David Burakievicz vom Harburger SC holt bei den Hamburger Meisterschaften seinen ersten Titel und wird von Finkenwerders Boxchef gelobt.

Harburg. Für Augenblicke verstummen die Anfeuerungsrufe, die Parteiname, der ganze Krawall bei den Hamburger Box-Meisterschaften. Es wird ruhig am Boxring, weil die Besucher, Anhänger und Freunde auf den Sitz. und Stehplätzen fasziniert sind von dem Duell zwischen den Seilen. Es sind nicht die wilden Haudraufs, sondern es sind die disziplinierten Techniker mit Herz und Verstand, die Boxen zu besonderen Erlebnis machen können. Wie Darian Neumann vom Buxtehuder SV und Berat Aciksari vom TuS Finkenwerder, die sich im Finale 2011 um die Hamburger Meisterehre in der Gewichtsklasse bis 69 Kilo gegenüber standen.

Obwohl der 20 Jahre alte Darin und der ein Jahr jüngere Berat bereits erfahrene Faustkämpfer sind und sich schon einen Namen in der Hamburger und Norddeutschen Faustkampfszene gemacht haben, treffen sie hier in der Halle am Bramkamp zum ersten Mal auf einander. Der Junge aus Finkenwerder greift sofort an. Darian macht die Deckung zu. Dann schießt seine Linke nach vorne zum Kopf des Gegners. Die Rechte kommt hinterher. Immer wieder versucht es der Junge im blauen Trikot des Buxtehuder SV mit schnellen Serien zum Kopf. Aber immer wieder taucht Berat weg, kontert sofort und setzt härter, verbissener nach. Als der Gong die erste Runde beendet, bedanken sich die Freunde des Boxsports mit viel Applaus. Das wird nach jeder Runde so bleiben. Die beiden, die in ihren Klubs die Besten sind, trainieren fast täglich, am Sandsack, beim Sparren und sie machen Dauerläufe für die Kondition.

Als in der zweiten Runde der Buxtehuder Anhang mit "Darian-Rufen" die Stimmung aufheizt, erschallt es von der anderen Ecke sofort: "Berat! Berat!" Der Musterschüler von Finkenwerders Boxchef Mecit Cetinkaya trifft häufiger und schlägt präziser. Er prägt diesen Kampf, der von vielen der knapp 500 Besucher als der beste Faustkampf des Abends anerkannt wird. "Am Ende hat Berat doch klar und deutlich mit 29:19 Punkten gewonnen", betont Mecit Cetinkaya. "Der Hamburger Boxsport wird sich über diesen jungen Kämpfer noch häufiger freuen können."

Vielleicht ja schon in der Sporthalle Süd in Köln. Dort treten 84 Talente zur vierten internationalen deutschen Meisterschaft in der Altersklasse U21 an. Berat hat sich am Mittwoch mit seinem Trainer nach Köln aufgemacht. Mit ihm im Bus saß Heiko Kaiser, der Cheftrainer des Harburger SC. Der begleitet einen anderen frisch gekürten Hamburger Meister an den Rhein. David Burakievicz, vor wenigen Tagen 19 Jahre alt geworden, musste in der Gewichtsklasse bis 64 Kilo gegen Jakob Scheer vom BSV 19 in den Ring steigen. Der Gegner wirbelte, griff immer wieder wild an und versuchte, sich als Chef im Ring aufzuspielen. Aber dann kam schnell und präzise zuerst die Linke von David und gleich die Rechte hinterher. Das waren harte Strafmaßnahmen für den Gegner. "David kann den Kampf lesen", sinnierte unten am Ring Mecit Cetinkaya. "Der macht nichts Unnötiges und weiß immer ganz genau, wann er angreifen und wann ausweichen muss. Der Junge boxt sehr klug."

Nach drei Runden, folgt über die Lautsprecher der Richterspruch: "Sieger nach Punkten: David Burakievicz". Für seinen Sieg wurde er mit etlichen Umarmungen und Küsschen reichlich belohnt, denn der Schüler vom Lessing-Gymnasium in Harburg hatte seinen eigenen Fan-Club dabei. "Ich bin Hamburger Meister", jubelte David. "Es ist mein allererster Titel. Dafür habe ich aber auch hart gearbeitet. Dreimal in der Woche trainiere ich beim HSC und einmal noch beim Verband. Kraft und Kondition erarbeite ich mir alleine."

David, der Junge vom Harburger SC, ist nicht der erste Schüler vom Lessing-Gymnasium, der mit seinem Fäusten Furore machte. "Sebastian Formella war ja auch auf unserem Gymnasium", erzählt der 19-Jährige. "Vielleicht werde ich ja auch noch so erfolgreich wie er." Im vergangenen Jahr war der stets gut gelaunte Kämpfer vom TV Fischbek in der gleichen Halle Hamburger Meister geworden. Diesmal war der populärste Fischbeker Boxer wie alle Vereinskameraden vorzeitig ausgeschieden.

Dafür stand der Harburger SC noch einmal im Blickpunkt. Stephanie Schünke, ein zierlicher Wirbelwind, kämpfte in der Klasse bis 51 Kilo bei den Frauen um den Titel. Stephanie, die im schwarzen Rock boxte, griff zwar ständig an und war kaum zu bremsen. Am Ende wurde ihre vorsichtiger taktierende Gegnerin Maria Hamel von Agon als neue Hamburger Meisterin ausgerufen.