Amateur-Kicker können nicht richtig trainieren, die Trainer suchen nach Alternativen, um Spieler bei Laune zu halten

Harburg. Auch wenn der Hamburger Fußball-Verband sämtliche Punkt-, Pokal- und Freundschaftsspiele bis Sonntag verboten hat, wird Oberligist TSV Buchholz 08 trotzdem Fußball spielen. Endlich wieder und dann auch noch bei wohliger Wärme. Die Ligamannschaft des Vereins hat für zwei Stunden ein Spielfeld in der Soccer-Halle in Neugraben gebucht.

"Am Montag haben wir schon in einer Halle in Buchholz trainiert", zählt Trainer Thomas Titze das stark reduzierte Übungsprogramm für seine Oberligakicker auf. "Am Mittwoch waren wir in einem Fitness-Studio mit Laufen auf dem Band, Spinning und allem, was man dort für die Kondition tun kann, beschäftigt. Vor zweieinhalb Wochen haben wir das letzte Mal im Freien trainiert. Da ist es natürlich schwierig, die Spieler bei Laune zu halten."

Mal ging es in die Soccer-Halle, dann zum Schwimmen, dazwischen ein paar Waldläufe. Möglichkeiten gibt es für die Fußballer auch in der kalten Jahreszeit einige, aber auf Dauer können diese Alternativen die Kicker nicht zufrieden stellen. "In den letzten vier Monaten haben wir ein einziges Punktspiel bestritten, das 1:1 gegen Halstenbek-Rellingen", sagt Thomas Titze, "das nervt. Wenn rechtzeitig generell abgesagt wird, wie an diesem und letzten Wochenende, hat man aber wenigstens Zeit, sich um Alternativen zu kümmern. Den Soccer-Platz haben wir am Montag reservieren müssen, am Dienstag war da wahrscheinlich schon alles ausgebucht".

Im April und Mai müssen die Buchholzer 17 Punktspiele bestreiten. Das für Ostersonnabend angesetzte Spiel bei Eintracht Norderstedt haben die Vereine einvernehmlich auf Dienstag, 26. März, vorverlegt. "Ob gespielt werden kann, wissen wir aber noch nicht", sagt Titze, "und wenn ich aus dem Fenster schaue und weiß, dass es nachts noch minus acht Grad sind, dann glaube ich nicht, dass Ostern bereits wieder regulär gespielt werden kann." Selbst nur darüber zu reden nervt den Buchholzer Trainer schon. "Wir müssen es ja doch so nehmen, wie es kommt."

Auch beim Lüneburger SK Hansa läuft es zurzeit nicht nach Wunsch. Die für heute angesetzte Partie gegen TuS Celle FC fällt wegen Unbespielbarkeit des Platzes aus. Tritt der direkte Konkurrent um Platz zwei, TuS Heeslingen, am Sonntag gegen den TSV Ottersberg an, sind die Lüneburger drei Spiele im Hintertreffen. "Wegen der höheren Belastung durch die Nachholspiele täte uns das schon weh", konstatiert Lüneburgs Co-Trainer Thomas Oelkers angesichts seines nur 15 Akteure zählenden Spielerkaders. Das käme einer "Verzerrung des Wettbewerbs" gleich. "Aber für das Wetter kann nun mal keiner etwas", sagt Oelkers, der keine Mühe hat, seine Spieler bei Laune zu halten: "Nach der Spielabsage in der vergangenen Woche sind wir einfach auf den schneebedeckten Platz gegangen und haben in einer Spaßeinheit den Boden eine Stunde lang platt getrampelt." Positiv sei, dass seine Spieler auch nach dem fünften Fehlpass in Folge die Lust nicht verloren haben. Problematisch sei, dass die auf Ende Februar ausgerichtete Vorbereitung wegen der Wetterkapriolen fast überflüssig sei. Oelkers: "Statt im Februar starten wir nun fast im April. Optimal ist das nicht."

Ligakonkurrent SV Drochtersen/Assel kann auch nicht optimal trainieren. "Mal gehen wir in die Halle, ein anderes Mal trainieren wir auf Schnee", sagt Trainer Lars Jagemann. Als Besonderheit hat sich der Verein einen Tae-Bo-Trainer eingeladen, der die Spieler in die Techniken dieser Kampfsportart eingeführt hat, bei der die Schläge und Tritte üblicherweise mit rhythmusgebender Musik mit bis zu 185 Beats per Minute einstudiert werden. Ob das Heimspiel am Sonntag gegen Holthusen-Biene angepfiffen werden kann, entscheidet sich am Sonnabend.

Die Landesliga-Fußballer des FC Süderelbe sind zwar auch total frustriert über die Spielausfälle, profitieren aber ein wenig daraus. Weil auch das Freundschaftsspiel gegen die Bundesligaprofis vom Hamburger SV auf den 16. April verschoben werden musste, hat sich der HSV dann mit allen Nationalspielern angekündigt, die jetzt wegen der Länderspiele gefehlt hätten. Die Süderelbe-Kicker halten sich derzeit mit Laufeinheiten und in der Neugrabener Soccer-Halle fit. "Man kann nichts machen, auch unser Kunstrasen ist gesperrt", sagt Matthias Nehls, der eine so lange andauernde Schneephase noch nicht erlebt hat. "Ich kann mich aber erinnern, dass wir in der Saison 2005/2006 ebenfalls viele Nachholspiele hatten", sagt er, "da mussten wir vier Spiele in acht Tagen austragen, sonntags, dienstags, donnerstags und sonntags."