum Saisonhöhepunkt und einen Platz direkt hinter den großen Vier des deutschen Hürdensprints. "Besser hätte es nicht ausfallen können", sagte Paul Dittmer nach seinem fünften Platz über 110 Meter Hürden bei den 113. deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm. Dabei hing die Finalteilnahme bis zuletzt am seidenen Faden.

Im Auslauf nach der letzten Hürde hatte sich der Athlet des MTV Hanstedt eine Muskelverhärtung an der Oberschenkelrückseite des Nachziehbeins zugezogen. Behandlung durch den Physiotherapeuten des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbands, Kinesio-Tape auf die Problemstelle und der Biss auf die Zähne ließen Dittmer schließlich den vorgesehenen Platz auf der Außenbahn des Endlaufs einnehmen. "Es gab ja nichts zu verlieren", meinte der 26-Jährige rückblickend.

Nach den Nordtitelkämpfen in Berlin steht die Bachelorarbeit im Mittelpunkt

Mit der zehntbesten Meldezeit war der Schützling von Trainer Wolfgang Striezel ins Donaustadion gereist. Von daher war der in 13,96 Sekunden mit der fünftbesten Vorlaufzeit realisierte Finaleinzug bereits ein Erfolg. In den vergangenen acht Jahren hat Dittmer nur zweimal in DM-Endläufen gefehlt: 2008 nach verkorkstem Vorlauf und 2009 wegen Verletzung. In Ulm, der Endlauf wurde live in der ARD übertragen, leistete er sich kurz nach dem Start einen Fehltritt und kam mit Rückstand an die erste Hürde. "Das habe ich noch nie von ihm gesehen", meinte Trainer Striezel, "das war wie ein kleiner Faller und danach ein Hopser."

Paul Dittmer ließ sich davon nicht aus dem Rhythmus und schon gar nicht aus der Ruhe bringen. Technisch sauber zog er auf der Außenbahn sein Rennen durch und konnte an den letzten drei Hürden mächtig Boden gegenüber der Konkurrenz gut machen. In der Saisonbestzeit von 13,91 Sekunden belegte der sympathische Hanstedter den fünften Platz. Neuer deutscher Meister wurde nach Auswertung des Zielfotos Matthias Bühler (LG Offenburg) vor dem zeitgleichen Alexander John (LAZ Leipzig/beide 13,49 sek.). Dahinter sortierten sich Erik Balnuweit (Leipzig/13,58) und Gregor Traber (Tübingen/13,79) ein.

"Mit dem Abschneiden sind wir sehr zufrieden", sagte Wolfgang Striezel. "Der Platz ist das Optimale. Die Zeit hätte etwas schneller sein dürfen. Eine niedrige 80er-Zeit habe ich Paul zugetraut." Saisonabschluss für den Studenten der Wirtschaftspsychologie sind am Wochenende die norddeutschen Meisterschaften in Berlin, bei denen er von Vereinskameradin Johanna Wiele (100 und 200 Meter) begleitet wird.

Danach wird sich Dittmer verstärkt seiner Bachelorarbeit an der Leuphana-Universität Lüneburg widmen. Auf der Kieler Woche hat er eine empirische Untersuchung zur Markenwahrnehmung von Adidas, einem Neueinsteiger auf dem Segelmarkt, im Vergleich zu etablierten Segelmarken vorgenommen. Diese Fragebögen gilt es nun auszuwerten. Mittelfristiges Ziel ist die Erlangung des Master-Abschlusses. Allerdings weiß Dittmer noch nicht, ob er diesen in Deutschland, in England oder in Zusammenarbeit mit einer der großen Unternehmensberatungen in Angriff nehmen wird.

Sören Ludolph verliert den Titel, macht aber Schritt in die richtige Richtung

Trotz verpasster Titelverteidigung äußerte sich Sören Ludolph aus Amelinghausen durchaus zufrieden mit seinen Auftritten über 800 Meter. Nach einer bislang verkorksten nacholympischen Saison qualifizierte sich der Läufer der LG Braunschweig als Vorlaufzweiter für den Endlauf. Die 1:49,22 Minuten bedeuten zudem Saisonbestzeit. Im Finale der besten Zehn verlor Sören Ludolph bald nach dem Start den Anschluss an die Spitzengruppe mit dem wie entfesselt losstürmenden Homiyu Tesfaye (Frankfurt).

Der erst vor wenigen Tagen eingebürgerte Äthiopier absolvierte die erste Runde unter 50 Sekunden, musste auf der Zielgeraden aber Robin Schembera (Bayer Leverkusen) passieren lassen, der in 1:47,05 Minuten deutscher Meister wurde. Für Ludolph blieb in 1:51,56 min. der neunte Platz.