Dohren Wild Farmers starten in ihre vierte Baseball-Bundesligasaison mit Heimspiel am Sonnabend gegen Paderborn.
Dohren. Die Szene hatte Symbolcharakter. Viele Eltern, Freunde, Bekannte, Fans und Nachwuchsspieler hatten sich in das Clubheim des SV Dohren gedrängt, um dabei zu sein, wenn die neue Baseball-Bundesliga-Mannschaft der Wild Farmers vorgestellt wird. Fast zum Zerbersten gefüllt war der vergleichsweise kleine Raum. So ist das halt in Dohren. Die 105 Abteilungsmitglieder stehen eng zusammen und sind eine echte Sportfamilie, wenn es um das Wohl der 70 aktiven Spieler in sechs Mannschaften geht.
Und speziell dann, wenn es um das Wohl der regelmäßig für die Wild Farmers in der Bundesliga spielenden US-Amerikaner geht. Einen Eindruck von der Gastfreundschaft vermittelte Dominic Milo in seiner kurzen Ansprache, in der er mit typischem Texas-Akzent einen besonderen Dank an die Hassenpflug-Familie schickte. Die Hassenpflugs sind eine der typischen Dohrener Familien, die immer wieder Baseballspieler für ein halbes Jahr bei sich aufnehmen. "Dominic ist schon der fünfte Amerikaner in den letzten zehn Jahren, der bei uns wohnt", erzählt Mutter Antje, "meistens entstehen dabei Kontakte fürs Leben." Einer der Gastspieler habe sie sogar zu seiner Hochzeit in die USA eingeladen, erzählt sie.
Dominic Milo ist 21 Jahre jung, spielt als Catcher (Fänger) und leitet dazu die Trainingseinheiten der Schüler-, Jugend- und Juniorenmannschaften ebenso wie die Kooperationen mit vier Schulen in Tostedt und Wistedt. Dafür bekommt er ein vergleichsweise moderates Taschengeld, das vom Verein, Förderkreis und weiteren Sponsoren finanziert wird.
Manchmal kehren die Sportler aus dem Mutterland des Baseballs auch für immer ins alte Europa zurück, das auf viele junge Spieler einen besonderen Reiz ausübt. Garrett Rogers spielte 2011 als 21-Jähriger für die Wild Farmers, wurde zum wertvollsten Spieler (MVP) der 1. Bundesliga Nord gewählt, und kehrt jetzt zurück - der Liebe wegen.
Nach der Heirat in den USA ist er mit seiner aus Tostedt stammenden Ehefrau in den Landkreis Harburg zurückgekehrt. Der Deutschkursus trägt erste Früchte, die Suche nach einem Job als Landschaftsgärtner ist angelaufen und natürlich ist es Ehrensache, dass Rogers wieder für die Wild Farmers in der Bundesliga aufläuft.
Eine Schulterverletzung des eminent wichtigen Pitchers (Werfers) bescherte den Wild Farmers eine Premiere - erstmals stehen drei Amerikaner im Team. "Da die Schwere von Garretts Verletzung nicht absehbar war, mussten wir uns nach einem neuen Pitcher umsehen", erzählt Teamkoordinator Jannis Wedemeyer. Johst Dallmann ließ seine Kontakte spielen, startete einen Aufruf über Facebook und quasi über Nacht stand mit dem 23 Jahre alten Joseph Zrinzo aus Kalifornien ein neuer Pitcher auf der Matte.
Mittlerweile ist auch Garrett Rogers wieder fit, so dass die Dohren Wild Farmers vorsichtig optimistisch in ihre vierte Bundesligasaison starten. "Minimalziel ist der Klassenerhalt, Platz fünf realistisch, die Play-offs der besten Vier wären eine Sensation", umreißt Wedemeyer das Spektrum. Im vergangenen Jahr waren die wilden Landwirte sportlich schon abgestiegen, blieben aber in der Eliteklasse, weil kein Zweitligist den Aufstieg wagte. Der Saisonauftakt an diesem Sonnabend, 12 und 14.30 Uhr, gegen den deutschen Vizemeister, Paderborn Untouchables, verspricht mit der von Sängerin Sophie Filip intonierten Nationalhymne und der Halbzeitshow von Songwriter Jansen van Krach Gänsehautfeeling pur.
Mit dem vom neuen Abteilungsleiter Bernd Sievers initiierten Patenprogramms "Baseball-Buddy", bei dem alle Herrenspieler die Patenschaft für einen Schüler-, Jugend- oder Juniorenspieler übernehmen, soll der Nachwuchs dichter an die Bundesligaspieler heranrücken. Auf dass der Zusammenhalt in Dohren noch weiter gestärkt werde.