Organisator Norbert Stein ist zuversichtlich, das Straßenradrennen in Buchholz mit Amateuren aufleben zu lassen

Buchholz. Wer über Monate plant und organisiert, mehr als 60 Helfer und Streckenposten gewinnt, Sponsorengelder einsammelt, um die mehr als 10.000 Euro für das Radsport-Ereignis in Buchholz zusammen zu bekommen, der träumt natürlich von einem spektakulären Finale. Der sieht und hört, wie sich bei der Entscheidung um den Großen Preis von Buchholz die Stimme des Ansagers überschlägt, die Zuschauer toben und auf der Zielgeraden in der Bremer Straße der Fahrerpulk heranschießt und erst auf den letzten Metern die Entscheidung fällt. Dem war beim Neustart nach zweijähriger Unterbrechung noch nicht so.

Kommentator René Jacobs heizte zwar die Erwartungen auf der Zielgeraden an, doch die Entscheidung über den Sieg beim Straßenklassiker in der Nordheide war längst gefallen. Der Sieger riss schon 100 Meter vor dem Ziel die Arme hoch, dicht gefolgt vom Zweitplatzierten. Dabei ist der Sieg von Alexander Schlenkrich und der zweite Platz von Frederik Prenzel, die beide zum neu aufgebauten Team Norddeutschland gehören, eigentlich eine kleine Sensation. Und auch der Dritte, Felix Reinken aus Gütersloh, gehört noch zur Gruppe der Rennsportlehrlinge, die als Anfänger in der Eliteklasse, also als Fahrer mit einer C-Lizenz, eine Minute vor dem Hauptfeld in die 30 Runden (insgesamt 84 Kilometer) starten durften.

Normalerweise werden die Youngster schon nach den ersten Runden vom Hauptfeld aufgesogen. Da kämpften so starke und routinierte Fahrer wie Björn Schröder, der schon zweimal den Großen Preis von Buchholz gewann. Auch Jannick Geisler, Julian Lehmann und Tim Rieckmann von der Harburger Radsport-Gemeinschaft waren in Buchholz dabei. "Aber die Fahrer im Hauptfeld haben nie zu einer Einheit zusammen gefunden", erklärt Heinrich Berger vom Harvestehuder RV über das Mikrofon den Zuschauern, "jeder hat auf einen Vorstoß des anderen gewartet. Und die Jungen vorne waren sich einig und ihr Vorsprung ist immer größer geworden." Am Ende hatten die drei Nachwuchsfahrer an der Spitze fast das gesamte Feld überrundet. Zu dieser Anfängergruppe gehörte auch lange Zeit Frederik Deppmeier von der Harburger RG. Der 18-Jährige aus Bad Bevensen kämpfte in seinem ersten Eliterennen mehr als 20 Runden lang in der Spitzengruppe. Als er aber über einen Gullydeckel fuhr, löste sich sein Hinterrad - er musste aufgeben.

An die alten Zeiten, als auch ein Erik Zabel und ein Jan Ullrich in Buchholz fuhren, wurde Udo Krapf, der Initiator und über zwei Jahrzehnte Chef des Rundstreckenrennens, auf besondere Weise erinnert. "Beim Giro d' Italien ist auf einer Etappe Paul Marten Dritter geworden", erzählt er, "der hat als Elfjähriger bei Blau-Weiss angefangen. Aber bei seinem holländischen Blanco-Team wird sich der Sponsor zurückziehen. Bei den ganzen Dopingskandalen muss man froh sein, dass es überhaupt noch Radsport-Veranstaltungen gibt."

Norbert Stein, Leiter der 80 Mitglieder zählenden Radsportgruppe von Blau-Weiss Buchholz und neuer Chef des Großen Preises, betont denn auch: "Wir haben Sponsoren wie die Stadtwerke, Sparkasse Harburg-Buxtehude und auch wieder das Autohaus Köhnke nur für den Neubeginn begeistern können, weil wir die Rennen für den Nachwuchs und Amateure organisieren. Und für die Zuschauer. Trotz der Pause sind wieder so viele an die Strecke gekommen, dass wir Mut zum Weitermachen haben." Das finanzielle Risiko, betont Norbert Stein, konnte nur eingegangen werden, weil die Stadt eine Bürgschaft über 7500 Euro gab. "Wenn der Große Preis wieder in Fahrt kommt", sagt Bürgermeister Wilfried Geiger, "dann ist das doch für ganz Buchholz eine tolle Sache."