Kite-Surfen - das ungewöhnliche Hobby des Nils Hippauf aus Buchholz. Der 16-Jährige träumt von einer Profikarriere als Surfer.

Buchholz. Ein bisschen Wehmut kommt schon auf, wenn Nils Hippauf am Sonntag in der Nordheidehalle sitzt und bei der Präsentation der Lateinformationen des TSK Buchholz zuguckt. Vor ein paar Monaten gehörte der 16 Jahre alte Schüler aus der Nordheide noch zu den jungen Tänzern der aufstrebenden Abteilung, die am Sonntag mit einer öffentlichen Generalprobe (15 Uhr) in die neue Wettkampfsaison der Lateinformationen startet.

Nils Hippauf drückt seinen Freunden für ihren Auftritt kräftig die Daumen. Er selbst hat sich einem anderen Sport verschrieben: Kite-Surfen. Der Wettkampf mit Wasser, Wind und Wellen hat ihn schon als Kind fasziniert. "Drachen begleiten mich, seit ich denken kann", sagt Nils Hippauf. Die Liebe zu diesem noch jungen Sport ist dem Schüler der August-Hermann-Francke-Schule in Buchholz praktisch in die Wiege gelegt worden. Seine Mutter betreibt einen Drachenladen - und so kam er schon als Sechsjähriger mit dem Lenkdrachen in Berührung und ging das erste Mal in die Luft.

"Bleib dran, dann geht was." Dieser Satz von Stefan Permien, mehrfacher deutscher Vizemeister und professioneller Kitesurfer, ist für Nils Hippauf so etwas wie ein Leitfaden geworden. Mit 13 Jahren hat sich der Buchholzer von seinem ersparten Geld die erste gebrauchte Kite-Ausrüstung gekauft: Ein neun Quadratmeter großes Kite, dazu ein 130 Zentimeter langes Board und einen gebrauchten Neoprenanzug. Es folgte der erste Kite-Kursus am Salzhaff in Pepelow. "Ich musste Theorie büffeln, habe aber schnell gelernt", erinnert sich Nils Hippauf an die ersten Versuche mit dem Lenkdrachen. "Auch wenn der Wind nicht immer ausreichend war, habe ich es geschafft, Höhe zu laufen, wie die Kitesurfer das Kreuzen gegen den Wind bezeichnen." Das Jahr 2010 endet aber unbefriedigend, weil Nils nur noch zwei Mal aufs Wasser kommt - Flaute, der Wind fehlt.

Auch die Eltern Elke und Gerd Krätzig richten ihre Freizeit hart am Wind aus

Nils Hippauf will mehr, träumt von einer Karriere als Profi-Kitesurfer. Seine Eltern, Elke und Gerd Krätzig, haben längst gemerkt, wie ernst ihr Sohn seinen Sport nimmt und unterstützen ihn. Sie schaffen ein Wohnmobil an und richten ihre Freizeit hart am Wind aus. Seit April 2011 wird regelmäßig und intensiv trainiert. Zuerst in den Ferien in El Gouna (Ägypten), vor allem aber in St. Peter-Ording. Dort fühlt sich die Familie wohl. Und auch der Fahraufwand von der Nordheide an die Nordsee ist mit zweieinhalb Stunden für eine Strecke gerade noch vertretbar. 2011 gelingt Nils Hippauf auch der erste Raley, ein schwieriger Trick, bei dem es auf viel Körperspannung ankommt. Der junge Mann hat die Herausforderung angenommen, ist ehrgeizig, um sich seinen sportlichen Traum zu erfüllen.

Im September 2012 gelingt dem Buchholzer ein Erfolg beim Junior Pro Kitesurf Camp der Silke-Gorldt-Stiftung in Born auf dem Darß. Der Sieg ist ein wenig Genugtuung für eine Wettkampfsaison, mit der er nicht zufrieden sein konnte. Bei seinen ersten deutschen Meisterschaften lief nicht allzu viel. In Damp landete Nils Hippauf auf dem neunten Platz, in Holnis an der Ostsee ist nach dem ersten Start schon wieder Schluss. Der Wind lässt nichts zu, macht sich rar. Beim dritten Wettkampf am Südstrand auf Fehmarn kommen die Junioren erst gar nicht aufs Wasser - wieder weht der Wind nicht. Beim Worldcup in St. Peter-Ording lief es besser, Nils Hippauf konnte beim stärksten Sturm starten. "35 Knoten kosteten viel Überwindung", gibt er zu. Unmittelbar danach wurde der Wettkampf abgebrochen. Auf seine Qualifikation für die nächste Runde musste er verzichten - die Schule hatte Vorrang.

"Ich will die Schule gut hinbekommen", sagt er. Schularbeiten werden häufig auf der Rückfahrt von St. Peter-Ording gemacht, wenn er nicht zu müde vom Training ist. Persönlicher Saisonhöhepunkt ist das Kids Pro Kite Camp in Born. Dort kann er seine Leistung noch einmal steigern. Auch wenn es einen herben Rückschlag gab. 2016 sollte Kite-Surfen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ins Programm aufgenommen werden. Die Verantwortlichen entschieden sich jedoch anders. Jetzt hofft Nils Hippauf auf 2020, um sich seinen sportlichen Traum von der Olympia-Teilnahme zu erfüllen.

Bis dahin trainiert er weiter. Ausgleichssportarten sind für ihn Kampfsport und Klettern. "Ich genieße den Spaß an Wasser, Wellen, Wind", sagt er, "an Sonne und Regen und die immer wieder neuen Bedingungen." Das Training macht Spaß. Jede Einheit auf dem Wasser ist neu, es wird nie langweilig. Schon jetzt freut er sich auf das Wiedersehen mit den besten Kitern Deutschlands und den internationalen Stars. "Die Profi-Kiter sind für mich Vorbilder", sagt Nils Hippauf, "sie leben ihren Sport." Er schätzt nicht nur ihr sportliches Könner, sondern ihre Ruhe und Gelassenheit. Der faire Umgang miteinander, die Hilfsbereitschaft und der schonende Umgang mit Material und Natur haben ihn beeindruckt. "Ich mochte die Stars zunächst kaum ansprechen", sagte der Buchholzer, "die Jungs sind aber alle umgänglich, ich habe viel gelernt." Die Spitzenkiter haben ihn bestärkt, seinen Weg weiterzugehen. Das Motto für 2013 heißt: "Bleib dran, dann geht was."

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