Oberliga-Fußballer des Lüneburger SK spielen um die Relegation zur Regionalliga

Lüneburg. Der Lüneburger SK Hansa hat es selbst in der Hand. Gewinnt der Tabellendritte die letzten drei Spiele der Saison in der Fußball-Oberliga, hat er sich für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord qualifiziert. Wahrscheinlich reichen sogar ein Remis im Heimspiel an diesem Freitag gegen Spitzenreiter Eintracht Braunschweig II (19 Uhr, Wilschenbruch) sowie zwei Siege bei den Abstiegskandidaten VfL Bückeburg (Pfingstmontag, 16 Uhr) und Zwangsabsteiger SC Langenhagen am 26. Mai 2013, denn das bessere Torverhältnis im Vergleich zum Konkurrenten Lupo Martini Wolfsburg ist ein Vorteil für die Lüneburger.

Doch grau ist alle Theorie - nicht nur im Leben, sondern auch beim Fußball, wo die Entscheidung "aufm Platz" fällt. "Letztlich ist es eine Willensfrage", sagt Lüneburgs Co-Trainer Thomas Oelkers, "und der Wille ist bei unseren Spielern. Sie sind zu hundert Prozent gierig." Eine kleine Unsicherheit bleibt aber vor dem mit Spannung erwarteten Spiel. Es ist ungewiss, mit welchen Akteuren Braunschweig antritt. Sind vielleicht Profis aus dem Kader des Bundesligaaufsteigers dabei, die zuletzt nicht zum Zug kamen? "Egal wer aufläuft, wir dürfen nur nicht verlieren", betont Oelkers, der den vor der Saison nur mittelfristig angestrebten Aufstieg bereits in diesem Jahr perfekt machen will. "Wenn die Chance da ist, muss man sie auch nutzen."

Doch ist der 2008 als FC Hansa Lüneburg aus den Fußballabteilungen des Lüneburger SK und Lüneburger SV neu gegründete und 2011 in Lüneburger Sport-Klub Hansa von 2008 umbenannte Verein reif für die vierthöchste Spielklasse in Deutschland? Als die Steuerfahndung Ende April mit 100 Ermittlern mehr als 40 Wohnungen und Büros von Verantwortlichen des LSK und einer Marketing-Gesellschaft durchsuchte, mehrten sich die Zweifel daran. Viele Lüneburger fühlten sich an unselige Zeiten erinnert. Denn jahrelang war der 1901 gegründete Vorläuferverein wegen Misswirtschaft und unseriösen Gebarens in den Schlagzeilen und musste Insolvenz anmelden.

Fünf A-Jugendliche aus dem eigenen Verein hat der LSK an sich gebunden

Der Vorwurf der Behörden heute: Der Verein soll Spielergehälter nicht ordnungsgemäß versteuert und Sozialversicherungsbeiträge vorenthalten haben. Der Norddeutsche Rundfunk sprach in diesem Zusammenhang von einer "Razzia bei den Amateur-Hoeneßen". LSK-Marketingchef Gerald Kayser weist die Vorwürfe jedoch zurück: "Sozialversicherungs- und Berufsgenossenschaftbeiträge haben wir abgeführt, alle finanziellen Dinge wurden sauber abgewickelt. Wir machen uns deshalb keine Sorgen." Mehr als "Kleinigkeiten", die wohl bei jeder Überprüfung entdeckt würden, dürften die Fahnder nicht gefunden haben, ist sich Kayser sicher. "Dass eine Prüfung kommt, hatten wir erwartet - nicht zuletzt wegen der Fälle TuS Heeslingen und SV Holthausen/Biene, wo die Ermittler kartonweise belastendes Material entdeckt haben. Angesichts des Vorgehens der Behörden in Lüneburg stelle sich aber die Frage der Verhältnismäßigkeit, so Kayser: "Wir haben das Gefühl, wie ein sündiger Bundesligaverein behandelt zu werden."

Unabhängig von der Razzia, die Vorstände, Trainer und Spieler gleichermaßen aufgescheucht hat, bastelt der LSK an seiner sportlichen Zukunft. Zuletzt konnte der Verein mit Philipp Gruhn, Nico Hübner, Marco Schuhmann, Jean-Patrick Lohmann und David Schneider fünf Talente aus der eigenen A-Jugend an sich binden. Ab dem Sommer nimmt das Quintett am Training der Herrenmannschaft teil. Dazu kommt die Verpflichtung von Thomas Friauf, 26, einem Allrounder von TuS Heeslingen.

Dem Lüneburger SK hält Jörn Busch, der sich im Förderverein Schwarz-Weiß engagiert und dem erweiterten Vorstand angehört, schon lange die Treue. "Dass wir so weit oben stehen, ist vor allem Trainer Elard Ostermann zu verdanken", sagt der Edelfan, "der ist ein Typ und hat Ausstrahlung." Den Aufstieg hält Busch bereits in diesem Jahr für möglich: "Die Mannschaft ist stark genug, um sich auch in der Relegation durchzusetzen." Aber nicht nur die Spieler seien scharf auf die Regionalliga, meint Busch: "Die Zuschauer lechzen nach Gegnern wie VfB Oldenburg oder SV Meppen."

Dem kann Hans-Peter Finzelberg, 59, nur zustimmen. Der gebürtige Lüneburger, der seit 35 Jahren aus Uelzen zu den Heimspielen des LSK anreist, lobt die mannschaftliche Geschlossenheit seiner Elf. Seine Leidenschaft für die Nummer eins im Lüneburger Fußball hat er vom Vater geerbt und an seinen Sohn Nils weitergeben. Der 17-Jährige ist ebenfalls Stammgast im Wilschenbruch. Mit solchen Fans im Rücken ist der Aufstieg eigentlich Pflicht.