Die frühere Hockey-Nationalspielerin Britta von Livonius kämpft mit der TG Heimfeld um den Erstliga-Klassenerhalt.

Heimfeld. Bisher haben die Hockey-Damen der Tennisgesellschaft Heimfeld zwar von allen Seiten viel Lob, allerdings nur einen einzigen Punkt bekommen. Die TG Heimfeld gilt als bester Aufsteiger in die Hallen-Bundesliga. Aber sich dort zu behaupten, ist für die junge Mannschaft schwierig. Ihr wichtigster Kampf gegen den Abstieg wird heute am Sonnabend um 15 Uhr bei Eintracht Braunschweig angepfiffen. Nur ein Sieg, es wäre der erste in der Bundesliga, kann neue Hoffnung auf den Klassenerhalt bringen.

Trainer Alexander Otte, der die Mannschaft aus der Regionalliga in die Bundesliga führte, hat auch über die Festtage alles getan, um das Selbstbewusstsein seiner jungen Mädchen zu festigen. Auch in Braunschweig wird er in kritischen Situationen an den Spielfeldrand treten und den Dialog mit jener Spielerin suchen, die allein mehr Erfahrung hat als der ganze Rest der Heimfelder Hockey-Damen: Britta von Livonius, vierfache deutsche Meisterin mit dem Berliner HC, zweifache Hallen-Europameisterin (2002 und 2006) mit der Nationalmannschaft, Mutter von zwei Töchtern und Ehefrau des Mannes, der im Hockeysport die größte Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Markus Weise führte als Nationaltrainer 2004 die Damen zu Olympia-Gold und ebenso 2008 in Peking und 2012 in London die deutschen Herren. "Viel über Hockey wird bei uns zu Hause aber nicht gesprochen", erzählt Britta von Livonius, "damit hat mein Mann beruflich schon genug zu tun."

Die 36-Jährige selbst hat ihre lange Karriere nach 140 Länderspielen beendet, als sich Töchterchen Marta ankündigte. Die ist inzwischen vier Jahre alt, Schwester Helene ist gerade zwei. Nach deren Geburt half die Mama gelegentlich in der zweiten Mannschaft der TG Heimfeld aus. Als sie nach dem Aufstieg der jungen Spielerinnen in die Bundesliga gefragt wurde, ob sie dem Team mit ihrer großen Erfahrung beistehen wolle, zögerte Britta von Livonius nicht lange. "Wieder Konditionstraining, das hat in den ersten Wochen richtig weh getan", gesteht die zweifache Mutter. "Inzwischen aber genieße ich das wieder. Neben Kindern und Haushalt das Hockey-Training und die Gemeinschaft - schließlich hat Hockey über so viele Jahre mein Leben mitbestimmt."

Bei der TG Heimfeld hat Britta von Livonius als Maskottchen begonnen. "Das war, als mein Bruder Eric in der Knaben A spielte, ich war zwei oder drei Jahre und fast immer dabei, weil unsere Mutter die Mannschaft trainierte." Den ersten Hamburger Meistertitel eroberte sie nicht mit dem Krummstab, sondern auf dem Pferderücken. Das blonde Mädchen mit den Sommersprossen war 14 Jahre alt, als sie 1990 Hamburger Meisterin im Mehrkampf wurde. Dazu gehören Laufen, Schwimmen, Dressur- und Springreiten. Da allerdings spielte die ehrgeizige Sportlerin längst Hockey in Flottbek, dem Stammverein der Mama. Und zwar so erfolgreich, dass die Mädchen des Großflottbeker THGC deutscher Vizemeister wurden.

Sechs Jahre später und längst Mitglied der großen Mannschaft des Berliner HC, wurde Britta von Livonius, die Psychologie-Studentin, das erste Mal Europameisterin mit dem U21-Nationalteam. "Das waren die Jahre", so Britta von Livonius, "in denen der Hockey-Sport sehr leistungsbezogen wurde. Das Training mit Fitness- und Konditionsarbeit wurde professioneller. Das ist inzwischen ausgereizt. Wir können in der Bundesliga mithalten, hätten jeden Gegner schlagen können, haben es aber nicht." Der Grund dafür ist der Tribut, den viele Aufsteiger zahlen müssen. "In entscheidenden Torsituationen fehlt die Abgeklärtheit", sagt die vierfache deutsche Meisterin, "Selbstvertrauen und Sicherheit kann man nicht herbeireden. Das muss wachsen. Gelingt das, kann es eine Befreiung sein."