Der traditioneller Süderelbe-Halbmarathon der LG Hausbruch-Neugraben-Fischbek durch das Alte Land ist bei den Aktiven nach wie vor populär.

Neugraben. Die nackten Beine unendlich lang, der Rest ganz in schwarz gekleidet, bis hin zum Piratenkopftuch. Silberne Ringe glitzern am linken Ohr. Der ganze Körper, immerhin 2,07 Meter lang, schwitzt und dampft und das Ganze wird von einem stolzen Lächeln gekrönt. So stellt man sich den Nachwuchs in Deutschlands nachhaltigster Volksbewegung, dem Volkslauf, vor. Der Süderelbe-Halbmarathon der LG Hausbruch-Neugraben-Fischbek (LG HNF), ergänzt durch die fünf und zehn Kilometer langen Strecken, gehört schon seit den Anfängen in den 1970er-Jahren dazu. "Aber ich bin heute das erste Mal dabei", sagt Sebastian Frölich, 28, der alle anderen Teilnehmer überragt. "Das war eben mein allererster Fünf Kilometer-Lauf bei so einem Wettbewerb. Und wenn sie mich fragen, wie ich mich fühle, sage ich: erleichtert und zufrieden. Auch mit meiner Zeit von 24:08 Minuten."

Bei der Frage, ob Volksläufe überhaupt noch in sind, braucht der 28-Jährige, der vor einem Jahr mit dem kontinuierlichen Lauftraining begonnen hat, nicht zu überlegen. "Auf jeden Fall", kommt die Antwort von Sebastian Frölich sofort. "Sportlich und fit zu sein, bekommt einen immer höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft. Das spürt man auch in unserem Betrieb. Es wird gern gesehen, wenn wir Mitarbeiter aktiv sind, ob wir nun laufen, Fußball spielen oder sonst etwas machen."

So ist Sebastian Frölich vor einem Jahr von einem Kollegen für das Laufen begeistert worden. "Das ist Burkhard Weber", erzählt er, "der hat beim FC St. Pauli die Triathlon- und Marathon-Sparte aufgebaut." Beim Halbmarathon der LG HNF wurde Burkhard Weber von der Süderelbe-Logistik in 1:24:18 Stunden Vierter unter 161 Halbmarathonis. Auf allen drei Strecken kamen 339 Läuferinnen und Läufer ins Ziel. Frölich selbst hat als Volksläufer natürlich das große Ziel: "Sich im Training aufbauen für meinen ersten Marathon."

Am Zaun direkt hinter der Ziellinie hält sich ein Mann mit beiden Händen fest, stöhnt und schnappt nach Luft. Macht Laufen wirklich Spaß? "Auf jeden Fall", sagt Hermann Hamann und verzieht das verschwitzte Gesicht zu einem Lachen, "der Endspurt war allerdings verdammt hart. Ich hätte so gerne den Zehn-Kilometer-Lauf gewonnen. Aber ich habe ihn nicht mehr erwischt."

Marcel Schlag von der gastgebenden LG HNF war nach 38:25 Minuten im Ziel. Hamann lief 17 Sekunden später über die Ziellinie. Der 38-Jährige aus Hamburg gehört zur Stammbesetzung der Volkslaufszene. "Bis zu 20 Stück laufe ich pro Saison in ganz Norddeutschland", erzählt er. Wie er dazu gekommen ist? Es ist die oft gehörte Geschichte. "Zuerst hat mir meine Frau das Rauchen abgewöhnt", sagt er und lacht, "als ich 25 Kilo drauf gepackt hatte, habe ich mir das Laufen angewöhnt."

Im Grunde ist es Dennis Ulbrich von der Lüneburger Sportvereinigung ähnlich ergangen. "Pfunde runter, abnehmen", sagt der schlanke 34-Jährige, "deshalb habe ich angefangen." Viermal in der Woche Tempoläufe gehören zum Trainingspensum, am Wochenende dann 20 bis 25 Kilometer lange Strecken, bis zu 60 Kilometer wöchentlich insgesamt. Der Stolz auf das Erreichte ist in schlichten Zahlen festgeschrieben. Die Bestzeit von Dennis Ulbrich über zehn Kilometer steht bei 35:46 Minuten und über 21 Kilometer bei 1:18,15 Stunden. Den Süderelbe-Halbmarathon gewann er in genau 1:19 Stunden.

Den zweiten Platz erreichte Jose Gonzales Perez von der LAV Hamburg Nord in 1:20:44 Stunden vor Carsten Kröger (Post SV Buxtehude) in 1:21:14 Stunden. Franziska Eisenschmidt vom Jahrgang 1966 war im Trikot der LG HNF als erste Frau im Ziel. Die Uhren stoppten für sie bei 1:43:18 Stunden. Die leistungsstarke Laufgemeinschaft der Lüneburger SV stellte mit Michael Thoms noch einen zweiten Sieger. Der 42-Jährige war in 18:29 Minuten über fünf Kilometer nicht einzuholen.

Keinen Sieger, aber nur fröhliche Gesichter, gab es bei einer kleinen Gruppe von Männern aus dem englischen Stockport. "Jedes Jahr sind wir eine Woche auf dem europäischen Festland unterwegs", erzählt Peter Powell, 66, 110 Kilogramm schwer und Chef der englischen Laufgruppe. "Zu Hause laufen wir drei bis vier Mal in der Woche und bei unseren Reisen durch Europa nehmen wir jedes Mal an einer solchen Veranstaltung teil. Noch mehr freuen wir uns jetzt aber auf die Weiterreise nach Bremen zum Freimarkt, weil dort das Bier so gut schmeckt."