Johannes Sickmüller aus Hamburg gewinnt den Weihnachtscross in der Harburger Haake. Gesa Brüchmann aus Buchholz wird Zweite.

Harburg. "Jannick hat den großen Gang eingelegt. Er greift an, hat Enno Quast, jetzt auch Jan Büchmann hinter sich gelassen." Die Stimme von Sprecher Peter Rhode überschlägt sich. Oben in der Haake verstummen die Gespräche der Zuschauer beim Weihnachtscrossrennen der Sparkasse Harburg-Buxtehude. "So einen packenden Rennverlauf haben wir seit Jahren nicht mehr erlebt", sagt der Sprecher und feuert die Zuschauer an, "kann Jannick Geisler, der Lokalmatador, auch noch Max Walsleben angreifen?"

Bei dieser spektakulären Attacke im Elite-Rennen des traditionellen Weihnachtscross ging es allerdings nicht um den Sieg. Der ist in Harburg eigentlich schon vergeben, wenn Johannes Sickmüller vom Stevens Racing-Team angemeldet wird. Der hatte sich auch diesmal wieder in der zweiten Runde abgesetzt. Verfolger mag man schon alle, die hinter ihm herfahren, gar nicht mehr nennen. "Johannes", so hatte der Sprecher die zahlreichen Zuschauer wissen lassen, "fährt in einer anderen Liga."

Mit großem Abstand zum Harburger Dauersieger Sickmüller (zum vierten Mal hintereinander) aber hatten sich Max Walsleben aus Kleinmachnow auf dem zweiten Platz und Jan Büchmann vom Nannok-Team aus Wedel scheinbar schon abgesichert. Jannick Geisler, der Erste aus dem Talentstall der ausrichtenden Harburger Radsport-Gemeinschaft mit einem Profi-Vertrag (Team Heizomat) hatte sich Runde um Runde noch hinter Enno Quast auf Platz fünf behauptet. Und plötzlich, in der vorletzten Runde, griff er an, ließ Quast und sogar noch Büchmann hinter sich. Applaus und Anfeuerungsrufe, als er sich den letzten Anstieg hochkämpfte, um in die letzte Runde zu starten. In der allerdings zeigte sich, dass dem 19-Jährigen vier Wochen Cross-Training fehlen. Die Kräfte reichten nicht. Beim letzten Anstieg fingen ihn die Konkurrenten wieder ab. Max Walsleben, dessen Bruder Philipp Profi in Belgien ist, rettete seinen zweiten Platz endgültig ins Ziel, Enno Quast stieg als Dritter aufs Treppchen.

Der Sieger, Johannes Sickmüller, hatte das Eliterennen um den Großen Preis von Radsport von Hacht mit mehr als einer Minute gewonnen. Der Chef Werner von Hacht hatte ihn vor dem Rennen per SMS besonders motiviert: "Siege nicht nur, triumphiere in Harburg."

Julian Lehmann, der Zweite von dem seit Jahren so erfolgreichen Harburger Dreigestirn, hatte Pech. Seine Schaltung riss ab und er musste ein halbe Runde laufen, um das Rad zu wechseln. Felix Rieckmann, der Dritte mit zwei deutschen Meisterschaften, war, wie Trainer Frank Plambeck feststellte, zu warm angezogen und zu schlecht gefahren. Er war weit hinter seinem Bruder Tim Rieckmann ins Ziel gekommen.

Sozusagen auf den Sieg abonniert ist auch Jens Schwedler, der Weltmeister und deutsche Meister bei den Senioren über 40, der ja auch der sportliche Chef des Stevens Racing-Teams ist. Diesmal allerdings lieferte ihm Stefan Danowski, der Harburger Radsportler von der RG BSV Hamburg einen zähen und kräfteraubenden Kampf. "Die Wachablösung naht", lobte hinterher ein Freund den Zweitplatzierten Danowski. "Ja, wenn Jens aufhört", konterte dieser aber.

Keineswegs als Favoritin bei den Frauen war Gesa Brüchmann ins Rennen gegangen. Aber die junge Frau aus Buchholz, die inzwischen in Göttingen studiert und für das Stevens-Cross-Team startet, kämpfte sich in einem mitreißenden Schlussspurt an die Spitze. Als sie nach dem letzten lang gezogenen Anstieg im Ziel beide Arme hochriss, da schallte der Wald wieder vom stürmischen Applaus für den zweiten Platz hinter Trixi Worrack.

Erstmals ist das Weihnachtscrossrennen mit einem Wettkampf für Jedermann ausgeklungen. Für den hatten mehr als 30 Hobbyfahrer gemeldet. Mit insgesamt fast 200 Teilnehmern vermeldeten die Gastgeber von der HRG einen Teilnehmerrekord.

(abendblatt.de)