Bis Sonntag werden in Luhmühlen die EM-Titel der Vielseitigkeitsreiter im Einzel und in der Mannschaft vergeben

Luhmühlen. Am Anfang war der Blick zurück auf fast ein Jahrhundert Military- beziehungsweise modernen Vielseitigkeitssport. Dramatische und glückliche Szenen, große Reiter, unvergessene Pferde, triumphale Erfolge. Die Europameisterschaften in Luhmühlen wurden mit einer tollen Film- und Bilderschau eröffnet. "Ritte des Jahrhundert", waren auf einer riesigen Leinwand noch einmal mitzuerleben, die vor der Haupttribüne in der Westergellerser Heide aufgebaut war. Auf dem Turnierplatz vorn wurden bei der Eröffnungsfeier auch alle 71 Reiterinnen und Reiter vorgestellt, die bis Sonntag um die europäische Krone des Vielseitigkeitssports, um die EM-Titel in Einzel und Mannschaft kämpfen werden.

Sportlich beginnt die Europameisterschaft heute um 10 Uhr mit der Dressur für die Mannschaften. Für Deutschland werden Andreas Dibowski und seine Stute Fantasia, zuhause in Döhle von allen nur liebevoll Frieda gerufen, als erste in den Wettkampf eingreifen. "Für einen selbst ist das nie ganz glücklich, wenn man als Erster seines Teams raus muss", kommentiert der Olympiasieger, der noch auf dem herausgeputzten Gelände mit dem Fahrrad unterwegs ist. "Aber die ersten Dresssurreiter der zehn anderen Teams sind ja vor mir."

Disqualifikation für Reiter, die sich zu früh auf der Geländestrecke aufhalten

Am Mittwoch in der Früh hatten die Reiter, aufgeteilt in Nationengruppen, das erste Mal die von Captain Mark Phillips neu konzipierte Geländestrecke abschreiten dürfen. Wäre ein Reiter vorher im Gelände und an den Hindernissen erwischt worden, hätte das seine Disqualifikation nach sich gezogen. "Nach dem großen Turnier im Juni waren fast alle Hindernisse im Gelände komplett abgebaut worden", erläuterte Bundestrainer Hans Melzer, "dadurch ist auch der Rasen um die Hindernisse bestens gepflegt. Ab 9. August ist die neue Geländestrecke aufgebaut worden. Es ist eine sehr anspruchsvolle Prüfung, die vor allem zum Ende hin alles von Pferd und Reiter fordert."

Ob Andreas Dibowski beim Abschreiten des Geländekurses auf seiner Heimstrecke auch noch Überraschendes erlebte? "Überraschendes nicht gerade, man kennt ja die einzelnen Komplexe, die auf einen warten. Aber diesmal reiten wir die Geländestrecke anders herum, nach dem Start geht es also rechts herum und nicht wie sonst links. Alles fängt sehr freundlich an, aber am ersten Teich ist schon so ein Hallo-wach-Hindernis. Vor allem aber das vorletzte und die Einbiegung in das schmale, letzte Hindernis, das ist wirklich noch einmal vom Feinsten."

Beim abschließenden Springen wird höchste Spannung erwartet

Das Leistungsniveau bei dieser Europameisterschaft ist ungeheuer dicht. "Nach der Dressur und nach dem Geländeritt können meiner Einschätzung nach bis zu 20 Starter so eng beieinander liegen, dass sie in der Wertung nicht einmal einen Sprungfehler auseinander sind", sagt Hans Melzer. Also höchste Spannung beim abschließenden Springen, das am Sonntag um 11 Uhr beginnt.

"Der Vorverkauf war sensationell gut", bestätigt, von der Sonne gebräunt und bestens gelaunt Julia Otto, die Chefin der Turniergesellschaft. "Im Juni waren trotz der Regenschauer 22 000 Zuschauer im Gelände. Für Sonnabend wurde Sonne angekündigt. Auf 30 000 Besucher müssten wir es hier bringen, mindestens."

Wer am Sonntag gegen 15 Uhr den Beifall als Europameister 2011 genießt, hat auch 17 500 Euro mehr auf dem Konto, und eine neue Rolex-Uhr am Handgelenk. Das Preisgeld für den Zweiten sind 14 000 und für den Dritten 10 000 Euro. Die vier Reiter, die den Mannschaftstitel gewinnen, werden mit insgesamt 15 000 Euro entlohnt. Es ist übrigens schon 38 Jahre her, da wurde in Kiew das letzte deutsche Team Europameister.