Jannick Geisler aus Harburg zieht ein Fazit nach seinen ersten zwölf Monaten im Profiradsport und freut sich auf das Heimrennen in der Haake

Harburg. Der Weihnachtscross am Montag in der Haake - eines der traditionsreichsten Querfeldein-Radrennen Deutschlands. In diesem Jahr haben 185 Lizenzfahrer gemeldet - das ist Rekord. Erstmals dabei auch 30 Jedermänner. Und im Eliterennen Jannick Geisler. Als 13-Jähriger war der Junge im Trikot der Harburger Radsportgemeinschaft deutscher Schülermeister im Cross geworden. Damit begann sozusagen die Ära der Harburger Clique. Mit Julian Lehmann, Felix Rieckmann und Jannick Geisler waren die Harburger über Jahre hinweg Deutschlands stärkstes Nachwuchsteam. Jetzt trennen sich ihre sportlichen Wege. Jannick Geisler, inzwischen 19 Jahre alt, war der erste, der Anfang des Jahres einen Profivertrag beim Team Heizomat unterschrieb. Über sein erstes Jahr im professionellen Radsport stand der Harburger dem Hamburger Abendblatt Rede und Antwort.

Hamburger Abendblatt: Was ist für Dich die wichtigste Erkenntnis?

Jannick Geisler:

Natürlich sagen alle, Profirennen sind viel schneller und damit viel härter. Im Kopf weißt du das. Aber erst, wenn du am Berg am Hinterrad von Fabian Canzellara (mehrfacher Weltmeister im Zeitfahren) strampelst und spürst, dass du am Limit kämpfst, und der legt locker einen großen Gang ein und zieht weg, dann spürt man, auf was du dich eingelassen hast. Es war ein hartes Lehrjahr, und nicht das letzte.

Welches Rennen hat Dich glücklich gemacht?

Geisler:

Glücklich ist vielleicht das falsche Wort, aber die fünf Tage bei der Bayern-Rundfahrt, die haben die schönsten Eindrücke hinterlassen. Die perfekte Organisation mit Polizei-Eskorte, abgesperrten Straßen, die Vorstellung der Teams vor dem Start, die vielen Menschen an der Strecke, das ist Radsport, wie ich ihn vorher nur aus dem Fernsehen kannte.

Was war das Deprimierendste in Deinem ersten Profijahr?

Geisler:

Drei-, viermal war ich krank, musste das Training unterbrechen und Rennen absagen.

Worunter hast Du gelitten?

Geisler:

So konkret kann ich das nicht einmal sagen. Aber im Frühjahr muss ich Tabletten gegen Heuschnupfen nehmen. Das war schon öfter so. Die machen müde. Als Amateur war das nicht ganz so wichtig, aber du kannst nicht mehr auf dem höchsten Niveau fahren. Im Profisport aber musst du das.

Bleibt überhaupt Zeit für Privates? Hast Du eine feste Freundin?

Geisler:

Nein, das ist wirklich schwierig, wenn man so häufig unterwegs ist.

Hast du nicht ein Studium begonnen?

Geisler:

Ja, seit Oktober studiere ich allgemeine Ingenieurs-Wissenschaften an der TU Harburg. Noch lässt mir das mehr Zeit fürs Training als die Schule.

Verdienst Du als Radprofi genug Geld, um das Studium zu finanzieren?

Geisler:

Nein, Geld aufs Konto bekomme ich nicht. Ich fahre ja für ein Continental-Team, das ist sozusagen die Regionalliga im Radsport. Da werden Fahrkosten und Unterkunft und das Material gesponsert, mehr aber nicht.

Fachleute sagen, der Körper eines 19-Jähriger braucht ein paar Jahre, ehe er den Anforderungen im Profiradsport wirklich gewachsen ist.

Geisler:

Damit habe ich mich, ehrlich gesagt, nicht beschäftigt. Ich konzentriere mich immer auf den nächsten Schritt.

Wohin soll der Dich bringen?

Geisler:

Zu den deutschen Cross-Meisterschaften am 7. Januar in Kleinmachnow. Dort will ich versuchen, bei der U23 aufs Treppchen zu kommen.

Kannst Du am 2. Weihnachtstag das Heimrennen in Harburg als Elitefahrer gewinnen?

Geisler:

Nein, dafür ist die Konkurrenz zu stark. Ich muss aus der letzten Reihe starten, weil ich den Deutschland-Cup nicht mitgefahren bin. Nur dort aber kann man Punkte sammeln, um in der ersten Reihe zu starten.

Aber die deutsche Meisterschaft ist doch auch schon in 14 Tagen.

Geisler:

Ich hoffe, dass ich in Harburg, am 30. Dezember in Vechta und am 31. Dezember in Herford noch genug Punkte erkämpfen kann, um bei der DM in der ersten Reihe zu stehen.