Dennis Lauterschlag und Fynn Timm gewinnen die Hauptläufe beim 42. Tiergarten-Volkslauf des MTV Treubund Lüneburg mit fast 1000 Startern

Lüneburg. Wer an einem Sonntagmorgen mitten im Grünen einmal viele Menschen erleben möchte, die einfach gut drauf sind, der sollte im nächsten Jahr beim Tiergarten-Volkslauf des MTV Treubund Lüneburg vorbeischauen. Es war bereits der 42., der jetzt im traditionsreichen Sportpark an der Uelzener Straße gestartet wurde. Altbewährt ist auch die Holzklappe, mit der Hauptorganisator Wilhelm Stumpenhausen die knapp 1000 Teilnehmer auf die verschiedenen Strecken schickte. Von 400 und 800 Metern für die Kinder, über 6,3 und 10,5 Kilometer bis zur Paradestrecke von 19,1 Kilometer wart die Auswahl für die Kleinsten bis zu den fitten Senioren weit über 70 Jahre.

Diesmal gab es noch eine Premiere. Ein Lauf über 75 Meter für die Zwerge. "Es wird nicht gedrängelt und geschupst", musste Klaus-Peter Werner, der Mann am Mikrofon, die aufgeregte Horde ermahnen. "Erst einmal alle hinter diese Linie. So Wilhelm, jetzt kannst Du unseren ersten 75-Meter-Lauf hier im Stadion starten." Über die Lautsprecher war zu hören, welchen Spaß selbst der Moderator dabei hatte, der auch schon den allerersten Tiergartenlauf moderiert hatte.

Es waren die Mütter und Vater am Streckenrand und die Omas und Opas, die sich an Szenen wie dieser erfreuten: da steuerten Emma und Frieda, beide zwei Jahre alt und Geschwister aus einer Patchwork-Familie, wie die Mama erzählte, Hand in Hand dem Ziel entgegen. "Ihr müsst weiterlaufen", rief die Mama. Und Frieda zog Emma weiter, oder war es Emma, die Frieda fest hielt? Für die Jüngsten, die sonst zum Kinderturnen gehen, war es der erste Lauf überhaupt. Zeiten wurden hier noch nicht gestoppt. Dabei sein war alles.

Bruder Michael stand mit einer Medaille um den Hals daneben. Er war die 400 Meter gelaufen. Lotte, die zehnjährige Schwester, war noch über 6,3 Kilometer unterwegs und der zwölfjährige Bruder Matz über 10,5 Kilometer.

Das wiederum galt auch für Sabine Dehning und ihre Cousine Renate Dehning. Die Frauen hielten sich zwar nicht an der Hand, aber gemeinsam liefen sie über die Ziellinie und lagen sich danach lachend in den Armen. "Schließlich ist das das erste Mal, dass wir die zehn Kilometer geschafft haben", verkündete Sabine Dehning mit hoch rotem Kopf. "Wir haben erst vor einem Jahr damit begonnen", erzählte ihre Cousine, "nur eine Minute sind wir damals gerannt. Dann Pause und gehen, und wieder eine Minute. In unserer ersten Trainingsstunde bei Christine Erdmann sind wir etwa zehn Minuten gelaufen. Das war auch wirklich genug."

Die Frauen sind bei der Jugendhilfe-Einrichtung Albatros beschäftigt. Inzwischen rennen sie auch mal in der Mittagspause dem Alltagsstress davon. "So fit wie heute war ich noch nie in meinem Leben", erzählt Sabine Dehning, mit ihren 52 Jahren zwei Jahre älter als die Cousine. Die beiden hatten sich fest vorgenommen, auf der Strecke zusammen zu bleiben. "Oben, beim Anstieg in Deutsch Evern, wäre ich am liebsten ausgestiegen", bekennt lachend die Ältere. "Dann hätte ich auch aufgehört", sagt die Jüngere, "versprochen ist versprochen." Das Glück im Ziel war so groß, dass sie für den Adventslauf in Ratzeburg melden wollen.

So richtig außer Atem war Fynn Timm, der Schnellste über die 10,5-Kilometer-Distanz, nicht. Für das Lauftalent der LG Nordheide war es eher ein lockerer Trainingabschnitt, wie er im Ziel erklärte. Der 17-Jährige aus Lüneburg, der Fußball bei Hansa spielte, hat erst vor knapp zwei Jahren seine Begabung für Strecken von 800 bis 3000 Meter entdeckt. Und er hat in Gerd Prüsmann, dem Laufpapst von der LG Nordheide, einen Trainer gefunden, der ihn schnell nach vorne bringt. "Meine Hoffnung ist", erzählt der selbstbewusste Junge, der bei den deutschen U18-Meisterschaften im Juli zweimal Fünfter geworden war, "dass ich in den Bundeskader aufgenommen werde."

Der Sieger über die mühevollste Strecke beim Tiergartenlauf, den 19,1 Kilometern, ist seit langem bekannt in der Laufszene. "Wie oft ich hier schon gewonnen habe", sagt Dennis Lauterschlag von der Lüneburger SV, "kann ich nicht einmal sagen." Schnellste Frau über 10,5 km war seine Vereins- und Trainingspartnerin Julia Moysich. Die braun gebrannte und durchtrainierte 22-Jährige macht täglich Sport, schließlich studiert sie Fitness-Ökonomie.

Sieger über 6,3 Kilometer wurden Carolyn Schaltegger (MTV Treubund Lüneburg) und Michael Thoms (TuS Hohnstorf). Die Sieger über 800 Meter, Sophie Groß und Jakob Bresser, kommen beide von Treubund und bei den Kindern über 400 Meter waren Amy Basting-Neumann (Hermann-Löns-Schule) und Aron von Bargen (HV Lüneburg) nicht zu bezwingen.