FC Süderelbe weiht neuen Kunstrasenplatz am Kiesbarg mit vielen ehemaligen Fußballern und zwei Niederlagen ein

Neugraben. In gewohnt lockerer Manier spielte Nationalmannschafts-Ehrenspielführer Uwe Seeler den ersten Ball auf dem neuen Kunstrasenplatz am Kiesbarg in Neugraben. Doch Glück brachte das HSV-Idol den Landesliga-Fußballern des FC Süderelbe nicht. Das Team von Trainer Jean-Pierre Richter unterlag dem TuS Dassendorf auf dem nagelneuen, mit einer Sandschicht überzogenen Untergrund mit 1:4. Der einzige Treffer resultierte aus einem von Torjäger Mümin Mus verwandelten Elfmeter beim Stande von 0:4. Zu allem Überfluss kassierte Torhüter Sebastian Jobmann die Rote Karte wegen Beleidigung des Schiedsrichterassistenten.

Am Vorabend war es nicht unbedingt der Nostalgiefußball der älteren Herren, der bei der Eröffnungspartie der neuesten Errungenschaft im Vordergrund stand. Dabei war immerhin die Traditionself des FC St. Pauli mit vielen bekannten Namen zu Gast und maß sich bei der Premiere mit ehemaligen Ligaspielern des FC Süderelbe. Die meisten Besucher waren vor allem gekommen, um mit alten Mannschaftskameraden und langjährigen Fußballgegnern ein Bierchen zu trinken. Und diese Wiedersehensparty am Rande des neuen Kunstrasens ging in die Verlängerung. "Gegen Mitternacht haben wir langsam Schluss gemacht", sagt Matthias Nehls, der gemeinsam mit Klaus Ulbricht die Eröffnungsfeierlichkeiten organisiert hatte. "Wir hatten mit 300 bis 400 Zuschauer kalkuliert, doppelt so viele sind gekommen."

Die erfreuten sich auch an dem Fußball, den vor allem die einstigen St. Pauli-Profis vom Anpfiff an boten. Sie ließen sich nicht eine Minute Zeit, da durfte das erste Tor auf der für fast 500 000 Euro modernisierten Sportanlage bejubelt werden. Es war Michél Mazingu-Dinzey, noch schnell, noch quirlig, noch einsatzfreudig als ginge es um einen neuen Vertrag, der Süderelbes Torwart André Köper keine Chance ließ. Als die Altliga des FC St. Pauli beim Abpfiff mit 6:3 vorne lag, hatte Dinzey vier Treffer zum Sieg beigetragen. Das 2:0 für die Braun-Weißen hatte Thomas Seliger markiert, das 4:0 per Elfmeter Jörn Großkopf beigetragen. Erst nach dem Seitenwechsel und zahlreichen Umstellungen demonstrierte auch die Traditionself des FC Süderelbe, dass auf dem Kiesbarg Torjäger zu Hause waren. Carsten Reeders erfreute die alten Anhänger mit zwei Treffern. Michael "Hini" Heinrich, Trainer der zweiten Herrenmannschaft, erzielte mit einem Elfmeter das dritte Tor für die Gastgeber.

Nach der offiziellen Eröffnung hatten zunächst diejenigen den neuen, strapazierfähigen Kunstrasen in Besitz genommen, die auch für das meiste Leben darauf sorgen werden - der Nachwuchs des FC Süderelbe. "17 unserer Jugendmannschaften werden hier trainieren", erläutert Michael Nehls. "Für sie bringt die Investition von fast einer halben Million Euro den meisten Gewinn. Bei schlechtem Wetter müssen wir jetzt nicht mehr das Training absagen, wie das doch häufiger passierte." Der FC Süderelbe, der die Sportanlage in Eigenregie betreut, ist der einzige Klub im Süden Hamburgs, der sowohl mit der C-, der B- und mit der A-Jugend in Hamburgs höchster Klasse, der Verbandsliga, vertreten ist. Die zweite A-Jugend spielt dazu in der Landesliga.

An den Kosten für den Kunstrasen hat sich der FC Süderelbe mit 40 000 Euro beteiligt und mit weiteren 30 000 Euro an der Flutlichtanlage. Im Gedränge genoss auch der frühere HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorf den Abend. Süderelbes Vereinsboss Manfred Struwe hat viele Freunde beim HSV. Ein anderer, Uwe Seeler, sollte am nächsten Tag den Anstoß für das erste Ligaspiel auf dem Kunstrasen geben. Den Umzug eines ehemaligen HSV-Spielers, Ruud van Nistelrooy, in seine neue spanische Heimat hatte vor Wochen die Möbelspedition des FCS-Vereinsbosses organisiert. "Als wir alles ausgepackt hatten", erzählt Siegfried "Sigi" Sendrowski, der alte Bostelbeker Haudegen, der gelegentlich bei seinem Freund Manfred Struwe aushilft, "hatte der Nistelrooy keinen Pfennig Geld im Haus." Später aber erreichte die drei Struwe-Mitarbeiter ein Brief und ein Dankeschön aus Spanien - mit 600-Euro Trinkgeld von Ruud van Nistelrooy.