Ein Jahr lang haben die Mädchen und Jungen der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft trainiert. Jetzt gab es den Lohn bei der Sportshow zum 100-jährigen Bestehen des Vereins

Heimfeld. Im altehrwürdigen Festsaal der Friedrich-Ebert-Halle erlöschen die Scheinwerfer allmählich. Oben auf der Bühne, auch unten zwischen den Sitzreihen, marschiert die Schar der Stewardessen auf: Junge Mädchen in schwarzen Röcken, weißen Blusen und Halstücher im Grün der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT). Eine Stimme erfüllt den Saal: "Guten Abend meine Damen und Herren. Kapitän Bode und seine Crew begrüßen sie an Bord der HNT-Airline." Festschnallen und abheben zu einer Reise in die Zukunft des Sports und der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft von 1911.

Diese Zukunft hat natürlich längst begonnen. Länger als ein Jahr dauerten allein die Vorbereitungen für diese Sportshow in der Harburger Friedrich-Ebert-Halle. Ein Drehbuch wurde geschrieben, Videoeinspielungen abgedreht, vor allem auch die sportlichen Attraktionen geübt und geübt und noch mal geübt. Angekündigt war der turbulente Abend auf Plakaten als "Die Sportshow - 100 Jahre HNT."

Inszeniert und kreiert wurde das rasante Bühnenspektakel allein von der Jugend des 100 Jahre alten Turnvereins in den drei Stadtteilen südlich der Elbe. Zu Beginn hatten sich die Mädchen und Jungen zusammengesetzt und die ewig alte Frage gestellt: "Was bedeutet Sport im Verein für Dich?" Die Antworten kamen prompt: "Ich kann Stärken in mir finden. Ich habe Spaß und treffe Freunde. Ich habe bessere Noten im Schulsport. Ich kann Ängste überwinden. Ich kann Frust abbauen und mich richtig auspowern."

Diese Fundamente der Jugendarbeit im Verein - mit selbst abgedrehten Videoclips von Dr. Dr. Ephraim Vereinikus (Jugendwart Kunar Tschana) kurz erläutert - wurden auf der Bühne und auch im Parkett oft mit atemberaubender Akrobatik demonstriert.

Wie durch den Sport Wut und Frust in Energie und Respekt vor dem Partner und Gegner umgewandelt wird. Auf der Bühne die Mädchen und Jungen in ihren knallroten Flatterhosen und den schwarz glänzenden Kampfjacken. Die Ju-Jutsu Show-Wettkämpfer demonstrierten ihre Techniken, einmal in atemberaubendem Tempo, ein anderes Mal in gespielter Zeitlupe. Überschläge, Sprünge, Fußtechniken, oft zu schnell fast für das Auge, von den Zuschauern im Saal immer wieder mit Sonderbeifall überschüttet. Immerhin, diese so perfekte Gruppe der HNT wurde ja auch schon mit deutschen und Europameister-Titeln belohnt.

Im Wechsel dann wieder die Turn- und Showgruppe, die vor allem im Sportspool der HNT vereinigt ist. Allein die Sprünge und Überschläge von einem kleinen Trampolin auf der Bühne aus. Wie eine Mauer hatten sie eine Schaumstoff-Matte hochkant gestellt. Und über die flogen die Körper, kleine Turner wie der elfjährige Mike und der zwölfjährige Fabian vorneweg, bis hin zu den Männern, die Salti in der Luft schlugen und atemberaubende Drehungen.

Von diesem Abend zu erzählen, ist nicht einfach. Die Momente, in denen der Atem stockt, und die Erleichterung zu spüren ist, wenn alles geglückt ist. Der Berichterstatter hat ohnehin Lücken in seinen Aufzeichnungen, weil er immer wieder begeistert applaudierte und hinter seinen Kugelschreiber zwischen den Stuhlreihen suchen musste.

Unten im Saal hatten sie in der Pause den neuen Airtrack, ein hart aufgeblasenes Luftkissen, ausgelegt. Und dann sprangen und wirbelten sie bunt durcheinander, die Turner, die Ju-Jutsu-Sportler, die Artisten von der Showgruppe. Aber es wurde ja auch getanzt und gewirbelt, temperamentvoll, mitreißend, modern, eingebunden in kleine Liebesszenen. Die Sport- und Bühnenshow eines 100 Jahre alten Turnvereins - inszeniert und dargeboten von den Kindern und Jugendlichen des Computer-Zeitalters.

"Das", so hatte Ehrengast Paul-Gerhard Wienberg-Schaper, der Präsident des Verbandes für Turnen und Freizeit aus Hamburg nach den Standing Ovations noch einmal gelobt, "bringt in Hamburg wohl nur die HNT auf die Beine." Und weil alle so begeistert waren, hier die Namen der Führungscrew, die den Einsatz der über 100 Akteure zum umjubelten Erfolg führten. Die Geschwister Nazarena und Mattia de Pol, Katharina Baumgärtner, Pasel Kepinski und Kunar Tschana. Ganz zum Schluss wurde auch Mirja Wilke ins Licht der Scheinwerfer gerufen, die vor Jahren damit begann, das Leistungsturnen in der HNT zu modernisieren und auf die Showbühne zu führen. Sie hatte die Gruppe Sportspool ins Leben gerufen. Die Anerkennung dafür war in der Friedrich-Ebert Halle nicht zu überhören.