Allein 175 Aktive waren beim A-Vielseitigkeitsturnier des Reit- und Fahrverein Vögelsen-Mechtersen am Start

Mechtersen. Man muss sich solche Augenblicke gönnen beim Vielseitigkeitsturnier des Reit- und Fahrverein Vögelsen-Mechtersen. Am Turnierplatz stehen, mit einer Skizze der Geländestrecke in der Hand, der Sonne im Gesicht und sich ganz auf die Hauptdarsteller konzentrieren, auf die Reiter und Pferde. "Noch 30 Sekunden", wird gerufen. Anna Siemer lenkt ihren Nice Connection ins kleine, weiße Holzgatter am Start. Ein kurzer Sirenenton, und das Pferd galoppiert los. "Auf geht's" haben die Gastgeber ihr erstes, noch freundliches Hindernis benannt.

Es geht vom Start weg bergauf, dann in den Wald. Reiterin und Pferd nehmen das erste Rick, noch auf dem Turnierplatz, werden schneller, verschwinden im Wald. Es dauert, dann tauchen sie am Waldrand wieder auf, nehmen einen Hügel, den Wall, dann Müllers Wurstglas und verschwinden zwischen Bäumen. Ganz hinten tauchen sie wieder auf, galoppieren über ein Feld und biegen wieder auf den Turnierplatz ein. Die Hufe sind nur leise zu vernehmen. Dann der Einsprung in den Wassergraben. Man hört es spritzen. Aber Anna Siemer ist bereits wieder den Hügel hoch, reitet eine weite Schleife und dann preschen die beiden den Hügel hinunter, über zwei Hecken und auf dem Turnierplatz der letzte Satz über die mächtige Baumwurzel, noch einmal Tempo. Man hört, wie die Reiterin ihrem schnaufenden Pferd den Hals tätschelt.

Ein-Sterne-Prüfung ist der Höhepunkt in Mechtersen

Die CIC-Ein-Sterne-Prüfung, eine schwere L-Prüfung, ist der sportliche Höhepunkt der zwei Tage in Mechtersen mit Dressur, Springen und Geländeritt. Der ist für die Ein-Sterne-Herausforderung 2800 Meter lang und die 22 Hindernisse mit den 26 Sprüngen müssen in fünf Minuten und 23 Sekunden bewältigt werden. Jede Sekunde länger wird mit 0,4 Strafpunkten belegt. Und bei dieser Prüfung, für die 47 Teilnehmer gemeldet haben, wird auch um die Landesmeisterschaften der Junioren und Jungen Reiter gekämpft.

"Für die A-Vielseitigkeit sind 175 Meldungen eingegangen", sagt Christian von Ziegner, der Vorsitzende des Gastgebers. "Das sind fast doppelt so viel wie in den Jahren zuvor. Damit sind wir an Grenzen angelangt. Mehr geht nicht." Der Teilnehmererfolg ist kein Zufall. Die A-Prüfung haben sie in Mechtersen fairer, freundlicher und leichter aufgebaut. Das lockte Nachwuchs aus Norddeutschland.

Die schon recht schwierige Ein-Sterne-Prüfung wurde durch eine leichtere L-Prüfung für nicht ganz so starke Reiter und jungen Pferde ergänzt. "Bei uns werden die drei Vielseitigkeits-Prüfungen jeweils an einem Tag durchgezogen. Deshalb hatten wir sogar Teilnehmer von der dänischen Grenze", sagte die 2. Vorsitzende, Andrea Erdmann. Aus Fehmarn war Kai Rüder angereist, der sich noch Hoffnungen auf Olympia macht. Anna Siemer (RFV Hausstelle) war mit Nice Connection 19. und mit ihrem zweiten Pferd, Cato, Neunte geworden. Die Ein-Sterne-Prüfung gewann Judith Sommer (Gut Waitzrodt) auf Light my fire vor Tabea Johanna Henze (Fehmarn) auf Paymann und Alexa Schulte-Westhof (Luhmühlen) auf Donja. Der vierte Platz von Kurd Moritz von Ziegner, einem der Söhne des Vereinschefs, brachte ihm die Bezirksmeisterschaft bei den Reitern. Bezirksmeister der Jungen Reiter wurde Christoffer Forsberg, der sich gleichzeitig den Landestitel sicherte. Der junge Schwede arbeitet und reitet bei Elmar Lesch, der vor allem auch als Auktionator dem Vielseitigkeits-Sport neue Impulse gibt. Bezirksmeister der Junioren wurde Madlaine Gervers vor Valentina Grewe, beide vom Gastgeber. Bei den Ponyreitern sicherte sich Jeanine Zöbelein (Luhmühlen) die Titel auf Bezirks- und Landesebene. Die neue Landesmeisterin bei den Junioren heißt Antonia von Baath von Luhmühlen.

Bei all den vielen Titeln, den schönsten Preis mit einer besonderen Tradition gewann Henriette Frey mit ihrer sechsjährige Stute Sternlicht. Die 17-jährige Gymnastin aus Lüneburg wird das Silbertablett entgegennehmen können. Mit dem fördern ehemalige Offiziere des Kavallerieregiments 13 den Vielseitigkeitssport im Kreis Lüneburg. Das wertvolle Silbertablett wird in jedem Jahr aufs Neue an den Sportler mit den bestebn Ergebnissen überreicht. Henriette Frey verdiente sich den Preis, den ein Reiter nur einmal im Leben erkämpfen kann, mit 113 Punkten. Valentina Grewe, ihre hartnäckigste Rivalin, hatte am Ende 111 Punkte.