Handballfrauen des BSV erwarten zum Gipfeltreffen in der Bundesliga den deutschen Meister Thüringer HC

Buxtehude. Die festliche Abendgarderobe haben sie längst abgelegt. Nur einen Tag lang durften die Handball-Damen des Buxtehuder SV abschalten und bei der Hamburger Sportgala in der Handelskammer ihren Preis entgegennehmen. Das Bundesligateam belegte bei der Wahl zu Hamburgs Mannschaft des Jahres einen zweiten Platz hinter dem Team Hamburg mit den hanseatischen Olympiateilnehmern aus London. "An Olympia kommt man nicht vorbei, dahinter aber Zweiter zu werden, ist eine große Anerkennung für uns", sagte ein stolzer BSV-Manager Peter Prior.

Die Ehrung ist zwar nicht vergessen, aber beiseite gelegt. Die Handballerinnen des Buxtehuder SV arbeiten und schwitzen längst wieder intensiv für das Gipfeltreffen in der Frauen-Bundesliga. Am Sonnabend kommt es um 16 Uhr in der Halle Nord zum Spitzenspiel zwischen dem BSV als Tabellenführer und dem deutschen Meister Thüringer HC. "Wir haben einen Matchball und den wollen wir verwandeln", sagte Trainer Dirk Leun, "es wird zwar enorm schwer, aber es ist möglich." Der Thüringer HC als zweifacher Meister ist für Dirk Leun derzeit das stärkste Bundesligateam. Das Starensemble mit seinem Trainer Herbert Müller kommt auch als Favorit in die Halle Nord.

In diesem neuerlichen Aufeinandertreffen der beiden führenden Bundesligamannschaften geht es um viel mehr als nur zwei Punkte. Der Buxtehuder SV will seinen knappen Zwei-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze verteidigen, um als Sieger der Hauptrunde mit der bestmöglichen Ausgangssituation in die Play-offs einzuziehen. Zudem hat der Hauptrundengewinner einen Startplatz im Europapokal sicher. Und das ist das erklärte Ziel des Buxtehuder SV. Die Verantwortlichen sprechen aber auch von einem Matchball, weil sich der BSV im Falle eines Erfolges eine Niederlage in Oldenburg erlauben kann.

Diese Spekulationen wischt Dirk Leun schnell vom Tisch. Der Thüringer HC hat zu alter Stärke zurückgefunden und kann in Buxtehude in Bestbesetzung auflaufen. Nach drei sieglosen Spielen zum Jahresanfang dominierte der Meister in den letzten fünf Partien, besiegte unter anderem den HC Leipzig mit 31:23. "Der Thüringer HC hat das beste Umschaltspiel der Liga und baut 60 Minuten lang Druck auf", sagte Dirk Leun. Diesem Druck müsse sein Team Stand halten. Außerdem müssen die eigenen Angriffe "gnadenlos konsequent" abgeschlossen werden, um eine Chance zu haben. Verzichten muss der Buxtehuder SV auf Spielmacherin Randy Bülau, die noch ein bis zwei Wochen für ihr Comeback nach dem Mittelfußbruch braucht. Auch Kreisläuferin Isabell Kaiser (Bänderanriss im Fuß) wird fehlen, der Einsatz von Sarah Lamp ist fraglich. Isabell Klein und Diane Lamein sind dabei.

Trainer Leun fordert bedingungslosen Einsatz und taktische Disziplin von seinen Damen und hofft auf den Heimvorteil und die Unterstützung seine Fans. Das Interesse ist groß, die Euphorie in Buxtehude ungebrochen. Bereits vor Wochen waren alle 1100 Sitzplatzkarten vergriffen, Stehplatzkarten sind aber noch vorhanden und werden auch an der Tageskasse (ab 14 Uhr geöffnet) erhältlich sein.

Die Buxtehuder Frauen setzen auf ihre Heimstärke und wollen auch im 22. Spiel in Folge in der "Hölle Nord" ungeschlagen bleiben. "Die Spiele gegen den THC waren durch die Finalspiele der vergangenen Jahre stets durch eine sportlich faire, aber ganz besondere Atmosphäre geprägt und so wird es auch am Sonnabend wieder sein", sagt BSV-Marketingleiter Thorsten Sundermann. Die Tagesform wird entscheiden, da sind sich die beiden Trainer Herbert Müller und Dirk Leun einig.

Im Vorfeld der Bundesliga-Spitzenpartie hat der Buxtehuder SV noch einen spektakulären Neuzugang präsentiert. Die schwedische Nationalspielerin Ulrika Agren, 25, hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Nach Friederike Gubernatis, Stefanie de Beer und Julia Gronemann ist die Kreisläuferin die vierte neue Spielerin. Ulrika Agren ist den Buxtehuderinnen nicht unbekannt. Sie spielt bei dänischen Meister Randers HK und war Gegner in der Champions League. Der Transfer ist nur möglich geworden, weil Ulrika Agren ihrem Lebenspartner Henrik Toft Hansen, 26, folgt, der im Sommer zum HSV Handball in die Bundesliga wechselt. Er ist dänischer Nationalspieler, Europameister und wie seine Freundin Kreisläufer. Ulrika Agren hat ihren bis 2014 laufenden Vertrag in Randers zum Saisonende aufgelöst. "Ulrika hat auf Geld verzichtet und sich unserem Gehaltsniveau angepasst, die Signale aus dem Sponsorenkreis waren positiv, nur deshalb konnten wir sie verpflichten", sagte Manager Prior. Trainer Leun freut sich. "Ulrika ist eine starke Abwehrspielerin im Innenblock, wo wir mit dem Karriereende von Stefanie Melbeck und Janne Wode an Qualität verlieren. Im Angriff ist sie ein anderer Typ als Marcella Deen, die beiden werden sich hervorragend ergänzen."