Immer mehr junge Mädchen wechseln zum Buxtehuder SV, um sich ihren sportlichen Traum zu erfüllen. Dirk Leun trainiert auch die Talente.

Buxtehude. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen, aus Aumühle, Soltau und Geesthacht, aus Wismar und Schwerin, Neumünster, Loxstedt, Steißingen und Hamburg. Und sie alle haben ein Ziel: Sie wollen in die Handball-Bundesliga der Frauen. Der Buxtehuder SV ist im Norden eine der ersten Adressen, wenn es um die Ausbildung von jungen Talenten geht. "Es ist heute wichtiger denn je, dass junge Talente frühzeitig richtig gefördert und trainiert werden, wenn sie leistungsmäßig weit kommen wollen", sagt Dirk Leun. Die technische Ausbildung muss stimmen, um den Körper durch gezieltes Krafttraining auf die hohen Belastungen vorzubereiten.

Das neue Nachwuchskonzept ist eine Vorstufe zum Handball-Internat

Dirk Leun ist nicht nur Coach der Buxtehuder Bundesliga-Frauen, sondern kümmert sich speziell um den Nachwuchs. Leun trainiert inzwischen auch die A-Jugend des Vereins, die die Oberligatabelle anführt. Dirk Leun kennt sich mit der Arbeit junger Mädchen aus, er war zehn Jahre lang hauptamtlicher Jugendauswahltrainer von Hessen und holte 2008 mit der deutschen Juniorinnen-Nationalmannschaft den Weltmeistertitel.

Das neue Nachwuchskonzept ist eine Vorstufe zum Handball-Internat. In vielen anderen Bundesligavereinen wie in Leipzig oder Frankfurt an der Oder ist der Nachwuchs in einem Internat untergebracht, wo die Talente gefördert werden. Soweit ist man in Buxtehude noch nicht.

Der Verein beschreitet einen anderen Weg und scheint damit auch erfolgreich zu sein. Immer mehr Handballtalente zwischen 14 und 18 Jahren kommen nach Buxtehude. Die Mädchen verlassen ihr Elternhaus, wechseln die Schule und sind zum Teil in Wohngemeinschaften (WG) untergebracht. Allein im vergangenen Sommer sind acht junge Spielerinnen zum BSV gekommen. In der weiblichen A- und B-Jugend werden derzeit 14 Spielerinnen in der BSV-Talentschmiede gefördert.

Und die Mädchen nehmen dafür viel in Kauf. Drei Spielerinnen werden drei bis vier Mal pro Woche mit dem Auto aus Hamburg und Neumünster zum Training nach Buxtehude gebracht. Das ist neben der täglichen Schule eine erhebliche Belastung. Drei weitere Spielerinnen sind in Buxtehude in Familien untergebracht. Sechs Mädchen wohnen in Handball-Wohngemeinschaften, wobei die Eltern für die anteiligen Mietkosten aufkommen.

In vielen kleineren Handball-Vereinen fehlen die entsprechenden Voraussetzungen, um die Talente für den Leistungssport zu fördern. So kam das Torwart-Talent Anna-Marieke Schiwik, 16, bereits im Sommer 2011 aus Loxstedt bei Bremerhaven nach Buxtehude. Auf Empfehlung ihrer Schuldirektorin, der ehemaligen BSV-Bundesliga-Torhüterin Bettina Hahn. "Rieke" bildet in der A- und B-Jugend heute ein Torhüter-Gespann mit Stefanie Lukau, 15, die beide in einer Handball-WG wohnen und im Gymnasium Süd zur Schule gehen. Stefanie Lukau, die bis zum Frühjahr in Aumühle spielte, erhielt kürzlich erstmals eine Einladung zur Jugend- Nationalmannschaft.

"Es ist mein Ziel, irgendwann in der Bundesliga zu spielen", sagt sie, "ich wusste, wenn ich im Handball etwas erreichen will, muss ich wechseln." Die Entscheidung ist der talentierten Torhüterin nicht leicht gefallen, "ohne ihre Familie und die alten Freunde". Aber sie hat es bisher nicht bereut. "Es läuft noch besser, als ich erwartet habe. Schule, Handball und WG - alles okay", sagt sie. Stefanie Lukau wohnt zusammen mit Liljana Pingel, 18, aus Geesthacht und Leonie Limberg, die im BSV-Drittligateam spielt.

Auch die Zwillinge Rebecca und Viviane Burandt, 17, bereuen ihren Schritt nicht, aus ihrem Heimatort Spaden im Landkreis Cuxhaven nach Buxtehude gewechselt zu sein. Zusammen mit Torhüterin Anna-Marieke Schiwik und Ines-Maria Jeske, 17, aus Schwerin leben die vier Mädchen in einer gemeinsamen Wohnung.

"Wir haben jede unser eigenes Zimmer", sagt Rebecca Burandt, "können uns jederzeit zurückziehen." Gemeinsamkeiten gibt es vor allem in der kleinen Wohnküche, das ist sozusagen der tägliche Treffpunkt. Probleme mit Abwaschen, Saubermachen und Kochen gibt es nicht. "Wir haben einen Plan, und der wird strikt eingehalten", sagt Ines-Maria Jeske, die derzeit noch verletzt ist und sehnsüchtig auf ihren Einsatz wartet.

Und wenn es einmal ein Problem geben sollte, ist da immer noch Jutta Schmidt im Spiel. Die Ehefrau von BSV-Geschäftsführer Michael Schmidt kümmert sich liebevoll um ihre vier großen Mädchen. "Es läuft reibungslos", sagt sie. Viel Zeit für Gemeinsamkeiten bleibt nicht. Schule und Sport nehmen die Mädchen voll in Beschlag. Jutta Schmidt hat immer ein offenes Ohr für ihr Quartett, manchmal gehen sie gemeinsam zum Shoppen oder Eisessen.