Birgit Schwartz-Reinken macht sich beim Straßenlauf-Cup der LG HNF Hamburg fit für den Auftritt im deutschen Triathlon-Mekka

Langenrehm. Noch nie in den 30 Jahren, in denen die Leichtathletik-Gemeinschaft Hausbruch-Neugraben-Fischbek (LG HNF) ihren Straßenlaufcup organisiert, hatten die Läufer eine so riesige Zuschauerzahl. Allerdings nicht oben im Forst Rosengarten am Rande von Langenrehm. Die Zuschauer saßen daheim in ihren warmen Stuben und ihnen war auch nur ein kurzer Blick auf diesen 15-Kilometer-Lauf vergönnt.

Der NDR hatte ein Kamerateam in den Wald geschickt. Im Hamburg-Journal am Sonntagabend standen zwei Personen im Mittelpunkt, die nicht mehr laufen, aber doch die guten Seelen dieser Veranstaltung geworden sind: Hans-Georg Stephan, den alle Schorsch rufen, und seine Frau Margrit. Seit vielen Jahren erwarten die beiden die Schwitzenden und Schnaufenden mit einem Becher heißem Tee im Ziel. An diesem Morgen durfte Margit mit ihrer HNT-Mütze auf dem Kopf das Wetter für das Abendjournal ansagen.

"Morgen, sonnig, drei Grad", habe ich gesagt. "Aber doch nicht morgen, du hast heute gesagt", will Schorsch sie korrigieren. "Morgen nicht heute - ich weiß doch was ich gesagt habe. Ich hab doch das Wetter für Montag angesagt", entgegnet sie. "Ach so", brummelt ihr Schorsch und füllt Becher mit Tee für die ersten Läufer im Ziel.

Der schnellste Mann im Wald von Langenrehm ist inzwischen kein Unbekannter mehr in der vertrauten Läufergemeinschaft. Janko Raab, der 28-jährige Hamburger, der für den PSV Grün-Weiß Kassel startet, war vor 14 Tagen das erste Mal über zehn Kilometer am Start und lief mit großem Vorsprung zum Sieg. Erneut war Stefan Hüppe, der Triathlet von der Turnerschaft Harburg, als Zweiter sein einziger Verfolger. "Diesmal warst du ja noch schneller", gratulierte erstaunt der Zweite im Ziel. Janko Raab benötigte exakt 54 Minuten für die 15 Kilometer. Stefan Hüppe (56:50) trudelte fast drei Minuten später ein. Und Marcel Schlag, der Dritte und damit schnellste von der LG HNF, folgte in 57:06 Minuten.

"Mein wöchentliches Training habe ich von etwa 60 auf mehr als 100 Kilometer gesteigert", erzählt der einsame Sieger. "Mit den Vereinsfreunden aus Kassel werde ich im April bei der deutschen Meisterschaft im Halbmarathon starten. Da will man sich ja nicht blamieren. Wenn ich etwa auf Platz 50 ankomme, darf ich doch stolz auf mich sein. Oder?"

Eigentlich hat sich jeder der 133 Teilnehmer bei diesem zweiten Durchgang des HNF-Straßenlauf-Cups (zum Abschluss am 17. März wird der Halbmarathon gelaufen) sein ganz persönliches Saisonziel gesteckt. Bei Birgit Schwartz-Reinken, in 1:06:41 Stunden die schnellste Frau, mag das manchen eher erschrecken: 3800 Meter schwimmen - 180 Kilometer Radfahren - und dann zum Abschluss einen Marathon. Ausdauerfreaks wissen: der Ironman-Triathlon also. Mit Thorsten Ruscheinski, ihrem Lebenspartner, hat sich die 49-Jährige für die härteste Prüfung der Triathleten in Roth angemeldet. Beide gehören der boomenden Abteilung des TSV Eintracht Hittfeld an, die sich in den vergangenen zwei Jahren auf 50 ehrgeizige Aktive verdoppelt hat.

Ehrgeizig war die Universitäts-Lehrkraft für Wirtschaftsinformatik auch schon, als noch Tango und Wiener Walzer ihre sportliche Leidenschaft waren. "Im Turniertanz hatten wir es bis in die B-Klasse geschafft", erzählt die Frau, die in den vergangenen beiden Jahren beim Straßenlauf-Cup die Gesamtwertung der Altersklasse W45 gewann. "Zuerst hatte ich mir ein Rennrad gekauft", schildert Birgit Schwartz-Reinken ihren Wechsel vom Tanzparkett zum Ausdauersport in frischer Natur. "Dann kam die Freude am Laufen dazu. Da war der Schritt zum Triathlon quasi vorgegeben. Es ist die Abwechslung bei dieser dreifachen Herausforderung, die mir so viel Spaß bringt."

Was der eigentliche Kern all dieser Laufveranstaltungen ist, demonstriert Stefan Panzer auf besonders heitere Weise. Der Mann ist 51 Jahre alt, zeichnet als Projektleiter für viele Mitarbeiter und Millionenaufträge verantwortlich, ist zweiter Vorsitzender des TSV Eintracht Hittfeld und steht da im Wald und hüpft und lacht und strahlt wie ein kleiner Junge. "Eine Stunde und sieben Minuten", ruft er und nimmt seinen Trainer und Spartenleiter Steffen Wetzel in die Arme. "Ich bin sieben Minuten schneller als im vergangenen Jahr. Sieben Minuten hast du mich schneller gemacht. Ich kann es gar nicht glauben". Und dann, als die Überraschung nachlässt, fügt der Mann im Glück noch hinzu: "Solche Emotionen, solche Jubelgefühle, so auf den Punkt, die kann man nur hier beim Sport erleben."