Christofer Böttcher aus Sieversen gewinnt beim 40. Maiturnier in Meckelfeld unverhofft das schwierigste Springen.

Meckelfeld. Ein Fußballstürmer spielt den Torwart aus, läuft allein aufs leere Tor zu und schiebt den Ball vorbei. Ein Leichtathlet guckt seiner Kugel hinterher, die weiter als alle anderen fliegt, und tritt nach vorn aus dem Ring heraus - ungültiger Versuch. Ein Freiwasserschwimmer strebt mit großem Vorsprung dem Ziel entgegen und verpasst den Anschlag an die über dem Wasser hängende Zeitmessung.

So oder so ähnlich müssen die Gefühle gewesen sein, die Frank Johannsen vom Reit- und Fahrverein Estetal beim 40. Dressur- und Springturnier in Meckelfeld durchströmten. Das Ein-Sterne-S-Springen sollte der Höhepunkt und Abschluss des zweitägigen Traditionsturniers mit insgesamt 300 Reitern und 500 Pferden sein. Sechs Reiter hatten mit ihren tierischen Partnern den ersten Umlauf fehlerfrei absolviert und sollten nun im Stechen den Gewinner ermitteln.

Bei der Konkurrenz purzelten die Stangen - einmal, zweimal, dreimal. Nur einer blieb fehlerfrei, eben Frank Johannsen mit La Belle Soriee. Doch das vermeintliche Siegerlächeln gefror dem Estetaler im Gesicht. Die Zeit auf der Anzeigetafel wollte und wollte nicht stehen bleiben. Erst als ihm ein entsetzter Zuschauer zurief "Du musst noch über die Ziellinie reiten", realisierte Frank Johannsen, dass er zu früh abgebogen war. Bis er um zwei Hindernisse herumgeritten war, um die Ziellinie endlich zu überqueren, vergingen endlose Sekunden und die Strafpunkte auf seinem Konto schnellten in die Höhe.

Statt der erlaubten 52 Sekunden benötigten Johannsen und La Belle Soriee 74,35 Sekunden und belegten mit 23 Strafpunkten für Zeitüberschreitung nur den sechsten und letzten Platz im Stechen. Völlig unverhofft für den Sieg in der schwierigsten Springprüfung des Meckelfelder Maiturniers ausgezeichnet wurde wenig später Christofer Böttcher (Reit- und Fahrsport Sieversen). Mit Calandro hatte er sich einen Abwurf geleistet und strich nun, vom Pech des Konkurrenten profitierend, den Löwenanteil der 1500 Euro Preisgeld ein.

"Das war vielleicht etwas unglücklich aufgebaut", räumte Kerstin Schröder, die erste Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Meckelfeld, ein, dass der Abstand zwischen dem letzten Hindernis und der Zeitmessung ungewöhnlich groß gewesen sei. "Der Parcourschef hat es genauso gewollt und darum haben wir es so gebaut", erklärt Schröder, die ihr Mitgefühl für den todunglücklichen Frank Johannsen nicht verhehlen konnte. "Er hat sich natürlich wahnsinnig geärgert."

Insgesamt zog Schröder ein positives Fazit des nicht gerade vom Wetter verwöhnten Maiturniers, an dem die Teilnehmer die gemütliche und freundschaftliche Atmosphäre schätzen. Bis auf einen Schlüsselbeinbruch nach einem Sturz beim Springreiten gab es keine Vorkommnisse, die die Sanitäter der Johanniter-Unfallhilfe oder die Mitglieder der Feuerwehr Neuland auf den Plan gerufen hätten.

Den Sieg im Zwei-Sterne-M-Springen, der schwierigsten Prüfung nach dem S-Springen, holte sich Mylene Diederichsmeier (Havighorst) mit Cira-T vor Julian Goldmeier (Sieversen) mit Francini und Konrad Wolf vom gastgebenden RFV Meckelfeld mit Colleen. Die wertvollste von insgesamt sieben Dressurprüfungen, die allesamt in der Reithalle der Anlage am Appenstedter Wäldchen ausgetragen wurden, war eine Klasse-M-Dressur. Diese gewann Britta Teichmann (Estetal) mit Dynamic vor Lea Blohm (Harsefeld) mit Welthan und Stefanie Wasner (Granderheide) mit What's up wild Devil.