LG HNF registriert bei der 30. Auflage seiner Traditionsserie wieder mehr Interesse. Die Sieger über zehn Kilometer in Langenrehm sind zwei Neulinge

Langenrehm. Das Staunen und diese eine Frage muss Stefan Hübbe, Dauergast beim Straßenlaufcup der LG HNF, die ganzen zehn Kilometer durch den Wald in Langenrehm mit sich getragen haben. "Wer bist du denn?", wollte der Triathlet von der Turnerschaft Harburg als erstes vom Sieger der Auftaktveranstaltung wissen, "dich habe ich hier ja noch nie gesehen."

Das fällt auf bei einer der populärsten und traditionsreichsten Laufserien im Großraum Hamburg, die im Forst Rosengarten zum 30. Mal von Organisator Mathias Thiessen gestartet wurde. Und das lautstark mit Worten, weil es keine Startpistole gab. Genau 36:09 Minuten später machte ein gewisser Janko Raab als Erster den Schritt über die Ziellinie. Der Zweitplatzierte Stefan Hüppe hatte eine Minute und eine Sekunde länger für die zehn Kilometer benötigt und war einer der ersten Gratulanten. "Als ich mir heute früh die Startliste angesehen habe", sagte der Harburger Dauerteilnehmer zum Sieger, "hatte ich die Hoffnung, heute zu gewinnen. Und dann läufst du schon nach einem Kilometer an mir vorbei und ich habe am Ende nicht einmal mehr deinen Rücken gesehen."

Janko Raab, ein 28 Jahre alter Hamburger, der für den PSV Grün-Weiß Kassel startet, hatte sich im Internet über die Traditions-Veranstaltung informiert und angemeldet. "Es ist eine tolle Strecke hier durch den Wald", war das erste Kompliment des Läufers, der nach seinem Studium nach Hamburg zurückgekehrt ist und zurzeit ein Volontariat als zukünftiger Journalist beim NDR absolviert. Aber natürlich kann man einen, der im Wald von Langenrehm gewinnt, nicht schlicht als Hobbyläufer einstufen. "Fünf Mal in der Woche trainiere ich", erzählt der Überraschungssieger, "dabei summiert sich mein Trainingspensum auf 60 Kilometer und mehr wöchentlich." Nach dem Sieger Janko Raab und Stefan Hüppe (37:10 min.) war Jens Kelling (37:13 min.) von der ausrichtenden LG HNF Dritter bei den Herren geworden.

Auch für die schnellste Frau, Britta Ost, waren die zehn Kilometer des Straßenlaufcups (15 Kilometer am 3. März, Halbmarathon am 17. März) eine Premiere. "Ich bin das erste Mal hier", erzählt die junge Frau, die für den TV Flerke startet und als Redakteurin der Fachzeitschrift "Runners World" sozusagen in der Szene drin ist, "auch ich bin begeistert von dieser Wendestrecke." Britta Ost war nach 43:50 Minuten im Ziel, dabei waren 32 Männer schneller als die 30-Jährige. Nur 17 Sekunden langsamer war Silke Gielen vom Harburger SC. Ihre Zeit von 44:07 Minuten ist bemerkenswert, weil sie mehr als 25 Jahre älter als die Siegerin ist. Dritte wurde Birgit Schwartz-Reinke vom TSV Eintracht Hittfeld in 45:05 Minuten.

Dass beim 30. Straßenlaufcup die zehn Kilometer sozusagen von zwei Neulingen gewonnen wurden, ist bemerkenswert. Die Traditionsserie, der in den vergangenen Jahren doch etwas die Teilnehmer verloren gingen, gewinnt wieder mehr Anhänger.

"Mit 220 Anmeldungen hatten wir deutlich mehr als im Vorjahr", vermeldete Mathias Thiessen, gemeinsam mit Marco Rohrer Vorsitzender der LG HNF. "Das Wetter war heute auch nicht so eisig und abweisend wie in 2012. Aber wir können doch feststellen, der Laufboom in Deutschland macht noch lange nicht schlapp."

Wie sehr die Menschen den sportlichen Ausgleich in der Daueranspannung des IT-Zeitalters benötigen, wurde im Forst Rosengarten diesmal doppelt bestätigt. Den letzten Anstieg ins Ziel keuchten nicht nur die Läufer, sondern auch noch Gruppen von Radsportlern hoch. Die Radsport-Gemeinschaft der Uni Hamburg hatte in dem Waldgebiet gleichzeitig eine Radtour für Cross-Fahrer organisiert.

Zu den Neueinsteiger in die Laufserie gehörten auch Melanie Marquardt und Timm Moritz, ihr zehnjähriger Sohn. "Im vergangenen März sind wir das erste Mal zusammen gelaufen", erzählt die Mama, "Timm macht auch sonst Leichtathletik bei der LG HNF." Die frühere Hockeyspielerin will in Berlin ihren ersten Marathon laufen und hat auch für Amsterdam gemeldet, die Teilnahme in den Niederlanden hat sie im Internet gewonnen. Der Straßenlaufcup ist ein Test für alle, die die komplette Serie mitlaufen. Wer am Ende seine Zeiten über zehn, 15 und 21 Kilometer addiert, weiß ziemlich exakt, was er am 20. April beim Haspa-Marathon in Hamburg erreichen kann.