Sechs Harburger Paare des Tanz-Turnier-Clubs im HTB fiebern ihrem ersten Auftritt im Turniersport entgegen

Harburg. Einige der hoffnungsvollen Tanztalente sind schon im Rentenalter. Und doch werden sie am Sonntag in der Weusthoffschule ihr allererstes Turnier tanzen - und damit eine neue Bühne ihres Lebens betreten. Das will sorgfältig geprobt sein. "Noch einmal die Vorstellung bitte." Die Stimme von Trainerin Dagmar Klein erfüllt den Trainingssaal der Tänzer im Klubhaus des Harburger TB auf der Jahnhöhe. Dagmar und Rainer Krüger nehmen am Rande Aufstellung. Er reicht ihr die rechte Hand, sie umfasst sie mit ihrer linken. Den rechten Arm hält sie ausgestreckt. Die Haltung, straff und dynamisch, fünf Schritte nach vorne, natürlich im Takt. Dann wirbelt er seine Frau herum, die macht einen Knicks, beide verbeugen sich. "Wunderbar, genau so", kommt das Lob von der Trainerin.

Im Rahmen seines Turnierwochenendes veranstaltet der TTC Harburg im HTB am Sonntag um 13 Uhr im Foyer der Schule auch ein Tanzkreisturnier. Das ist der erste Schritt der reinen Hobbytänzer in den sportlichen Wettbewerb. Und da bekommt man auch mit 50, 60 und 70 Jahren noch Lampenfieber. "Das erste Mal vor Zuschauern tanzen, ich fang schon jetzt an zu zittern", sagt Angela Cappel, und in ihrem Lachen schwingt Aufregung mit. "Mein Mann und ich gehören auch noch zu einem Tanzkreis in Buxtehude. Da haben wir unsere drei Turniertänze Langsamer Walzer, Tango und Quick der Trainerin vorgeführt. Plötzlich sehe ich, wie alle anderen einen Kreis um uns bilden. Ich bin immer nervöser geworden."

Dabei werden Angela und Jens Cappel am Sonntag bei ihrer Premiere in der Weusthoffschule schon ihren eigenen Fanklub haben. Angela Cappel leitet eine Schuhhaus-Filiale in Buxtehude. Ihre acht Mitarbeiter wollen kommen, auch Freunde aus dem Buxtehuder Tanzkreis, Gemeinsam werden sie für Stimmung sorgen.

Beim Abschlusstraining im HTB-Saal ordnet Bernd Klein, der mit seiner Frau Dagmar die Gruppe seit anderthalb Jahren auf diesen ersten Turnierauftritt vorbereitet, zur Überraschung aller an: "Ein Wiener Walzer, den tanzt einmal zwei Herren miteinander." Und jetzt halten sich Rainer Krüger und Günter Peterschewski in den Armen. Da wirbeln plötzlich zwei Männer über das Parkett, die den größten Teil ihres sportlichen Lebens auf Fußballplätzen verbracht haben. Günter Peterschewski war 17 Jahre alt, als er mit den Fußballern von Buchholz 08 Hamburger Meister wurde. Das war 1955 und Buchholz noch ein Dorf mit 8000 Einwohnern, von denen etwa 800 zu jeden Heimspiel kamen. Die Erinnerung an diese Zeiten sind bei den Spielern auch deshalb so wach, weil sie sich jedes Jahr, wenn die Winterzeit beginnt, zum Essen treffen. Heute, am Sonnabend um 18 Uhr, ist das wieder so weit. "Aber diesmal muss ich mich zurückhalten", sagt Günter Peterschewski, "ich darf am Sonntag unser Tanzturnier nicht verpatzen."

Inzwischen ist es zehn Jahre her, da hatte es seine Frau Christa geschafft, nach 35 aktiven Fußballjahren ihren Mann fürs Tanzen zu begeistern. "Als Fußballer war er gewohnt, schnelle, kleine Schritte zu machen", erzählt sie, "du hast so schöne lange Beine, habe ich ihm gesagt, beim Walzer musst du die richtig ausfahren, lange Schritte machen. Auch heute noch muss ich ihn gelegentlich ermahnen, nicht in den Fußballschritt zu verfallen."

Neben der Freude an der Musik ist für das Ehepaar aus Winsen der Tanzsport zu einem wichtigen Gesundheitstraining geworden. "Mein Mann hat ein künstliches Hüftgelenk", erzählt Christa Peterschewski, "ich habe Rückenprobleme, ohne unseren Tanzsport hätte ich längst einen steifen Rücken." Auch Rainer Krüger, der als Fußballer bis zu den Supersenioren aktiv war, hat durch Walzer, Tango und Quick Stepp neu an Haltung gewonnen. "Wenn ich heute durch Harburg spaziere und mich in einem Schaufenster spiegele", bekennt er, "spüre ich schon ein bisschen Stolz. Ich habe eine ganz andere Haltung bekommen. Die Bewegungen mit dem Kopf, die Haltung der Arme und des Oberkörpers, sich auf den Takt der Musik zu konzentrieren, das ist für mich ist das schwierigste. Mit den Schrittkombinationen habe ich keine Schwierigkeiten."

Ob er denn schon immer gern getanzt habe? "Soll ich ganz ehrlich sein? Überhaupt nicht. Ich hatte vor zwei Jahren ein echtes Problem damit", sagt er. Und heute? "Bin ich begeistert. Zum einen habe ich nie gedacht, wie anstrengend das ist. Bei unserer Generalprobe war ich schon nach dem ersten Quickstepp nass geschwitzt. Auf Sonntag freue ich mich richtig." Ehefrau Dagmar Krüger ist nicht nur Vorsitzende des TTC Harburg, sie hat auch für den Mannschafts-Wettbewerb die einheitlichen Blusen für die Damen geschneidert, außerdem gehört sie zur Bauchtanzgruppe des TTC Harburg.

Das sportliche Wochenende beginnt heute am Sonnabend um 13 Uhr mit Turnieren von der Anfängerklasse D bis hin zur höchsten S-Klasse.