Spannende Schlussphase beim 23:23-Remis zwischen Rosengarten und Zwickau reißt 450 Zuschauer von den Sitzen

Buchholz. Hätten die 450 Zuschauer in der Nordheidehalle nicht wie in Buchholz üblich in den letzten beiden Minuten ohnehin gestanden, die finalen Sekunden der Handball-Zweitligapartie zwischen der SGH Rosengarten-Buchholz und dem BSV Sachsen Zwickau hätten sie mit Sicherheit von den Sitzen gerissen. Denn als Jenny Choinowski 73 Sekunden vor Schluss mit ihrem fünften Treffer die 23:22-Führung für die Gäste aus Sachsen erzielte und Rosengarten den Ball trotz Überzahl - BSV-Trainer Norman Rentsch hatte für zu heftiges Reklamieren eine Zeitstrafe erhalten - durch einen Fußfehler von Lisa-Marie Preis herschenkte, schien das Spiel verloren.

Zwickau schien auf einem guten Weg, die verbleibenden 45 Sekunden souverän herunterzuspielen, nahm 19 Sekunden vor der Schlusssirene die obligatorische Auszeit. Rosengartens einzige Chance war nun, eine Gästespielerin weitgehend ungehindert zum Wurf kommen zu lassen, um mit der Hoffnung auf eine Parade von Torhüterin Turid Arndt noch ein letztes Mal in Ballbesitz zu kommen. Und dieser Plan ging tatsächlich auf. Die bis dahin starke Peggy Doege scheiterte mit ihrem Wurf aus sechs Metern Entfernung an Turid Arndt, die schickte mit einem 25-Meter-Pass die SGH-Rechtsaußen Anja Ernsberger auf die Reise, die in der letzten Sekunde tatsächlich noch das nicht mehr für möglich gehaltene 23:23-Unentschieden erzielte.

Die Halle stand Kopf. Rosengarten feierte den Punktgewinn mit Jubeltänzen im Kreis und La Ola für die Fans wie einen Sieg. Die Sächsinnen konnten es nicht fassen, den scheinbar sicheren Sieg verschenkt zu haben. Sie starrten mit leerem Blick ins Nichts oder hockten wie ein Häuflein Elend am Pfosten.

Unter dem Strich ist die Punkteteilung zwischen dem Tabellenneunten und -fünften als vollkommen gerecht anzusehen. In einem Spiel auf eher mäßigem Zweitliganiveau dominierten die exzellenten Torhüterinnen Turid Arndt (Rosengarten) und Nele Kurzke (Zwickau) mit ihren Paraden und ihren genauen langen Pässen das Geschehen. Hüben wir drüben taten sich die Spielerinnen aus dem Positionsangriff heraus schwer und kamen vor allem über die erste Welle zum Erfolg.

Nach der Trennung von Andreas Juhra vor knapp zwei Wochen trug Trainer Patrice Giron erstmals die alleinige Verantwortung auf der Bank der SGH Rosengarten-Buchholz. Der 34-Jährige ging in seiner Analyse weniger auf Inhalte des Spiels ein, sondern stellte die Atmosphäre heraus. "Bei aller Professionalität, die wir in der 2. Bundesliga an den Tag legen müssen, soll ein Handballspiel auch Spaß machen", meinte Giron, "und den hatten wir heute definitiv." Der A-Lizenz-Inhaber sah ein temporeiches und attraktives Spiel. "Zwickau war unfassbar zweikampfstark", lobte Giron die stark ersatzgeschwächten Gäste aus Sachsen. "Es ist unglaublich aufregend, wenn ein Spiel derart Spitz auf Knopf steht und mit jeder Aktion kippen kann."

Bis auf Melanie Schliecker, die am Spieltag ihren 39. Geburtstag feierte, konnte der Trainer auf seinen gesamten Kader zurückgreifen. Spielerin der Anfangsminuten, in denen die defensive 6:0-Deckung der Gastgeberinnen dominierte, war Rachel Wilhelm-Reimer. Bedient von Torhüterin Turid Arndt, die mehr als 50 Prozent der Würfe und insgesamt drei Siebenmeter parierte, oder auf Linksaußen freigespielt, erzielte Wilhelm-Reimer vier der ersten sechs SGH-Tore und kam als beste Torschützin auf insgesamt acht Tore.

Am kommenden Sonnabend soll Rosengarten beim Tabellensechsten Borussia Dortmund antreten. Über dieser Partie schwebt allerdings noch ein Fragezeichen, denn an diesem Wochenende musste Dortmunds Heimspiel wegen eines Wasserschadens in der Sporthalle Wellinghofen abgesagt werden. In den nächsten beiden Heimspielen kommen die Spitzenteams Füchse Berlin (9. Februar) und SVG Celle (17. Februar) in die Nordheidehalle nach Buchholz.

Die Tore: Rachel Wilhelm-Reimer (8), Lisa-Marie Preis (4), Anja Ernsberger (3), Pia Hildebrand (3/1), Julia Lupke, Kaja Schmäschke (beide 2), Elena Nendza (1)