Auch der 31. Kanuslalom des MTV Luhdorf-Roydorf stellt wieder hohe Ansprüche an die besten Wassersportler aus Norddeutschland

Luhdorf. Die Sportarena beim 31. Kanuslalom des MTV Luhdorf-Roydorf erinnert an ein Amphitheater. Als Bühne dient der kleine Teich mit dem aufgeregt sprudelnden Wasser, den die Luhe an der Stelle bildet, an der sie aus dem E-Werk geschossen kommt. Das Bühnenbild: Die über dem Wasser aufgehängten grünen und roten Torstangen, die je nach Farbe in Fließrichtung oder gegen die Strömung durchfahren werden müssen.

Unter den Bäumen und auf dem Hang an der Straße hocken die aktiven Sportler und ihre Trainer. Viele Gäste haben am Straßenrand ihre Autos geparkt, beladen mit Kanus, Paddeln, Schwimmwesten und Schutzhelmen. Sie sind aus Berlin, Hamburg, Braunschweig, Verden, Magdeburg oder Hildesheim zu der zweitägigen Wassersportveranstaltung nach Luhdorf gekommen.

Für Kira Kubbe ist es selbstverständlich, dass sie fast jeden Tag trainiert

Dem Lager der Aktiven gegenüber befindet sich das gesellig anmutende Zentrum der sportlichen Familienfeier der Luhdorfer Kanuten. Dort haben die Wettkampfleitung, Wurstbuden und ein Bierstand ihre Zelte aufgeschlagen, dort wird auch Kaffee und Kuchen serviert. Dort trifft sich die Gemeinde der Kanusportbegeisterten, manche kommen seit 30 Jahren hierher.

Und dann ist da noch die kleine Brücke vor dem E-Werk. Sie ist der bevorzugte Platz für die Zaungäste, die Radfahrer und Spaziergänger, die zufällig vorbeikommen und fasziniert verfolgen, was sich unten im Wasser abspielt. Da wird Leistungssport der nationalen Spitzenklasse geboten, zu dem es gehört, dass Boote kentern und Kanuten abtauchen. Wem das Paddel abhanden kommt, der muss sein Kanu auch schon mal mit bloßen Händen vorantreiben.

Was in Luhdorf aufgeführt wird, ist ursprünglicher sportlicher Wettkampf, der noch nicht vom großen Geld vereinnahmt ist. Das ist noch Sport aus reiner Freude und Begeisterung. Mit dem Kanusport ist nun mal kein Geld zu verdienen. Der Ruhm für die Besten fällt bescheiden aus. Und doch sind beim MTV Luhdorf-Roydorf viele junge Sportler mit mehr Leidenschaft, Fleiß und Einsatz bei der Sache als so mancher Nachwuchsfußballer in den vielen Kaderschmieden der großen Proficlubs.

Für Kira Kubbe beispielsweise ist es selbstverständlich, dass sie jeden Tag trainiert. Das blonde Mädchen ist noch nass vom Rennen der weiblichen Jugend im Zweier-Canadier mit Alexa Reuten und hat keine Zeit für weitere Fragen. "Auf dem Wasser trainiert Kira mit Markus Andernach", erzählt stattdessen ihr Vater. Und wenn sich die deutsche Schülermeisterin Anfang Juli im Trainingslager auf ihre ersten nationalen Titelkämpfe in der Jugendklasse am 6. und 7. Juli in Mark Kleeberg vorbereitet, wird sie von dessen Bruder Lars Andernach betreut. Der Chemiker, der gerade an seiner Doktorarbeit schreibt, erteilt der ehrgeizigen jungen Wassersportlerin dann auch Schulunterricht.

"In den Naturwissenschaften ist sie dadurch richtig gut geworden", freut sich die Mama. Und der Vater fügt lächelnd hinzu: "Trotz der vielen Stunden für ihren Sport mit Trainingslagern und vielen internationalen Wettkämpfen, für die sie häufig von der Schule befreit werden muss, bringt Kira einen Notendurchschnitt von 1,35 mit nach Hause."

Auch beim Nachbarverein Lüneburger Kanu-Club (LKC) gibt es einen jungen Kanuten, der aus reiner Freude am sportlichen Erfolg viel Zeit investiert und sich schindet und quält. "Selbst in diesem eisigen Winter war ich fast täglich auf dem Wasser", erzählt Florian Frenzel, 19 Jahre alt, das Abitur in der Tasche und mit Studienplatz als Logistiker bei der Deutschen Post ausgestattet. "Dazu mache ich Hanteltraining, jogge und fahre Rad". Über seine Motivation sagt der Modellathlet: "Wenn man immer besser wird, stärkt das vor allem auch das Selbstbewusstsein."

Seinen Bewerbungsunterlagen hatte Florian Frenzel die Urkunde für die norddeutsche Meisterschaft beigefügt. Leistungswillige Sportler, so ist aus den Personalabteilungen zu hören, bekommen Pluspunkte bei der Bewerbung. An beiden Wettkampftagen hat Florian Frenzel jeweils die stark besetzte Herren-Konkurrenz im Einer-Kajak gewonnen. Kira Kubbe war Siegerin bei der weiblichen Jugend sowohl im Kajak- als auch im Canadier-Einer.

Bei den Männern sorgte in dieser Disziplin das "ewige" vereinsinterne Duell zwischen Ole Siegismund und Markus Andernach für besondere Spannung, die jeweils einmal Sieger wurden und gemeinsam die Konkurrenz im Zweier-Canadier dominierten. Karl Gielnik vom Lüneburger Kanu-Club war mit über 70 Jahren der älteste Teilnehmer. Er wurde in der Altersklasse im Kajak Zweiter hinter seinem Clubkameraden Bernd Wellhausen.