Die Lüneburger Tanzgruppe Viva-Forever begeistert beim Feuerwerk der Turnkunst. Johanna, 15, springt für die Trainerin ein.

Lüneburg. Sie hatte sich schon richtig auf den Höhepunkt des Jahres gefreut. Birte Dreyer, Trainerin und Choreografin der Viva-Dance-Family des VfL Lüneburg, hatte sich mit ihrer neuen Showtanzgruppe Viva-Forever mit hervorragender Leistung beim Rendezvous der Besten für einen Auftritt bei Europas erfolgreichster Turnshow, dem Feuerwerk der Turnkunst, empfohlen. Zum ersten Mal wollte die Trainerin in Doppelfunktion auf der Bühne stehen, doch ein Bänderriss stoppte dieses Vorhaben. "Ich war richtig traurig", sagt Birte Dreyer, "weil ich mich so riesig gefreut hatte."

Die engagierte Trainerin ließ sich ihre Situation aber nicht verdrießen, grübelte im Kreise ihrer Tänzerinnen nach Alternativen und hatte die Lösung parat. Johanna Christlieb, 15 Jahre alte Nachwuchstänzerin beim VfL Lüneburg, brauchte gar nicht lange zu überlegen. "Ich bin dabei", sagte sie ohne zu zögern. Und begann in ihren Ferien zum Jahreswechsel mit intensiven Proben - unter tatkräftiger Hilfe ihrer Mutter, Claudia Grond, die bei den Viva-Forever tanzt. In aufopferungsvoller Fleißarbeit lehrte die Mama ihrer tanzerfahrenen Tochter die komplette Choreografie. "Jetzt müssen wir dich nur noch auf alt schminken und dann passt es", unkten die Mittänzerinnen schmunzelnd. "So etwas ist in unserer Gemeinschaft nur möglich, weil wir alle zusammenhalten", sagte Trainerin Birte Dreyer. Ein Absagen des Auftritts war nie im Gespräch.

Und so kamen Mutter Claudia und Tochter Johanna zu ihrem ersten gemeinsamen Tanzerlebnis. Und das vor 3000 Zuschauern in der ausverkauften Lokhalle in Göttingen. Die Lüneburger Gruppe wird ihren Auftritt so schnell nicht vergessen, Die Viva-Forever erlebten eine traumhafte Atmosphäre, die ganz dem Motto ihrer Darbietung zum Thema Traum entsprach. Der tosende Applaus zum Abschluss der Show war Lohn genug. Es war ein wirkliches Highlight in der noch jungen Karriere der Viva-Gruppe mit den ältesten Tänzerinnen. "Es war wie im Traum", sagte Birte Dreyer, die auf der Tribüne unter den Zuschauern saß, "gleich der erste Start bei einem Wettkampf hat die Gruppe hierher gebracht." Auch für Johanna verlief der Auftritt wie im Traum. Innerhalb weniger Wochen hatte das junge Mädchen den Tanz mit ihrer Mutter erarbeitet. Und noch heute kann sie ihr Glück nicht richtig fassen.

Seit jetzt elf Jahren gibt es die Tanzabteilung des VfL Lüneburg. Und die Tanzpädagogin Birte Dreyer ist mit ihren Mädchen erfolgreich. Die Gruppen Viva-Moves und Viva-Dancers standen ebenfalls schon beim Feuerwerk der Turnkunst auf der Bühne. Die Viva-Forever sind jetzt in die Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen getreten. Und das wenige Monate nach ihrer Gründung. Andrea Hellmann, Tänzerin der Gruppe, konnte ihren Auftritt gar nicht besser kommentieren. "Seit 26 Jahren bin ich einer der größten Fans des Feuerwerks der Turnkunst, sitze Jahr für Jahr fasziniert und mit großen Augen staunend im Publikum. Nie hätte ich gedacht, dass ich dort einmal selber auf der Bühne stehen würde. Für mich ist ein Traum wahr geworden", sagte sie und spricht ihren Mitstreiterinnen damit aus dem Herzen.

Insgesamt 200.000 Zuschauer haben die "Next Generation"-Tournee des Feuerwerks der Turnkunst in 22 Städten von Kiel bis München und 28 Veranstaltungen begeistert aufgenommen. Mit unnachahmlichen, waghalsigen und kreativen Darbietungen ist die Veranstaltung zu Europas erfolgreichster Turnshow avanciert. "Wir wollen zeigen, wie vielfältig und modern turnerische Bewegungsangebote sind und dass das Turnen alles andere als verstaubt ist", sagt Produktionsleiter Wolfram Wehr-Reinhold und zieht zufrieden Bilanz. Er und Regisseurin Heidi Aguilar standen vor der Frage, wie gut die vielen jungen Künstler auf der Bühne miteinander harmonieren. "Wir waren von jeder einzelnen Darbietung überzeugt, aber einige Künstler haben noch nie zuvor auf einer Bühne gestanden. Das war äußerst spannend", so Wehr-Reinhold. Die Integration der jungen Tricker, Tänzer und Traceure ist hervorragend gelungen und zeigte eindrucksvoll, dass Turner, ganz gleich, ob sie aus der Turnhalle oder von der Straße kommen, der Show ihre Stärke verleihen. "Next Generation" glänzte nicht durch einzelne Showhöhepunkte, sondern durch eine nie da gewesene Harmonie auf der Bühne und hinter den Kulissen. "Die Künstler sind während der Tournee immer enger zusammengewachsen", betonte der Produktionsleiter.

Die 27. Auflage des TUI Feuerwerks der Turnkunst im kommenden Winter soll wieder etwas klassischer werden. Die "Esperanto"-Tournee 2014 wird sich unter anderem mehr mit herkömmlichen (Turn-)Geräten befassen, wird deshalb aber nicht weniger innovativ und spektakulär sein.