Eis und Matsch können knapp 100 Teilnehmern beim Silvester-Crosslauf der LG Nordheide den Spaß nicht verderben

Winsen. Als Gerd Prüsmann morgens um 8 Uhr als Erster in den Wald kam, musste er kräftig schlucken. "Ich war erstaunt, wie viel Eis noch auf der Strecke war", erzählt der erfolgreiche Lauftrainer der LG Nordheide. Anders als auf öffentlichen Straßen und Bürgersteigen, auf denen die weiße Winterpracht längst dem grauen Alltag gewichen war, hatte sich der einst schneebedeckte Waldboden im Winsener Schützengehölz an vielen Stellen in eine rutschige Eisbahn verwandelt. Und nur zwei Stunden später sollte der erste Startschuss beim regionalen Silvester-Crosslauf der LG Nordheide ertönen.

Doch Gerd Prüsmann wäre nicht Gerd Prüsmann, wenn er das Geläuf nicht rechtzeitig in einen nahezu perfekten Zustand verwandelt hätte. Hier wurde etwas Waldboden über das Eis gestreut, dort die gefährlichsten Passagen mit der Hacke bearbeitet, dazu die zuschauerfreundliche Strecke mit Flatterband kenntlich gemacht.

Als Versuchskaninchen für die Arbeit des 70 Jahre alten Trainers musste ausgerechnet einer seiner dienstältesten Athleten herhalten. Nicht genug, dass Tim Tomczak gleich im ersten Lauf, der Männer-Langstrecke, und damit auf der weitgehend jungfräulichen Strecke antreten musste. Er hatte auch mit den Nachwirkungen eines Malheurs vom Vorabend zu kämpfen. "Als ich die Nägel in meine Crossspikes schrauben wollte, hat sich die Sohle gelöst", berichtet der Volkslauf-König. An eine Reparatur war nicht zu denken, die Bahnspikes wollte Tomczak nicht im Matsch verderben und die sofort eingeleitete Internet-Bestellung neuer Treter war trotz Express-Versands bis Sonntagmorgen nicht eingetroffen.

Kurz sei ihm das Bild des Barfußläufers von den Kreis-Crosslauf-Meisterschaften Anfang November durch den Kopf geschossen, räumte der 30-Jährige schmunzelnd ein. Letztlich entschied er sich für normale Laufschuhe - notgedrungen ohne Spikes. Fünf der insgesamt neun, jeweils 1000 Meter langen Runden tastete sich Tomczak im Windschatten seines LG-Nordheide-Teamkameraden Roland Rohde an die Strecke heran, bevor er die nötige Sicherheit gefunden hatte. Dann gab es kein Halten mehr. Der Borsteler holte sich in 32:15 Minuten mit 40 Sekunden Vorsprung vor Rohde den Sieg.

"In Budapest waren auch nicht mehr Zuschauer an der Strecke", gab es ein Lob für den Silvestercross aus berufenem Munde. Jana Sussmann, die in der Vorwoche Team-Bronze bei den Crosslauf-Europameisterschaften gewonnen hatte, ließ sich von einer Demonstration der wieder gewonnen Stärke in ihrem Trainingsrevier nicht abhalten. Nur auf der ersten halben Runde bot Katharina Josenhans (Hamburger SV) Paroli. Die 31-Jährige, die das Laufen erst seit anderthalb Jahren leistungsorientiert betreibt, hatte sich aber übernommen. Sussmann siegte in 13:58 Minuten für die 4000 Meter. Josenhans trudelte 90 Sekunden später als Siebte über die Ziellinie.

"Es gibt hier richtig gute Preise", lobte die deutsche Hindernismeisterin von 2011 auch ihren Arbeitgeber. Die Hamburger Sparkasse stellte unter anderem Geldpreise für Laufsieger und Sportartikelgutscheine zur Verfügung.

Die Laufsieger: 9000-Meter-Langstrecke: Tim Tomczak und Claudia Wehncke (beide LG Nordheide); Mittelstrecke Frauen: Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg); Mittelstrecke Männer: Mourad Bekakcha (Hamburger SV); U16-Jugend: Dan Bürger (LG Lüneburg) und Josefine Meyer-Ranke; U14: Rico Helmboldt und Lena Helmboldt; U12: Maurice Schott (alle LG Nordheide) und Mirja Thal (TuS Finkenwerder); U10: Tim Waterhölter (MTV Borstel-Sangenstedt) und Merle Zacher (TSV Wiepenkathen)