A-Formation des TSK Buchholz holt Platz zwei bei Turnier in eigener Halle
Buchholz . Ein letztes Räuspern und dann verstummen auch die eben noch flüsternden Stimmen. Es herrscht absolute Stille. Die 16 Tänzerinnen und Tänzer der Buchholzer A-Lateinformation stehen dicht beieinander. Einige der jungen Damen in der eleganten, lachsfarbenen Tanzkleidung halten die Finger vor den Mund. Eine hat sich ganz abgewendet und presst ihr Gesicht an die Schulter ihres Partners. Die Augen der mehr als 1000 Zuschauer sind auf die fünf Herren gerichtet, die an der Rückwand der Nordheidehalle in Buchholz Aufstellung genommen haben. Gespannt warten alle darauf, dass die Wertungsrichter die kleinen Tafeln in die Luft strecken. Die Ziffern darauf bedeuten das Urteil, das frenetischen Jubel oder auch Tränen auslösen wird nach diesem furiosen Wettstreit der neun Tanzformationen in der Zweiten Bundesliga.
Nach der Vorrunde hatten die Wertungsrichter die besten fünf Formationen für das Finale bestimmt. Nach dem Finale werden sie jetzt bestimmen, welche der Formationen sie auf welchem Platz einordnen. Und die acht Paare des TSK Buchholz erwarten als erste diesen stummen Urteilsspruch. Danach bricht ein Orkan los. Das A-Team des Tanz-Sport-Kreises im TSV Buchholz 08, so die offizielle Bezeichnung, hat sich, angefeuert und mitgerissen von seiner Anhängerschar, den zweiten Platz gesichert und damit die Hoffnung auf eine sportliche Sensation bewahrt und verstärkt.
Die Buchholzer hatten das dritte von insgesamt fünf Turnieren in der 2. Bundesliga organisiert. Schon jetzt steht fest, dass die Formation des TTH Dorrten nicht von der Spitze zu verdrängen sein wird. Die Buchholzer aber haben in eigener Halle ihren zweiten Platz in der Tabelle gefestigt. Können sie diese Platzierung in den noch zwei ausstehenden Turnieren verteidigen, werden sie für all ihren Trainingsfleiß und ihre stetige Entwicklung seit 2005 mit dem Aufstieg in die Erste Bundesliga belohnt.
Die acht Buchholzer Tanzpaare und ihre drei Trainer hatten sich an diesem Wettkampftag bereits morgens kurz nach 9 Uhr in den Räumlichkeiten der DLRG nahe der Nordheidehalle versammelt und mit den stundenlangen Vorbereitungen begonnen. Als sie sich im Foyer zu einem Kreis zusammenschließen, ist es bereits 21.50 Uhr. Im Mittelpunkt des Kreises hocken Franziska Becker, Uwe Oentrich und Philipp Winnecke, die drei Trainer des TSK Buchholz. Nachdem sie sich mit lauten Rufen und Schreien auf den Wettkampf eingeschworen haben, folgt der Einmarsch in die Halle, begleitet von Anfeuerungsrufen und mitreißendem Applaus von den Rängen. Cello heißt der Musiktitel, in die das Trainerteam die neue Choreografie eingebunden hat. "Die ist sehr schwierig, weil die Bilder und getanzten Figuren sehr schnell wechseln", erläutert Franziska Becker später.
In der hintersten Zuschauerreihe klatscht sich ein junger Mann im Rhythmus mit den Tänzern die Hände heiß. Der ältere Herr neben ihm dagegen hält fast andächtig die Finger fest verschränkt. Als der Jubel die Buchholzer Tänzer aus der Halle begleitet, verkündet Hansgeorg von Thun, der Mann an der Spitze der rund 600 Buchholzer Tanzsportler, mit glänzenden Augen: "Das war geil, einfach geil". Draußen im Foyer fließen ein paar Tränen. Einer Tänzerin war bei der zwölffachen Pirouette ein Patzer unterlaufen. Aber sofort wird die Enttäuschte von allen umringt und in den Arm genommen. "Dieser unglaubliche Zusammenhalt macht unsere Formation so stark", hebt Franziska Becker hervor.
Dabei waren es ja nicht nur die Buchholzer, die diesen Abend für die Besucher so einmalig machten. Die überlegenen Sieger aus Dorsten und auch die Drittplazierten aus Ludwigsburg mit ihrer französischen "Savoir-Vivre"-Kür brachten das Publikum immer wieder in Klatsch- und Jubelstimmung.
Als Ehrengast war Gertrud Dethlefs mit ihrem Ehemann Hans-Reimer aus Harburg in die Halle gekommen. Das Paar feiert am Sonnabend im Kreis der Familie die Diamantene Hochzeit. Ihr Sohn Carsten und dessen Frau wurden 1973 mit der Formation des TTC Harburg Vizeweltmeister, Tochter Sabine später Euopameisterin. Und jetzt freuten sich Gertrud und Hans-Reimer Dethlefs über ihre Enkelinnen Michelle und Jasmin, die beim TSK Buchholz die Familientradition fortsetzen.