Fußball-Abteilung des MTV Treubund Lüneburg wird 100 Jahre alt. Sonnabend gratuliert Zweitligist FC St. Pauli

Lüneburg. "Wir wollen nicht zweistellig verlieren, aber uns auch nicht nur hinten reinstellen", sagt Trainer Olaf Lakämper vor dem Jubiläumsspiel seines MTV Treubund Lüneburg gegen den FC St. Pauli an der Uelzener Straße am Sonnabend um 14.30 Uhr. Dass der 101 Jahre alte Bundesliga-Aufstiegsaspirant zum 100-jährigen Bestehen der Fußball-Abteilung des MTV anreist, freut besonders den stellvertretenden Abteilungsleiter Volker Harms. "Der FC St. Pauli sei ein sehr sympathischer Fußballklub, der viele Fans in unserem Verein hat".

Die Geschichte des Kickens beim MTV ist eng mit einem Ort verbunden, der als Wiege des Lüneburgers Fußballs gilt: die Rote Schleuse. Dort wurde seit den 1980er-Jahren des 20. Jahrhunderts gespielt. Dem progressiven Oberlehrer am Johannaeum Gottfried Machleidt verdankt es der MTV Lüneburg, dass seine Mitglieder auf dem freien Platz an der Schleuse gegen den am 17. April 1885 angeschafften Ball treten durften. Das MTV-Mitglied gilt deshalb als der Ahnherr der 1911 institutionalisierten Fußball-Abteilung beim MTV Lüneburg, der 1972 mit dem Treubund Lüneburg von 1848 fusionierte.

Seit 1911 stand der Fußball als wildes Kicken gegen den Widerstand der Deutschen Turnerschaft jeden ersten und dritten Sonntag im Monat auf dem Spielplan. Wurde die Gründung einer eigenen Abteilung Ende 1911 vordergründig noch wegen zu hoher Kosten abgelehnt, so stimmte die "Vorturnerschaft" des Vereins am 30. März schließlich doch zu, weil sie die fußballbegeisterte Jugend nicht verlieren wollte. Offiziell liest sich das so: "Um der jungen Fußballabteilung Gelegenheit zu bieten, mit fremden Fußballmannschaften in den Wettkampf treten zu können, wird beschlossen, sie zur Aufnahme in den Bund der norddeutschen Fußballvereine anzumelden."

Der MTV gehörte damit in der damaligen Provinz Hannover unter den Turnvereinen zu den Vorreitern. Das erste "Wettspiel" gewann der MTV am 23. Februar 1913 an der Roten Schleuse mit 3:1 gegen die SV Eintracht Lüneburg II. Größere Erfolge ließen bis Ende der 1950er-Jahre auf sich warten. Erst nachdem mit Toni Waidacher ein offizieller Trainer installiert wurde, schaffte der MTV den Aufstieg in die Bezirksklasse, wo sich der Verein etablieren konnte.

Wer mehr über die Geschichte der MTV-Fußballer erfahren möchte, ist die von dem Autorenteam um Ingrid Horn und Fritz Rechten verfasste Chronik empfohlen, die der Verein gegen eine Spende abgibt. "Die Recherche war nicht einfach, hat aber unheimlich viel Spaß gemacht", sagt Rechten. Der pensionierte Sportlehrer hat allein 30 Stunden in der Lüneburger Ratsbücherei zugebracht und zahlreichen Altmitgliedern hartnäckig Fotos und Dokumente abgeluchst.

Heute zählt die Fußballabteilung 600 Mitglieder (dem Gesamtverein gehören etwa 6 000 Mitglieder an) und ist damit die größte Fußballsparte im Landkreis Lüneburg. Aktuell kämpfen 21 Jugend- und fünf Herrenmannschaften um Punkte. Die erste Herrenmannschaft des Vereins darf sich nun mit legendären Kiezklub in Freundschaft messen. Abteilungsleiter Ulf Henning erwartet einen "Riesenevent", für den bereits 800 Karten verkauft sind. "Wir hoffen mehr als auf 1500 Zuschauer", sagt Stellvertreter Harms, "das wäre nicht nur gut für die Atmosphäre, sondern auch für unsere Kasse."

Unmittelbar vor dem Anpfiff des Freundschaftsspiel erhält die Erste Herren des MTV Treubund ihre Auszeichnung als fairstes Fußballteam der Fußballsaison 2010/2011 im gesamten Landkreis Lüneburg. Im Jahr des Aufstiegs in die Landesliga landeten die Treubund-Kicker beim VGH-Fairnesscup unter 1200 Fußballteams auf einem aller Ehren werten Platz 21.